Risikomanagement in turbulenten Börsenzeiten

An den Börsen gab es in den letzten Wochen wieder Kursverluste. Seit Anfang Juni bis heute hat der DAX in der Spitze fast 7 Prozent verloren. Angesichts dieser Entwicklung möchte ich noch einmal auf die große Bedeutung eines aktiven Risikomanagements hinweisen. Risikomanagement wird von den meisten Privatanlegern vernachlässigt, ist aber, meiner Meinung nach, elementar  bei der Geldanlage für elementar.

Und was Risikomanagement betrifft, ist es wichtig zu verstehen, dass es hier verschiedene Ansätze gibt. Je nachdem welche Ziele der Anleger verfolgt …

Es gibt sicherlich eine ganze Reihe guter Risikomanagement-Strategien. Nachfolgend gebe ich drei Beispiele.

Re-Balancing

Für Anleger mit einem langen Anlagehorizont geeignet ist das Re-Balancing. Dabei legt man sich zunächst die verschiedenen Anlageklassen fest, in die man investieren möchte. Beispielsweise:

  • Europäische Aktien
  • US-Aktien
  • Japanische Aktien
  • Schwellenländer-Aktien
  • Rohstoffe
  • Staatsanleihen

Für diese Anlageklassen legt man sich dann Soll-Quoten fest. Das Risikomanagement besteht dann schlicht darin, regelmäßig die Ist-Quoten des Portfolios zu überprüfen und gegebenenfalls wieder an die Soll-Quoten anzupassen.

Hatte eine Anlageklasse eine besonders gute Performance, so wird sie eben durch diese Entwicklung einen zu hohen Anteil am Gesamtportfolio haben, wird somit reduziert. Anlageklassen hingegen, die sich unterdurchschnittlich entwickelt haben, müssen tendenziell nachgekauft werden.

Dieser Risikomanagement-Ansatz führt zu einem strikt antizyklischen Anlageverhalten.

Stop-Loss-Limits

Für Anleger mit kürzerem Anlagehorizont kann eine Strategie mit Stop-Loss-Limits geeignet sein. Voraussetzung ist meiner Meinung nach, dass man Finanzinstrumente verwendet, die nicht zu schwankungsreich sind. Ich halte Stop-Loss-Limits somit für Aktien für eher ungeeignet, wohl aber für Anleihen und risikoarme Zertifikate.

Sind Wertpapiere nämlich zu schwankungsreich, so besteht eine zu große Gefahr, wie man so sagt, ausgestoppt zu werden. Das heißt, dass kurzfristig die Stop-Loss-Marke unterschritten wird, man somit verkaufen muss, kurz danach aber die Kurse schon wieder steigen. In der Praxis ist das dann sehr ärgerlich.

Soll-Quoten für Restlaufzeitrenditen

Für eine ganze Reihe von Finanzinstrumenten kann man sogenannte Restlaufzeitrenditen berechnen. Beispielsweise für Anleihen, aber auch für Discountzertifikate.

Hat man beispielsweise eine Anleihe, die heute bei 100 Euro notiert, noch zwei Jahre läuft und jedes Jahr 5 Euro Zinsausschüttung hat, dann ist die Restlaufzeitrendite 5%.

Nehmen wir nun an, wir haben eine solche Anleihe für 100 Euro pro Anteil gekauft. Und nun fällt der Kurs auf 97 Euro. Dann steigt die Restlaufzeitrendite auf 6,65% p.a. Denn die Coupon-Zahlungen von 5 Euro und die Endzahlung von 100 Euro bleiben ja gleicht. Bezieht man das aber auf den niedrigeren Kurs von 97 Euro, dann entspricht dies einer höheren Rendite. Diese Rendite kann man mathematisch berechnen und kommt auf die genannten 6,65 % p.a.

Umgekehrt fällt die Restlaufzeitrendite, wenn der Kurs der Anleihe steigt. Steigt der Kurs beispielsweise auf 103 Euro, so kann man berechnen, dass die Restlaufzeitrendite der Anleihe jetzt bei 3,42 % p.a. liegt.

Wie kann man nun solche Restlaufzeiten fürs Risikomanagement verwenden?

Dazu muss man sich erst einmal darüber klar werden, dass die Renditen, die man mit einer Geldanlage erwarten darf, immer mit dem Risiko verknüpft sind, das die Anleger mit dieser Geldanlage verbinden. Nehmen wir beispielsweise zwei Anleihen an, eine deutsche Staatsanleihe mit einer Verzinsung von 2 % p.a. und eine griechische Staatsanleihe mit einer Verzinsung von 20 % p.a. Offenbar widerspiegelt die Verzinsung das Verlustrisiko, das die Anleger mit der jeweiligen Anleihe verbinden.

Nimmt man nun an, dass man ein Portfolio an Anleihen und Discountzertifikaten hat (für die man wie gesagt gut Restlaufzeitrenditen berechnen kann), so könnte man sich also Zielrendite 4 % festlegen. Man stellt sich also verschiedene Finanzinstrumente zusammen, so dass, übers gesamte Portfolio gerechnet, diese Zielrendite herauskommen müsste.

Nehmen wir nun an, dass die Märkte sich insgesamt verdüstern, die Anleger also in den Märkten mehr Risiken sehen, dann wird sich das einerseits in fallenden Kursen zeigen. Andererseits werden natürlich die Restlaufzeitrendite übers Gesamtportfolio steigen.

Obwohl man also ursprünglich mit 4 % gestartet hat, liegt die Restlaufzeitrendite des Portfolio aufgrund der Marktveränderung plötzlich bei 8,5 %.

Als Risikomanagementstrategie kann man sich nun eine obere Marke festlegen, ab der man sein Portfolio so umschichtet, dass die ursprüngliche Zielrendite wieder hergestellt wird. Ist beispielsweise diese Marke bei 8% festgelegt, so müsste der Anleger in unserem Beispiel Anleihen oder Discountzertifikate verkaufen, und so umschichten, dass die Restlaufzeitrendite des  Gesamt-Portfolios wieder bei den avisierten 4 % liegt. Aus dem Portfolio wird somit weniger riskant sein.

Links zum Thema:

 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert