Analyse einer fondsgebundenen Rentenversicherung

Eine Kundin wollte sich von mir eine fondsgebundene Rentenversicherung durchrechnen lassen, die Sie vor Jahren abgeschlossen hat. Die Dame zahlt derzeit 191,04 Euro im Monat ein. Ab Ihrem 65. Lebensjahr wird sie eine Monatsrente erhalten. Die Höhe dieser Rente hängt davon ab, welche Rendite die besparten Fonds haben werden. Garantiert ist ihr eine Rente in Höhe von 203,30 Euro im Monat.

Laut Auskunft der Versicherungsgesellschaft wird sie

  • 303,82 Euro/Monat erhalten, falls die Fonds eine Rendite von durchschnittlich 2% erzielen werden;
  • 329,34 Euro/Monat erhalten, falls die Fonds eine Rendite von durchschnittlich 4% erzielen werden;
  • 366,03 Euro/Monat erhalten, falls die Fonds eine Rendite von durchschnittlich 6% erzielen werden;
  • 418,61 Euro/Monat erhalten, falls die Fonds eine Rendite von durchschnittlich 8% erzielen werden.

Der aktuelle Rückkaufswert beträgt 8707 Euro.

Die Frage ist, wie sich das Ganze für die Kundin unterm Strich rechnet. Allerdings habe ich bei meiner Rechnung steuerliche Aspekte nicht berücksichtigt.

Die fondsgebunden Rentenversicherung kann man als einen Zahlungsstrom darstellen:

  • 01.05.2014: -191,04 Euro
  • 01.06.2014: -191,04 Euro
  • 01.07.2014: -191,04 Euro
  • 01.05.2033: -191,04 Euro
  • 01.06.2033: +366,03 Euro
  • 01.07.2033: +366,03 Euro.

Hier habe ich die Annahme getroffen, dass sich die zugrundeliegenden Fonds über die Jahre mit 6% p.a. rentieren werden, so dass am Ende die Monatsrente von 366,03 Euro zur Auszahlung kommt.

Bei einem Zahlungsstrom kann man nun den sogenannten internen Zinsfuß als Rendite berechnen.

Wie sehr sich die Rentenversicherung für die Dame lohnt hängt wesentlich davon ab, wie als sie wird. Je älter sie wird, umso mehr wird sich das Ganze für sie lohnen.

Deswegen habe ich den internen Zinsfuß der Zahlungsströme berechnet, für drei Fälle:

  1. Fall: Die Dame erreicht das 75. Lebensjahr
  2. Fall: Die Dame erreicht das 83. Lebensjahr
  3. Fall: Die Dame erreicht das 90. Lebensjahr

In Abhängigkeit von den erzielten Fondsrenditen ergeben sich folgende Werte:

Rente Alter 75 83 90
203,30 € garantiert -4,52% -0,85% 0,58%
303,82 € Bei Fondsrendite von 2% -2,05% 1,05% 2,25%
329,34 € Bei Fondsrendite von 4% -1,55% 1,45% 2,60%
366,03 € Bei Fondsrendite von 6% -0,94% 1,96% 3,06%
418,61 € Bei Fondsrendite von 8% -0,13% 2,60% 3,64%

Das heißt beispielsweise: Unter der Annahme, dass sich die Fonds mit 6% p.a. rentieren und die Dame 83 Jahre alt wird, wird ihre fondsgebundene Rentenversicherung für sie persönlich eine Rendite von 1,96% p.a. haben. Wird sie sogar 90, so wird sich ihre Rentenversicherung mit 3,06 % p.a. rentieren.

Bemerkenswert ist auch, dass die Dame so gut wie sicher eine Minusrendite haben wird für den Fall, dass sie nur 75 Jahre alt wird.

Die Frage ist natürlich, wie es sein kann, dass bei einer angenommenen Rendite der Fonds von 6% für den Anleger unter dem Strich nur Renditen von -0,94%, 1,96% oder 3,06% herauskommen.

5 Kommentare
  1. Dummerchen
    Dummerchen sagte:

    „Die Frage ist natürlich, wie es sein kann, dass bei einer angenommenen Rendite der Fonds von 6% für den Anleger unter dem Strich nur Renditen von -0,94%, 1,96% oder 3,06% herauskommen.“

    Diese Frage stellen Sie sich doch hoffentlich nicht wirklich, oder? Es handelt sich schließlich nicht um eine Geldanlage wie ein Wertpapierdepot, sondern um eine Versicherung (deren Freund ich übrigens (auch?!) nicht bin).
    Die Versicherung verpflichtet sich halt solange auszuzahlen, bis der Kunde stirbt. Wer früh stirbt, erhält weniger als er einbezahlt hat (->negative Rendite), wer besonders alt wird, wird eine positive Rendite haben.
    Wer in ein Fondsdepot mit 6% Rendite investiert hätte und dann mit 65 in eine Sofort-Rentenversicherung investiert, wird ähnliche Erfahrungen machen.

    Oder wollten Sie etwas anderes zum Ausdruck bringen, dass ich übersehen habe?

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  2. Björn
    Björn sagte:

    Hallo Herr Peterreins,

    die Frage lässt sich an sich ja leicht beantworten. Der Versicherer möchte ja zum einen auch noch seinen Teil verdienen und knappst sich ein kleinen Teil ab, zum anderen rechnen die Versicherer heutzutage mit Sterbetafeln jenseits des 100. Lebensjahres. Was sich noch mehr aufdrängt ist, wie sehe die reale Rendite aus, wenn man noch davon ausgeht, dass wir 2% Inflation jedes Jahr haben?
    Die Kernfrage sollte deshalb lauten, lohnt es sich überhaupt noch fondsgebundene Rentenversicherungen abzuschließen? Diese Frage ist meines Erachtens wieder nur individuell zu betrachten, da z. B. viele Menschen „Anlegen in Eigenregie“ schwieriger durchführbar finden im Vergleich zum „auferlegten“ Anlegen im Rahmen einer Versicherung.

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  3. Günter
    Günter sagte:

    schade, dass ich den Blog erst jetzt gefunden habe. Ich stöbere hier sehr gerne durch und die Artikel hier sind wirklich sehr interessant. Zur Fondsgebundenen RV möchte ich nur sagen, dass die steuerliche Betrachtung hier sehr ausschlaggebend ist und ich denke, man sollte das durchaus einmal gegenüberstellen. Speziell wenn in die RV über >12Jahre einbezahlt wird, greift das Halbeinkünfteverfahren und man muss nur noch die Hälfte versteuern. Dann fährt man mit der fondsgeb. RV besser. Mich würde da Ihre meine dazu interessieren!

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      In der Regel berücksichtige ich bei einer RV auch den steuerlichen Aspekt. Und glauben Sie mir, der macht fast nie das Kraut fett, wie man so sagt. Ich habe letztens die Rürup-RV für einen Kunden bewertet. Unter der Voraussetzung, dass der Kunde exakt so alt wird, wie die Sterbetafel seine Lebenserwartung ausweist, dann liegt die Rendite seines Rürup-Vertrags bei etwa 1,7% p.a. – und das mit voller Berücksichtigung aller staatlichen Förderungen oder steuerlichen Vorteile.

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  4. Carsten
    Carsten sagte:

    Ist zwar schon älter, aber bei eigenen Berechnungen meiner fondsgebundenen Rentenversicherung bin ich zum Schluss gekommen, dass sich wenn nur Nettopolicen mit etfs lohnen und dann durch den steuerlichen Aspekt sogar Sparen in Eigenregie mit etfs schlagen können. Meine eigene Police ist leider total unrentabel da ich im Vergleich zu sparen in Eigenregie etwa die Hälfte an Ablaufleistung erhalten würde.

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