Angst vor Inflation schafft Immobilienblase

In der heutigen Süddeutschen Zeitung (13.04.12) steht auf Seite 17 ein Artikel mit der Überschrift: „Mein Haus, mein Garten, mein Risiko“. Darunter steht als Untertitel: „Aus Inflationsangst kaufen viele Deutsche Immobilien. Die Preise steigen stark – entsteht eine Blase?“

Ein interessanter Artikel, wie ich meine. Nachfolgend ein paar Zitate daraus …

In dem genannten Artikel steht:

„… Die Idee der Investoren: Die Finanzkrise hat gezeigt, dass das Geld bei der Bank nicht mehr sicher ist. Die Schuldenkrise hat gezeigt, dass Staatsanleihen nicht mehr sicher sind. Was bleibt, ist die Flucht in reale Werte: Gold und Immobilien. So denkt der Mensch in diesen Tagen.

‚Vieles spricht dafür, dass wir uns in Deutschland am Anfang einer Immobilienblase befinden‘, sagt Steffen Sebastian, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg…. Sebastian sieht darin eine große Gefahr: ‚Die Interessenten sind häufig keine Spekulanten, sondern normale Privatanleger, die in völliger Verkennung der Risiken aus Angst ums Geld meinen, alles in Immobilien investieren zu müssen.‘ Sie hätten vielleicht 100.000 Euro auf der hohen Kante und leihen sich 300.000 Euro; damit aber gingen sie ein enormes Klumpenrisiko und eine hohe Verschuldung ein. ‚Das ist genau das Gegenteil von Sicherheit, die breite Streuung und niedrirge Verschuldung verlangt‘, sagt der Professor.

Die Lage ist so angespannt, dass die Bundesbank vor einigen Wochen in einem Monatsbericht warnte: Die Entwicklung der Mieten könnte mit der rasanten Entwicklung der Preise nicht mithalten. Viele Finanzierungen würden dann platzen… Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbanke, glaubt, man müsse die Lage auf dem Immobilienmarkt ‚aufmerksam verfolgen‘.  Für einen Notenbanker deutliche Worte.

Makler berichten, dass sich Interessenten bei Besichtigungen inzwischen in Häusern drängeln, für die vor drei Jahren keiner gekommen wäre. Oft fühlen sie sich unter Druck, dem Kauf binnen weniger Minuten zuzustimmen, weil ihnen das Objekt der Begierde sonst weggeschnappt werde. ‚Unheimlich viele Leute vergessen, dass es sich bei einer Immobilie um eine sehr riskante Anlage handelt‘, dasgt Professor Sebastian. ‚Das kommt von der Illusion, dass man ein Haus ja sehen und anfassen kann und damit auch besser bewerten als ein anonymes Wertpapier.‘

Die Angst vor Inflation und die Sorge um den Euro trübt manchem Privatanleger den Blick. Dabei gibt es bei einer Immobilie enorm viele Risiken: Der Mieter muss stimmen, die Stadt sich gut entwickeln, die Lage gleich gut bleiben. ‚Was ist, wenn in der Nähe eine große Straße gebaut wird?‘ fragt Experte Sebastian.

Vor allem darf nicht zu viel fremdfinanziert sein. Statt ein ganzes Haus zu kaufen, sei es bei Immobilien daher fast immer besser, etwa über offene Fonds zu investieren: Mit wenig Geld könne man eine breite Streuung erzielen. Der Professor hält es für sinnvoll, maximal 20 Prozent des Gesamtvermögens in Immobilien anzulegen. Es sollte über fünf, sechs Anlageklassen verteilt sein.

Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen beobachtet, dass viele Leute wegen der derzeit niedrigen Zinsen ‚in Versuchung geraten’… Das könne zum Problem werden, wenn in zehn Jahren eine Anschlussfinanzierung ansteht und sich der Zins dann verdoppelt habe. ‚Ich rate inzwischen jedem, es sich dreimal zu überelgen‘, sagt Schwarz.“

Auch ich halte es für sehr bedenklich, was gerade am deutschen Immobilienmarkt abläuft. Leider stürzen sich viele Menschen derzeit in das Abenteuer Immobilie in der Regel rein angstgetrieben und ohne gründlich darüber nachzudenken. Es ist ziemlich sicher, dass es hier für einige ein sehr böses Ewachen geben wird.

Merkwürdigerweise ignorieren viele Anleger, dass am Anfang der aktuellen Finanzkrise bereits Immobilienblasen standen. OK, nicht in Deutschland. Wohl aber in den USA, in Spanien und in Irland. Spaniens und Irlands Staatsverschuldungen waren beispielsweise vorbildlich in Europa. Aufgrund des jahrelangen starken Wertzuwachses von Immobilien in diesen Ländern, meinten die dortigen Banken, dass man bei Immobilienfinanzierungen nichts falsch machen könne. Als es dann aber zum Preiseinbruch am Immobilienmarkt in Spanien und Irland kam, standen die Banken reihenweise kurz vor der Pleite. Was der Staat dann aufgefangen hat, so dass diese beiden Länder heute so hoch verschuldet sind. Am Anfang war aber jeweils eine Immobilienblase – und wer weiß, möglicherweise ähnliche Entwicklungen, wie wir sie momentan gerade (aber eben um ein paar Jahre verspätet) in Deutschland erleben.

Wer aber meint, eine fremdfinanzierte Immobilie sei eine „sichere Geldanlage“, der liegt definitiv falsch.

 

1 Kommentar
  1. Chris ist gierig
    Chris ist gierig sagte:

    Habe den Artikel zufällig in der Süddeutschen entdeckt, obwohl ich kein Fan der Süddeutschen bin.

    Die Preise für interessante Immobilien in den A und B Städten sind inzwischen völlig übertrieben – das ist definitiv ein schlechtes Zeichen.

    (In dem Artikel sind Tippfehler, vermutlich aus dem Übertrag, enthalten. Das sollte verbessert werden, da unregelmäßige Blogleser ein eher schlechtes Bild bekommen.)

    Viele Grüße

    Antworten

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