Honorarberatung soll gesetzlich geregelt werden

Gute Honorarberatung in MünchenIch habe heute in der Süddeutschen Zeitung gelesen, dass die Honorarberatung gesetzlich geregelt werden soll. Ich selbst biete ja eine Honorarberatung in München an, bin also prinzipiell für ein solches transparentes Modell in der Finanzberatung. Da ich aber in der Praxis so einiges erlebe, muss ich vor einem warnen: der Gleichsetzung von „Honorarberatung“ und „guter Finanzberatung“.

Erst vor ein paar Monaten kam ein Anleger zu mir, zeigte mir sein Depot und erklärte mir sein Problem. Ich stellte fest, dass vieles im Argen war und das Depot weit davon entfernt war, auf die Anlageziele des Kunden ausgerichtet zu sein. Das Pikante: Sein bisheriger Finanzberater war reiner Honorarberater. Und das nicht zu knapp. Ich konnte es kaum glauben, was hier an Honoraren einkassiert wurde. OK, alles sehr transparent. Aber bei einem meinetwegen intransparenten Provisionsberater hätte er deutlich weniger Kosten gehabt. Und das Depot hätte auch nicht unbedingt schlechter strukturiert sein müssen.

Wie gesagt, ich bin ja an sich der Meinung, dass Honorarberatung eine gute Sache ist. Aber der Anleger darf nicht den Fehler machen dogmatisch zu glauben: Jeder Honorarberater ist ein guter Finanzberater. Das ist sicherlich nicht der Fall.

Genauso wenig wie jeder Arzt immer ein die besten Ratschläge gibt. Auch ein Arzt bekommt ja keine Provisionen, sondern wird auf Honorarbasis bezahlt. Und dennoch ist deswegen nicht automatisch jeder Arzt ein guter Arzt. Und jeder Patient tut gut daran, auch beim Arztbesuch seinen gesunden Menschenverstand wach zu halten, nicht alles blind zu glauben, sondern manchmal auch Dinge zu hinterfragen.

Und genauso ist es bei der Finanzberatung. Auch wenn sie als Honorarberatung daherkommt.  Letztlich geht es um den mündigen Anleger, um es mal so auszudrücken (Ähnlich wie in der Medizin um den „mündigen Patienten“). Und es mag sein, dass der eine oder andere Finanzberater kein Interesse an einem solchen mündigen, gut aufgeklärten Anleger hat. Das kann aber gleichermaßen für einen Honorarberater wie für einen provisionsorientierten Berater gelten. Oder eben auch nicht gelten.

Ich kenne provisionsorientierte Berater, von denen ich sehr viel halte, und die durchaus Interesse an einem aufgeklärten Kunden haben und gut und korrekt beraten. Die Trennlinie zwischen „gut“ und „böse“ in der Finanzberatung wird nicht durch „Honorar“ und „Provision“ markiert. So einfach ist die Welt leider nicht.

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Übrigens meine Honorarberatung, die ich in München anbiete, kostet 125 Euro pro Stunde.

 

 

2 Kommentare
  1. Beratung auf Honorarbasis
    Beratung auf Honorarbasis sagte:

    Vollste Zustimmung, Herr Dr. Peterreins! Leider gibt es diese schwarzen Schafe in jeder Branche – und immer trifft ihr Tun jene Interessenten, die sich auf dem Gebiet nicht auskennen. Ihr Arzt-Beispiel trifft den Kern, dasselbe gilt etwa, wenn ich als Ahnungsloser mein Auto in die Kfz-Werkstatt bringe und mich auf das Handeln und die Abrechnung der Werkstatt verlasse. Das zeigt: Wir können diese schwarzen Schafe nicht auf eine oder wenige Branchen reduzieren.
    Wie funktioniert es nun, dass der Kunde tatsächlich aufgeklärt werden kann und den Durchblick erhält? Ich denke, sowohl Kunden als auch Berater müssen sich schlichtweg die Zeit nehmen, Punkt für Punkt miteinander durchzuarbeiten und zu erklären, warum welches Produkt sinnvoll oder sinnlos ist.

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  2. Klardenker
    Klardenker sagte:

    Leider lässt sich nicht einmal beim Arzt ein gewisser Interessenkonflikt vermeiden. Nehmen wir bspw. einen Zahnarzt. Welche Füllung soll ich nehmen? Brücke ja oder nein? Zahn ziehen oder aufwendig retten? usw. Man bräuchte eigentlich zwei Ärzte, zwei Autowerkstätten etc. Der eine weiß, dass es nur ein Honorar gibt für die Diagnose, nicht aber für die Ausführung. Mit dieser Diagnose gehe ich nun zum Arzt, Werkstatt, die nur die Ausführung macht. Ein Honorarberater hat bspw. dann einen Interessenkonflikt, wenn er neben seinem Honorar auch Provisionen bekommt und bspw. eigene Fonds hat. Ein Honorar wird demnach nie in Gänze Interessenkonflikte vermeiden, aber trägt als alleiniges Entlohnungsmodell (ohne zusätzliche Provisionierung) sicherlich zu ex ante besten Ergebnissen.

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