Wie das Vertrauen zum Bankberater bestraft wird

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In der Süddeutschen Zeitung vom 17.03.2014 stand ein interessanter Artikel: „Darf’s auch ein Riesenrad sein?“ (Autor: Oliver Hollenstein):

„Die Kurzfassung der Geschichte von Karl-Heinz Schneider, der aus juristischen Gründen in der Zeitung anders heißen muss als im wirklichen Leben, ist schnell erzählt. Vor 14 Jahren starb plötzlich seine Frau. Schneider musste sich allein um die beiden Söhne kümmern. Er bat seinen Bankberater, sein kleines Vermögen sicher anzulegen, um das Leben der Familie teilweise aus den Zinsen zu finanzieren. Der Berater lud ihn immer wieder zum Italiener ein, riet ihm, in Schiffe, Hochhäuser und Riesenräder zu investieren. Bombensicher sollte das sein. Am Ende verlor Schneider sein Vermögen. „

Der arme Herr Schneider ist einer von vielen Anlegern, die schmerzhaft gemerkt haben, dass man seinem Bankberater nicht blind vertrauen darf. Eigentlich schade, aber so ist es nun einmal. Wer Rat sucht in Sachen Geldanlage, sollte sich immer auch das hinterfragen, was ihm sein Berater sagt.

Und dennoch stellt sich die Frage: Wie kann man es erkennen, ob man mit einem vertrauenswürdigen Berater zu tun hat oder nicht?

Die allermeisten beantworten diese Frage schlicht gefühlsmäßig. „Mein Berater ist so nett und sympathisch – deswegen vertraue ich ihm.“

Tut mir leid, aber das ist tatsächlich bei weitem die schlechteste Art, einem Finanzberater Vertrauen zu schenken. Wenn aber nicht vom Gefühl her, wie dann sonst?

Nachfolgend ein paar Kriterien, anhand derer man die Vertrauenswürdigkeit seines Anlageberaters überprüfen kann.

Hohe Renditen ohne Risiko gibt es nicht

Viele Anleger wünschen sich die sichere Geldanlage, die hohe Renditen bringt. Ein guter Anlageberater macht darauf aufmerksam, dass es so etwas nicht gibt. Entweder will man Sicherheit, dann muss man aber Abstriche bei der Rendite machen. Oder man will hohe Renditen, das aber nur mit entsprechend hohen Verlustrisiken.

Ein nicht-vertrauenswürdiger Anlageberater redet den Anlegern nach dem Mund und erzählt von sicheren Anlagemöglichkeiten (zu denen natürlich er privilegierten Zugang hat) mit hohen Renditeaussichten.  Wer an so einen Anlageberater kommt, sollte schnellstmöglich das Weite suchen.

Überhaupt ist es ein Zeichen guter, vertrauenswürdiger Anlageberater, dass sie sehr dezidiert auf eventuelle Risiken hinweisen und sie nicht herunterspielen. Ein solcher Anlageberater erschreckt manchmal regelrecht seine Anleger damit, was alles passieren könnte. Aber besser so, als wenn der Anleger dann hinterher erschreckt wird von Verlusten, von deren Möglichkeit er vorher gar nichts wusste.

Richtig aufgeklärt kann der Kunde dann immer noch entscheiden, ob er nicht vielleicht lieber eine sehr sichere Geldanlage – mit geringeren Renditeaussichten – wünscht.

Überhaupt meine ich, dass ein vertrauenswürdiger Anlageberater ganz klar auch Tagesgeld oder Festgeld als Option ins Spiel bringt. Es ist nämlich so, dass er selbst (oder die Bank) hier in der Regel gar nichts oder so gut wie nichts verdient. An sogenannten Sachwert-Investitionen verdienen sich aber viele Berater eine goldene Nase. Das ist der Hauptgrund, warum so häufig Festgeld/Tagesgeld schlecht geredet wird. Wer aber wirklich gar kein Risiko möchte, ist hier definitiv am besten aufgehoben.

Zu großes Selbstvertrauen mit Prognosen

Wer mein Weblog kennt, weiß, dass ich immer wieder vor Prognosen im Geldanlagebereich warne. Meiner Meinung ist das tatsächlich ein Kriterium für einen nicht-vertrauenswürdigen Finanzberater, wenn er sich zu sicher ist, was bestimmte künftige Kapitalmarktentwicklungen betrifft.

Natürlich verkauft sich eine hohe Selbstsicherheit besser. Ein Berater signalisiert damit, dass er ein Wissen hat, das andere nicht haben. Fakt ist aber, dass es sich nur um ein Scheinwissen handeln kann. Kein Anlageberater kann ein solches Wissen haben zu sagen, wie es entweder mit bestimmten Aktien oder mit ganzen Kapitalmärkten weitergeht. Wer das mit hoher Selbstsicherheit behauptet, ist entweder wirklich ein Scharlatan oder er lügt sich selbst an.

In beiden Fällen tut ein Anleger gut daran, das Weite zu suchen. Es gibt ja sogar Studien, die zeigen, dass besonders selbstbewusste Personen mehr als andere falsch liegen.

Vertrauenswürdig hingegen ist ein Anlageberater, der die Grenzen seines eigenen Wissens kennt und offen zugibt.

„Kosten spielen keine Rolle“

Wer die Bedeutung der Kosten bei der Geldanlage herunterspielt, ist definitiv kein vertrauenswürdiger Anlageberater. Noch schlimmer ist es natürlich, wenn sie erst gar nicht genannt oder sogar falsch dargestellt werden. Das passiert leider bemerkenswert häufig.

Ein guter Anlageberater hingegen weist offen und transparent (und von sich aus) auf die mit der Geldanlage verbundenen Kosten hin. Er versucht idealerweise aktiv für den Kunden kostengünstige Varianten zu finden.

So viel heute zum Thema, wie erkenne ich einen vertrauenswürdigen Anlageberater. Es gibt sicherlich noch mehr. Das vielleicht später mal an dieser Stelle.

 

 

 

4 Kommentare
  1. Heinrich Giefing
    Heinrich Giefing sagte:

    In dieser Liste fehlt mir noch ein wesentlicher Punkt: die Diversifikation. Wenn ein Berater einem Kunden nur genau ein Produkt „empfiehlt“, weil alles andere Mist ist, sollte man auch die Flucht ergreifen.
    Meist ist dieses Produkt das jenige, das die höchste Provision bringt (dem Vermittler natürlich).

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  2. Bernhard Schuster
    Bernhard Schuster sagte:

    Ein weiterer sehr hilfreicher Tipp ist es natürlich, den Namen des Beraters bzw. Beraterin zu googeln. Oftmals findet man bereits Hinweise von anderen Kunden, die über ihre Erfahrungen mit dem Berater oder Beraterin plaudern. Diese Bewertungen sind sehr hilfreich sich ein Bild vorweg von den Qualitäten eines Beraters zu machen.

    Zumindest sollte man Einträge finden, die die gewerberechtlichen Zulassungen des Finanzberaters zeigen.

    Wenn nichts gefunden wird, dann wirft das ebenfalls ein seltsames Licht auf den Berater. Vorsicht ist angesagt!

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  3. Hansetrust
    Hansetrust sagte:

    Oder man geht einfach mal zu einem bankenunabhängigen Anlagevermittler und läßt sich dort beraten, auch nicht zu irgendeinen, sondern jemanden der auf Kapitalanlagen spezialisiert ist und eingehend und umfassend Finanzprodukte versteht und nicht nur verkaufen möchte, sondern in erster Linie darauf bedacht ist, sich seinen zufriedenen Kundenstamm aufzubauen.

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  4. Finanz-Mensch
    Finanz-Mensch sagte:

    Das kann ich nur unterschreiben, sowohl im Bank- als auch im Auto-Kauf-Bereich. Hier ist es im Endeffekt nicht anders. Nehmen sie doch noch die Sportsitze, versuchen sie es doch mal mit diesem und jenen Paket. Vertrag abgeschlossen und anschließend wartet man zwei Wochen auf die Beantwortung einer Mail. Im Bankbereich hatte ich bei meiner letzten Bank für ein Geschäftskonto zwar eher gute Erfahrungen, aber wir sind hier auch auf dem Dorf, da ist’s hoffentlich bzw. glücklicherweise noch etwas anders.

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