Die Stimmung ist düster und die Kurse steigen

In einem WiWo-Artikel vom 16.01.2012 (Link dorthin) wird eine Sentix-Studie zitiert, wonach die Mehrheit der Anleger düster ins Börsenjahr 2012 blickt. Das ist natürlich kein Wunder. Denn das vergangene Börsenjahr war alles andere als rosig.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere. Anfang 2011 glaubten fast alle Marktteilnehmer, dass die Finanzkrise im Prinzip ausgestanden sei. OK, da gab es noch Griechenland und Portugal. Und auch eine Herabsetzung der Ratings für US-Staatsanleihen lag schon irgendwie in der Luft. Dennoch war die allgemeine Stimmung eher positiv.

Japan, USA, dann Europa

Dann kam im März 2011 die Atomkatastrophe von Japan (Siehe z.B. SpiegelOnline). In deren Folge purzelten die Börsenkurse. Die gute Stimmung bekam einen ersten Kratzer. Davon erholten sich die Kapitalmärtke allerdings bemerkenswert schnell. So dass im Sommer die Welt wieder einigermaßen gut aussah.

Das böse Erwachen kam dann aber im August. Nachdem sich Republikaner und Demorkaten bis zur letzten Sekunde um eine Erhöhung der US-Schuldengrenze stritten, stuften Rating-Agenturen die Bonität der USA herab. Mit einem Donnerschlag stand das Thema „Staatsschuldenkrise“ wieder im Vordergrund. Und obwohl dieser Donnerschlag seinen Ausgang von Amerika nahm, erreichte er mit besonderer Wucht Europa.

Vor allem die Staatsschulden Griechenlands gerieten ins Visier. Immer mehr zeichnete sich ab, dass Griechenland um einen Schuldenschnitt nicht herumkommt. Problematisch war zudem, dass die europäischen Politiker sich schwer taten, konsequent und beherzt meinetwegen auch schmerzhafte Lösungswege zu gehen. Dieses zöglicheriche Vorgehen belastete zusätzlich die Märkte. Zumal viele befürchteten, dass auch andere Länder wie beispielswiese Spanien oder Italien in den Sog der Staatsschuldenkrise geraten könnten.

Die Schwankungen an den Aktienmärkten nahmen dramatische Formen an. An einem Tag 5 Prozent Verlust, am nächsten wieder hoch, dann wieder runter … und so weiter. Als Anleger brauchte man schon sehr gute Nerven.

Von der Staatsschuldenkrise zur „Euro-Krise“

In den Medien wurde die Staatsschuldenkrise immer mehr zur „Euro-Krise“ hochstilisiert. Das ist insofern merkwürdig als faktisch ja nicht die Euro-Währung in der Krise ist, sondern einige europäische Staaten in einer Staatsschuldenkrise. Der Schluss von einer Staatsschuldenkrise zu einer Währungskrise wurde in den Medien allzu schnell udn allzu unreflektiert gemacht.

Das ist deswegen problematisch, weil der Blick der Menschen von dem eigentlichen Problem abgewendet wurde. Das eigentliche Problem ist nicht der Euro. Das eigentliche Problem ist, dass unsere Politiker über Jahrzehnte hinweg glaubten, dass die Kapitalmärkte eine Selbstbedientungsladen sind. Man müsse nur sagen, dass man Geld braucht (um seine Wähler zu beglücken) und Schwups bekommt man das Geld auch schon geliehen. Unsere Politiker in ganz Europa meinten, dass das einfach so weitergehen könne.

Die bittere Lernerfahrung im Jahr 2011 war, dass das eben nicht immer so weitergehten kann. Bis zu einem gewissen Grade kann man den Politikern ja nicht einmal einen Vorwurf machen. Die Menschen sind halt so, dass sie eien unangenehme Wahrhiet erst dann begreifen, wenn es wehtut. Es bedurfte erst einer Krise, damit die Politiker aufwachen. Und diese Krisen konnten wir 2011 miterleben.

Hier setze ich auch schon meinen unerschütterlichen Optimismus an: Ich hoffe sehr, dass die Politiker (zumindest in Europa) aus dem ganzen Schlamassel etwas frü die Zukunft lernen werden. Dass sie eben mit der Staatsverschuldung aufpassen müssen und hier das Ganze nicht aus dem Ruder laufen lassen dürfen. Denn eines ist klar. Gerade auch für die politischen Eliten war die Staatsschuldenkrise im höchten Maße unangemehm.

Mögliche Lernerfahrungen

Nehmen wir als Beispiel Griechenland. Ein griechischer Ministerpräsident verlor sein Amt, ein hoch unzufriedenes Volk, Teile der Staatssouveränität mussten abgegeben werden. All dass sind Dinge, die sich kein Politiker wünschen kann. Vielleicht bin ich zu blauäugig, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die Erinnerungen an diese Erniedrigungen nicht bewahrt werden, um künftig so etwas nicht noch einmal durchmachen zu müssen. Das könnte zumindest die Lernerfahurng sein. Hoffen wir mal das Beste.

Die Staatsschuldenkrise wurde aus zwei Gründen dramatisch. Erstens gerieten dadurch auch die Banken wieder in die Krise. Wenn die Banken aber in der Krise sind, dann können sie weniger Kredite vergeben, und daher ist zweitens ein Konjunktureinbruch zu befürchten. Das war genau der Grund, warum in den Monaten ab August 2011 der Aktienmarkt so litt.

Das Problem an dieser Stelle ist, dass eine negative Stimmung immer zu negativen Zukunftsaussichten führt. Die Realtität konnte noch so positiv sein, angesichts all der genannten Krisenherde überschlugen sich die Wirtschaftsauguren mit negativen Prognosen. Genau das wurde in den Medien widergespiegelt und viele Menschen nahmen das, was da an möglichen Zukunftsszenarien berichtet wurde, für bar Münze. Für mich war es wirklich bemerkenswert, wie wenig viele Jorunalisten mehr zwischen Fakten und phantaiserter Zukunft unterscheiden konnten. So auch in solch renommierten Zeitungen wie beispielsweise die Süddeutsche Zeitung,

Das ist etwa so als würden die Medien nicht über ein tatsächlich geschehenes Schiffsunglück berichten, sondern über ein Schiffunglück, wie es möglicherweise in 6 Monaten geschehen kann. Dieses Phantasie-Unglück wird aber so sehr ausgemalt, dass das breite Publikum nicht mehr unterscheiden kann, ob es tatsächlich stattgefunden hat oder eben nur das ist was es ist: ein mögliches Szenario, das eintreten kann aber nicht eintreten muss. So war leider unsere Medien-Situation mit Bezug auf die Euro-Krise Ende des Jahres 2011.

Es kommt fast immer anders als man denkt

Und nun wieder zu der oben zitierten Studie. Angesichts eines so unruhigen Börsenjahres, bei dem so vieles ganz anders kam als man anfangs vermtutete, und bei der genannten negativen Berichterstattung, ist es alles andere als ein Wunder, dass die Stimmung der meisten Anleger derzeit am Boden ist.

Umso interessanter ist, dass die Aktienkurse seit Anfang Janaur wieder deutlich steigen. Was sich hier meiner Meinung mal wieder zeigt, ist, dass es an den Kapitalmärkten (fast) immer anders kommt, als die Mehrheit glaubt. Das ist schon fast ein Naturgesetz. Die meisten halten die Finanzkrise für beendet (in diesem Fall mich eingeschlossen) und die Kurse crashen. Oder eben umgekerht: Die Stimmung liegt komplett darnieder und die Kurse steigen. So unberechenbar sind eben die Kapitalmärkte.

1 Kommentar
  1. D. Schneiderhahns
    D. Schneiderhahns sagte:

    Ich halte nicht viel von solchen Studien und unterstütze damit Ihr gezogenes Fazit!
    Im Endeffekt sind solche Artikel wie aus der WiWo Ware für die Massen, welche keine eigenen Entscheidungen treffen wollen oder können. Man sollte unabhängig von Stimmungen investieren und auf eine gute Diversifikation achten. Damit fährt man aus meiner Sicht immer am besten.
    Denn wie Sie es schon sagen: „Was sich hier meiner Meinung mal wieder zeigt, ist, dass es an den Kapitalmärkten (fast) immer anders kommt, als die Mehrheit glaubt.“

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