Die Menschen fürchten sich vor den falschen Dingen

Am 23. April habe ich einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gelesen, der mich im übertragenen Sinne an das Verhalten vieler Anleger erinnert hat. Der Titel des Artikels von Christopher Schrader lautete: „Logik der Angst“. Untertitel: „Menschen überschätzen viele Gesundheitsgefahren und achten andere zu gering. Eine bessere Ausbildung in Statistik könnte die Sicht auf die wirklichen Risiken im Leben lenken.“

In dem Artikel geht es darum, dass viele Menschen dazu neigen, verhältnismäßig kleine Gefahren deswegen zu überschätzen, weil sie groß in den Medien aufgebauscht werden. Andere Gefahren sind zwar faktisch viel gravierender, erschrecken uns aber seltsamerweise viel weniger.

In dem Artikel steht zum Beispiel:

„Da ist zum einen die Gefahr durch Schimmelpilze auf Lebensmitteln… Das großzügige Abschneiden der verschimmelten Schicht beseitige den Pilz und die giftigen Pilze … nicht, erklärt [die Abteilungsleiterin im Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung] Böl: ‚Bitte haben Sie bewusst Angst vor diesen Abfloxinen … weil sie die Leber angreifen.‘

‚Das Kernproblem ist, wir fürchten uns vor Dingen, die uns nicht umbringen‘, sagt Gerd Gigerenzer … und Prof. Karl Mosler ergänzt: ‚Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, kleine Wahrscheinlichkeiten intuitiv richtig zu erfassen. Sie werden dann überschätzt.“ Das liegt auch an der öffentlichen Diskussion: Viele Medien widmen kleinen Gefahren große Schlagzeilen.

Gerade bei den Gesundheitsrisiken müssten wir Menschen häufiger fragen: ‚Was bedroht unser Leben wirklich?‘

Gaby-Fleut Böl versuchte …, die Diskrepanz in der öffentlichen Diskussion am Beispiel von zwei Lebensmittelskandalen aus dem Jahr 2011 zu erklären. Damals war zunächst Dioxin in Hühnereiern gefunden worden … Dann warnten die Behörden vor der Krankheit Ehec …

In einer Umfrage danach sagten 40 Prozent der Teilnehmer, beide Ereignisse hätten ihre Gesundheit in gleicher Weise bedroht, weitere 30 Prozent fanden das Dioxin sogar gefährlicher. Die Wissenschaftlich sehen es indes ganz anders: ‚Ehec hat 53 Todesfälle in Deutschland ausgelöst‘ so Böl. Das Dioxin hingegen hätte sich ohne akute Folgen langsam im Körper angereichert… In jedem Gramm Fettgewebe eines Verbrauchers, der ein Jahr lang täglich zwei belastete Eier gegessen hätte, wären 13 statt vorher zehn Picogramm Dioxin nachzuweisen gewesen. …

‚Das Dioxin im Futter war ein juristischer Verstoß, der verfolgt werden musste.‘ Aber die öffentliche Reaktion habe in keinem Verhältnis zum Gesundheitsrisiko gestanden …“

Genau dasselbe Problem sehe ich im Finanzbereich oder bei der Geldanlage. Auch hier fürchten sich viele Menschen vor den falschen Dingen. Manche Ereignisse – zum Beispiel Börsencrashs – werden in den Medien breitgetreten. Wenn aber die Kurse über Monate oder Jahre hinweg unmerklich steigen, bekommen das viele Menschen nicht mit. Kein Wunder, dass viele Anleger beim Stichwort „Aktien“ vor allem „Kursverluste“ oder „Crash“ assoziieren.

 

 

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