Mathematik und Geldanlage

Vor einigen Wochen habe ich in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel gelesen mit dem Titel: „Mathe kann glücklich machen“ (SZ vom 27.7.13 Seite 2). Ich habe ja Mathematik studiert und freue mich naturgemäß über Zeitungsartikel, die dieses Fach positiv darstellen.

In dem Artikel wird das zwiespältige Verhältnis geschildert, das viele zur Mathematik haben. Einerseits läuft in unserer heutigen technisch-modernen Welt nichts ohne Zahlen und Formeln, auf der anderen Seite erinnern sich viele nur mit Schaudern an den Mathe-Unterricht ihrer Schulzeit. Der Autor des Artikels, der Mathematik-Professor Christian Hesse, findet es schade, dass Mathematik häufig so in der Schule gelehrt wird, dass es den Schülern keinen Spaß macht. Seiner Meinung nach ginge es auch anders.

Ich halte Mathematik auch für außerordentlich wichtig, gerade im Finanzbereich …

Denn gerade bei Fragen der Finanzen und der Geldanlage muss man ständig mit spitzen Bleistift rechnen.

  • Welche Rendite wird wirklich bei dem Riester-Vertrag (oder Rürup-Vertrag) herauskommen?
  • Lohnt es sich diese Immobilie mit der und der Finanzierung zu finanzieren?
  • Unter welchen Voraussetzungen rechnet sich für mich ein Bausparvertrag?
  • Welche Zielrendite brauche ich, um ein bestimmtes Anlageziel zu erreichen?
  • Welche Rendite müssen die Investitionsobjekte eines geschlossenen Fonds erreichen, alleine damit der Anleger mit plus/minus Null wieder aus der Sache kommt? Bzw. damit der Fonds tatsächlich die versprochenen Renditen erreicht?
  • Welche Rendite hat mein Wertpapierdepot in den letzten 5 Jahren erzielt? War die Performance meines Depots besser als die des DAX?

All das sind Beispiele für Fragestellungen im Finanzbereich, die man letztlich nur mit guten mathematischen Kenntnissen beantworten kann.

Und seltsamerweise können das sogar viele Finanz- und Anlageberater nicht wirklich. Die Ursache dafür liegt natürlich darin, dass viele Finanzberater eigentlich nicht wirklich Berater sind, sondern Verkäufer von Finanzprodukten. Da werden schöne Versprechungen gemacht, teilweise die Ängste der Anleger ausgenutzt, tolle Prospekte verteilt. Aber um konkretes Nachrechnen geht es sehr häufig gerade nicht bei vielen „Beratungsgesprächen“.

Ich finde diese Situation irgendwie traurig. Gut wäre es, wenn die Anleger eine gewisse Sensibilität entwickeln würden, nicht einfach nur einem schönen Schein zu vertrauen, sondern sich vor allem die Zahlen sehr genau anzusehen und alles gründlich durchzurechnen (bzw. wenn man es selbst nicht kann, durchrechnen zu lassen).

4 Kommentare
  1. Martin Hark
    Martin Hark sagte:

    Ein wirklich sehr interessanter Artikel! Ich beschäftige mich gerade mit den Möglichkeiten von Aktieninvestments. Aktien stellen wahrscheinlich die beste und rentabelste Möglichkeit der langfristigen Geldanlage dar. Das wichtigste hierbei ist, dass man bevor man in diese Anlageklasse investiert, genau über deren Chancen und Risiken Bescheid weiß. Es gibt unterschiedliche Arten wie man hierbei in Aktien investieren kann. Je nach Risikotyp kann jeder unterschiedlich in den Aktienmarkt investieren. Grundsätzlich muss man hierbei jedoch die Absicht eines längeren Engagements mit sich bringen. Als Investor muss man sich im Klaren sein, dass ein Aktieninvestment Geduld und Zeit beansprucht. Sicherlich kann man auch kurzfristig inAktien investieren – hierbei dienen diese jedoch nicht mehr zur Geldanlage sondern lediglich zur Spekulation. Obwohl die Aktienmärkte jetzt bereits über zehn Jahren seitwärts laufen bzw. gewisse Indizes ihre Höchststände nicht wieder erreicht haben oder sie diese nicht massiv überschreiten konnten, sind Aktien langfristig betrachtet noch immer die rentabelste Möglichkeit der Geldanlage. Vielleicht bieten gerade so Zeiten, die Zeiten in oder nach einer langen Seitwärtsbewegung, wieder große Chancen für zukünftige Aktieninvestments. Jedoch muss man sich hierbei im Klaren sein, dass man die Zukunft nie von der Vergangenheit ableiten kann.

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  2. Ralf
    Ralf sagte:

    Hallo,

    das ist tatsächlich leider immer noch oft gang und gäbe, dass junge Auszubildende von sogenannten seriösen Finanz- und Anlagenberatern eine Lebensversicherung aufgeschwatzt bekommen. Hierbei werden diese gezielt aufgesucht, weil ihre Bildung und insbesondere ihre Mathematik-Kenntnisse nicht ansatzweise das überschauen können, was ihnen dort angedreht wird – mit Laufzeiten und Renditen, von denen einem richtig schlecht wird. Mit Moralität und Korrektheit hat dies überhaupt nichts zu tun – nur mit Profitgier. Da sich solch ein Menschenschlag nicht ändern wird, gilt hier: Alle aufgepasst, die im Fach Mathematik schlecht waren und just nach einem Hauptschul- oder Realschulabschluss eine Lehre beginnen möchten, denn – ein unseriöser Finanz- und Anlagenberater wird nicht lange auf sich warten lassen!

    Grüße

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  3. Der Couponschneider
    Der Couponschneider sagte:

    Meiner Erfahrung nach finden sich Opfer der Finanzberater auch unter jenen Leuten, die rechnen können sollten. Ich bin Informatiker und habe selbst mit Informatikern und Ingenieuren zu tun. Die können rechnen und Finanzmathematik macht man doch mit links, wenn man sich im Studium durch Fourierentwicklung quälen musste. Aber trotzdem tappen die in die Falle.

    Ich hatte das Glück, nie mit Mathematik auf Kriegsfuß gestanden zu haben und bin mit einer Hartnäckigkeit gesegnet, neue Themengebiete zu erschließen. Ich riester nicht, ich habe keine KLV, ich mache auch keine Gehaltsumwandlung für eine Betriebsrente. Ich kaufe mir Aktien.

    Manchmal reicht eigentlich gesunder Menschenverstand. Wozu eine Lebensversicherung abschließen, wenn man keine Angehörigen hat, die man absichern muss? Wozu eine Riesterrente, wenn man aufgrund seines Lebensweise nicht lange leben wird? Ich habe auch schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung gesehen, da habe ich mich ernsthaft erschrocken:

    Der Versicherte war Anfang 20, war Zeitsoldat, aber ungelernt. Da nutzt auch der Verzicht auf abstrakte Verweisung nichts. Die BU-Versicherung endete mit Eintritt des 41. Lebensjahres, also mitten im Leben. Die BU-Rente hätte im 400 € bis 450 € betragen. Da muss man nicht rechnen können, um zu erkennen, was für ein Schwachsinn das ist. Mich macht es einfach wütend, dass Versicherungsvertreter so einen Unsinn an den Mann bringen. Kennen die keine Berufsethik? Der Versicherungsvertreter war von der Allianz.

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  4. Helmi
    Helmi sagte:

    Ich muss sagen , Mathematik ist wichtig, aber nicht für jeden Beruf, ich finde die Schule müsste mal auf den neuesten Stand gebracht werde, ich kenne viele Menschen die nach der Schule abgegangen sind und meinten , das was wir in der Schule beigebracht bekommen haben, nutzen wir 70 % nicht mehr im Leben und ja das kann ich auch teil bestätigen, wenn ich mir überlege was ich früher in der Schule beigebracht bekommen habe, kann ich nur den Kopf schütteln, leider ist es aktuell weiterhin so, viele Sachen in der Schule sind für die Zukunft unnützlich.

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