Zyklus der Schiffsfonds

Eigentlich ist es klar, dass antizyklisches Investieren erfolgreicher sein muss als prozyklisch jedem Trend hinterherzulaufen. Anizyklisch bedeutet nämlich, dann in eine Anlageklasse zu investieren, wenn sich niemand dafür interessiert. Und dann zu verkaufen, wenn es so etwas wie einen Hype gibt.

So klar das ist, so schwierig ist das in der Praxis umzusetzen. Denn die menschliche Psyche macht dem normalen Anleger hier einen Strich durch die Rechnung. Wenn sich die große Masse gerade nicht für eine Anlageklasse interessiert, dann ist man geneigt zu glauben, dass es dafür sicherlich einen driftigen Grund gibt. Umgekehrt ist die Verlockung nur zu groß, wenn sich alle auf eine bestimmte Sache stürzen.

Ein gutes Beispiel hierfür sind Schiffsfonds während der letzten Jahre …

Wenn ich mich um das Jahr 2005 herum mit Anleger unterhalten habe. Und bei der Analyse festgestellt habe, dass sie Schiffsfonds im Portfolio hatten, habe ich immer zum sofortigen Verkauf geraten. Dieser Ratschlag ist fast immer auf vollkommenes Unverständnis gestoßen. „Warum soll ich etwas verkaufen, was gerade so gut läuft?“ Meine Antwort war: „Gerade deswegen. Jetzt bekommen Sie sehr gute Zweitmarktpreise.“

Es ist wirklich erstaunlich, aber damals, glaube ich, hat keiner meiner Rat umgesetzt. Als dann aber die Krise am Schiffsmarkt losging und die Zweitmarktpreise in den Keller gingen in Richtung Unverkäuflichkeit. Dann plötzlich bekam ich Anrufe der Art: „Herr Peterreins, Sie hatten mir doch zum Verkauf geraten. Jetzt würde ich das gerne machen.“ Meine Antwort: „Naja, jetzt ist es leider zu spät. Jetzt bekommen Sie entweder sehr schlechte Preise oder Ihre Beteiligung ist gar nicht verkäuflich.“

Solche Zyklen gibt es immer wieder. Das Problem ist natürlich, dass man solche Zyklen erst im Nachhinein erkennt. Im Vorhinein gibt es immer noch die ganze hoffnungsvolle Bandbreite verschiedener Möglichkeiten. Ich z.B. bin der Meinung, dass wir gerade eine Art Blase am deutschen Immobilienmarkt haben. Und die Entwicklung von Gold verstehe ich auch schon des längeren nicht. Ich halte hier einen Abschwung wahrscheinlicher als einen weiteren Anstieg. Und warum? Schlicht deswegen, weil sich derzeit zu viele für diese Anlageformen interessieren.

Aber vielleicht täusche ich mich ja. Möglicherweise steigt Gold noch weiter und mögicherweise halten Immobilien alle Erwartungen, die derzeit so viele Anleger an sie stellen. Wie gesagt, ich bin skeptisch. Aber wissen kann man es nicht. Das ist das ewige Dilemma des Anlegers.

Was folgt nun daraus? Eigentlich schon direkt banal: Risikostreuung. Nicht alles auf eine Karte setzen. Sondern sein Geld auf viele verschiedene Anlageklassen verteilen. Wer sich seiner eigenen Unwissenheit bewusst ist, diversifiziert. Nur Leute, die sich zu sicher sind, und Dinge definitiv zu wissen glauben, halten Diversifikation für eine dumme Idee. Wenn ich zu „wissen“ glauben, dass Gold eine große Zukunft haben wird, warum sollte ich dann noch andere Anlageformen beimischen?

Das Problem ist nur, dass solche Dinge niemand wirklich wissen kann. Bzw. wer das zu wissen glaubt, hat letztlich ein Scheinwissen. Für Anleger oft genug sehr, sehr gefährlich.

3 Kommentare
  1. Ohligschläger Finanzberatung Hamburg: Berufsunfähigkeit, Altersvorsorge, Kredit, Finanzierung
    Ohligschläger Finanzberatung Hamburg: Berufsunfähigkeit, Altersvorsorge, Kredit, Finanzierung sagte:

    Hallo Herr Peterreins,
    Ihre Meinung teile ich zu 100%. Es ist schwierig sich der Mainstream-Meinung zu entziehen. Da hilft es mir immer die Situation aus der Distanz zu betrachten. Die täglichen Wirtschafts- und Kapitalmarktnachrichten sind ja schließlich auch vom Kaufinteresse des Mainstreams abhängig und deswegen nicht „neutral“. Die Immobilienblase lässt sich ja wirklich nicht mehr übersehen. Allerdings ist die Masse scheinbar wirklich blind. Aus Angst vor Verlusten denkt jeder, dass er mit der eigenen Immobilie ja sicher aufgestellt ist. Dass die Preise in den Metropolen schon seit Jahren überproportional steigen und sich die Summe der aufgenommenen Finanzierungen vom vorletztem zu letztem Jahr verdoppelt hat, ist allerdings aus meiner Sicht ein klares Zeichen. Und jetzt beginnt ja die wirkliche Herausforderung. Nur weil man sich in einer Blase befindet, kann man ja trotzdem noch Gewinne erzielen (vorausgesetzt, man realisiert sie). Man weiß einfach nicht, wann die Blase platzt und wie lang der Zyklus ist. Da bin ich doch eher ein Fan von liquiden Anlagen, die man schnell veräußern kann und vielleicht sogar dynamische Stop-Loss-Order einbauen kann, damit man seine Gewinne auf jeden Fall realisiert. Denn diese Order sind vorteilhafterweise emotionslos, wenn man sie beim Kauf des Investments eingerichtet hat und schützen so vor dem Einfluss des Mainstreams… Die technische Voraussetzungen vor dynamische Stop-Loss-Order gibt es ja leider noch relativ selten.

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  2. Rico
    Rico sagte:

    Wahre Worte. Genauso lief es mit den Medien-Fonds, mit Solar-Werten usw. Jeder will „beim ganz großen Geschäft“ dabei sein, ohne dass die kleinen Merken, dass sie längst zu spät dran sind. Wenn der erste Tipp über „die große Chance“ in der Zeitung steht, ist es meist schon zu spät. Das wird man wohl nie begreifen. Das beste Investment bleibt immer das, was nicht hundert Prozent „sicher“ erscheint.

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  3. hjstaiger
    hjstaiger sagte:

    Hier noch ein aktueller Artikel aus dem Handelsblatt vom 11.12.2012 zur „Mainstream-Meinung“, d.h.auch zu einem konkreten Vorschlag von Bankberatern im Jahr 2008, wobei auch anzumerken ist, dass es hinterher (im Jahr 2012) ja Alle schon gewusst hatten:

    Wie die Deutsche Bank Tausende Anleger in Seenot brachte
    Handelsblatt 11.12.2012, 08:26 Uhr
    von Gertrud Hussla
    Düsseldorf

    Einer der größten Schiffsfonds ist schon zum zweiten Mal in Not, 5.650 Anleger sind betroffen. Die Deutsche Bank hatte den Fonds exklusiv angeboten – als Experten bereits vor dem Einbruch der Branche warnten.

    Der Anruf von der Deutschen Bank erreichte Birgit Wechsler (Name geändert) im Urlaub: „In Ihrem Depot ist ein Betrag freigeworden, wir hätten da was Interessantes für Sie“, erinnert sie sich. Das war im Sommer 2008. Der Berater habe sie überzeugt, dass ein Investment im Schiffsfonds „Nordcapital Bulkerflotte 1“ für Sie genau richtig sei. Sicher, langfristig, renditestark.
    Sie zeichnete mit 30.000 Dollar. Heute bezweifelt sie, dass sie davon jemals etwas wiedersieht. Der riesige Fonds mit 5.650 Anlegern und einer Zeichungssumme von 170 Millionen Dollar ist schon zum zweiten Mal in Seenot. Es ist eines der prominentesten Beispiele für die Misere, in der sich viele Schiffsfondsanleger befinden. Sie haben viel Geld verloren, sie werden gebeten, nochmals Geld nachzuschießen um das Schlimmste zu verhindern und erfahren häufig genug, dass auch das nichts genützt hat.
    Bulker sind Frachter, die Rohstoffe wie Eisenerz oder Kohle transportieren. Die Frachtraten waren hier bis 2008 explosionsartig gestiegen. Was Birgit Wechsler nicht wusste: Als sie den Fonds zeichnete, warnte das Fachblatt „Fondszeitung“ schon vor einem „Ende der Bulkerstory“. Es würden deutlich mehr Schiffe gebaut als gebraucht. Redakteur Wolfhart Fabarius sagt, er musste sich damals den Prospekt zur Bulkerflotte aus einer Deutsche-Bank-Filiale holen, weil das Emissionshaus nicht bereit war, die Informationen zu schicken. Man war offenbar schon nervös. Fabarius riet speziell auch von der Nordcapital Bulkerflotte ab. Teuer sei der Fonds, und der Prospekt rechne viel zu optimistisch. Er riet Anlegern, die Bulkerflotte „an sich vorbeischwimmen“ zu lassen.
    Bei dem Fonds trafen dann die schlimmsten Befürchtungen ein. Die Frachtraten brachen ein, eine koreanischer Reeder, der sieben von neun Schiffen des Fonds fünf Jahre nutzen sollte, ging pleite. Im Sommer 2011 bat das Emissionshaus die Anleger im Rahmen eines Sanierungskonzepts um frisches Geld. Sie sagten 21 Millionen Dollar zu.
    Vor ein paar Tagen erfuhren sie nun, dass derzeit mit den finanzierenden Banken um Stundungen der Kredite verhandelt würde. Das frische Anlegergeld ist offenbar auch schon weg.
    Weg ist auch, was Bank und Emissionshaus zu Anfang an Nebenkosten kassierten: 19,3 Prozent der Einlage, insgesamt rund 46 Millionen Dollar. So hat Birgit Wechsler allein rund 5.790 Dollar Nebenkosten bezahlt. Zwar erhielt sie 2010 gut 2.000 Dollar als Ausschüttung. Aber bei der Rettungsaktion hat sie dann wieder 3.000 Dollar in den Fonds gesteckt. „Meine Vorstellung war, dass die Bank mein Geld sicher anlegt“, sagt sie heute, „ich fühle mich total ohnmächtig.“
    Auf der Handelsplattform Deutsche Zweitmarkt AG wurde Fondsanteile der Bulkerflotte 1 zuletzt zu 2,2 Prozent ihres ursprünglichen Wertes gehandelt. Macht 98 Prozent Wertverlust in drei Jahren. Die Deutsche Bank sagt heute, Anleger auf der Grundlage der im Prospekt genannten Angaben beraten worden. „Chancen und Risikoaspekte wurden ausführlich beleuchtet.“
    Um sich gegen Schwankungen an den Schiffsmärkten abzusichern, sei eine relativ lange Anfangsvercharterung der Schiffe von fünf Jahren abgeschlossen worden. Dass der koreanische Großreeder Insolvenz anmelden muss, sei nicht absehbar gewesen, sagt eine Sprecherin.
    Seit 2008 sind nach Angaben des Experten Fabarius insgesamt 913 Fonds-Schiffe mit 11 Milliarden Euro Anlegereinlagen in Not geraten. Bei rund jedem zweiten dieser Fonds haben Anleger Geld nachgeschossen. Eine echte Rettungschance gebe es derzeit aber höchstens noch bei größeren Containerschiffen über 5.000 TEU (Maßeinheit für Ladekapazität), die jünger als zwölf Jahre sind.
    Bei Bulkern dagegen sei eine Besserung der Lage in den nächsten zwei Jahren kaum absehbar, meint Fabarius. Ziemlich aussichtslos sei die Situation bei sogenannten Feedern, die großen Schiffen bei der Löschung der Landung helfen. Sie werden überflüssig, seit die meisten Häfen so ausgebaut wurden, dass auch große Schiffe in den Hafen fahren können.
    Birgit Wechslers Anwalt Niels Andersen sagt: „Unsere Erfahrung zeigt, dass auch bei so bezeichneten Sanierungen vorrangig die Interessen der Initiatoren und der finanzierenden Banken berücksichtigt werden.“ Sanierungskonzepte seien meist nur aufschiebender Natur. Für Anleger werde ein freiwilliger Nachschuss schnell zu einer hochriskanten Anlage. Ich persönlich würde mich sehr genau erkundigen, bevor ich frisches Geld in einen schlingernden Schiffsfonds stecke. Das hieße doch häufig nur, schlechtem Geld gutes hinterherzuwerfen.

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