Wie gut ist Festgeld für 4,5 Prozent?

Viele Banken locken derzeit mit bemerkenswert hohen Festgeldzinsen. Manchmal 3,5% auf drei Jahre oder gar 4,5% auf fünf Jahre. Angesichts von Tagesgeldzinsen die um die 2 % liegen, scheinen das sehr attrative Angebote zu sein. Doch wie immer bei der Geldanlage, sollte man sich auch hier sehr genau überlegen, was man tut…

Nehmen wir als Beispiel ein Festgeld mit 4,5% Zinsen und einer Laufzeit über 5 Jahre. Herr X überlegt sich, 100.000 Euro auf diese Weise fest zu parken.

Zunächst gilt wie immer die Regel: Dort wo höhere Renditen möglich sind, gibt es auch Risiken. Manch einer mag sich fragen, wo denn bei Festgeld die Risiken liegen sollen. Ist hier nicht alles, sofern man auf eine hinreichende Einlagensicherung achtet, alles 100%ig sicher?

Tatsächlich gehen Anleger hier im Wesentlichen drei Risiken ein:

  1. Zinsänderungsrisiko
  2. Inflationsrisiko
  3. Liquiditätsrisiko

Zinsänderungsrisiko

Es ist richtig, dass momentan die Zinsen sehr niedrig sind. Kein Mensch weiß aber, wie die Zinsen beispielsweise in 2 Jahren sein werden. Möglich ist, dass die Zinsen wieder deutlich höher sind als momentan. Bekommt man zum Beispiel in zwei Jahren 8% fürs Tagesgeld, so entgeht Herrn X. ein Zinsertrag in Höhe von 3.500 Euro pro Jahr.

Wer sich mit Festgeld seine Zinserträge fixiert, nimmt möglicherweise nicht an Zinssteigerungen teil. Das ist definitv ein Risiko in Form entgangener Erträge. Je stärker die Zinsen steigen werden, umso höher dieser Verlust aus engangenen Erträgen.

Umgekehrt hat Herr X hatürlich auch eine Zinsänderungschance. Sollten nämlich die Zinssätze noch weiter fallen, dann kann sich Herr X. freuen. Klar ist aber: ein über längere Zeit fixizerter Zins ist eine Wette des Anlegers auf gleichbleibende oder sogar fallende Zinsen. Diese Wette verliert er, falls die Zinsen steigen.

Inflationsrisiko

Vorneweg: Ich gehöre nicht zu jener Gruppe von Finanzberatern, die das Gespenst einer Hyperinflation an die Wand malen. Ich persönlich glaube auch in der Zukunft eher an moderate Inflationsraten. Ohne es aber natürlich beschwören zu können. Möglicherweise haben wir in ein paar Jahren Inflationsraten von 10%. Wie gesagt, ich glaube das nicht, es könnte aber sein.

Und sollte die Geldentwertung wieder deutlich anziehen, dann steht ein Anleger umso schlechter da, je länger er sein Geld fest gebunden hat. Herr X. geht also mit seinem 5-jährigen Festgeld ein Inflationsrisiko ein.

Nehmen wir beispielsweise an, dass die durchschnittliche Inflationsrate über die nächsten 5 Jahre bei 7% liegen wird. Herr X wird im Laufe dieser fünf Jahre fünf Mal 4.500 Euro an Zinsen kassieren. Das sind zusammen 22.500 Euro. Zusammen mit der Endauszahlung wird Herr X. 122.500 Euro haben.

Bei einer Geldentwertung von 7% p.a. werden diese 122.500 Euro einer Kaufkraft von 85.222 Euro entsprechen. Real wird Herr X also, selbst mit Zinsen, einen erheblichen Verlust erlitten haben.

Dieses Verlustrisiko afugrund von Inflation ist auch umso größer, je länger man sich bindet. Mein Rat ist daher, entweder Tagesgeld zu wählen oder Festgeld mit maximal einjähriger Laufzeit.

Aber auch hier gibt es natürlich das umgekehrte Szenario. Im Falle einer Deflation hat Herr X. die Chance auf einen Kaufkraft-Gewinn.

Liquiditätsrisiko

Ein erhebliches Risiko geht Herr X. vor allem auch dadurch ein, dass er ja über 5 Jahre definitiv nicht an sein Geld herankommt. Als Anlageberater habe ich es schon sehr häufig erlebt, dass Anleger glaubten, über eine lange Zeit nicht mehr an ihr Geld heran zu müssen. Schneller als gedacht hat sich aber doch irgendetwas geändert und man muss doch deutlich früher als gedacht an sein Erspartes.

Auch daher rate ich in der Regel eher zu Tagesgeld oder zu Festgeld mit einer maximalen Laufzeit von einem Jahr.

5 Kommentare
  1. Peter
    Peter sagte:

    Schöner Artikel- jedoch auch etwas weit her geholt und damit zu extrem.
    Es suggeriert, als ob eines der sichersten Produkte extrem unsicher sei.

    Man muss ja nicht gleich 100.000 bei nur einer Bank zu einem Zeitpunkt in Festgelder anlegen.
    Man kann ja über mehrere Jahre das Geld aufteilen und fest anlegen. Wer das in den letzten drei Jahren gemacht hat, wird feststellen, dass die Zinsen wieder stark angestiegen sind.
    Ebenso muss das Geld nicht bei einer Bank angelegt werden.
    Teilt man es auf, so verteilt man auch das „Risiko“. Jeweils etwa 34 bzw. 33.000 bei unterschiedlichen Banken zu investieren ist sicherlich nicht verkehrt.
    Das „Inflationsrisiko“ hat man auch bei den meisten Fonds, Aktien und anderen Wertpapieren.

    Da sind den meisten Menschen doch die paar Prozente von Festgelder lieber.

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Weder gegen das Inflationsrisiko, noch gegen das Zinsänderungsrisiko noch gegen das Liquiditätsrisiko schützt eine Aufteilung auf verschiedene Banken. Eine Aufteilung auf verschiedene Banken schützt nur gegen das sog. Emittentenrisiko. Ich bin aber eingangs von einer hinreichend guten Einlagensicherung ausgegangen.

      Normalerweise schützen Aktien gegen das Inflationsrisiko (die ja auch zu den Sachwerten gehören), ebenso Aktienfonds oder Floating-Rate-Notes odes inflationsgeschützte Anleihen.

      Ich bin ja – da wo es passt – auch ein Freund von Tagesgeld oder Festgeld. Es ist aber nicht gut, dass Leute bei Festgeldern, die eine Laufzeit von 5 Jahren haben, nicht wissen, wo genau hier die Risiken liegen.

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  2. Manfred
    Manfred sagte:

    Man kann also nicht vorsichtig genug sein. Aber als das größte Risiko würde ich das Emittentenrisiko betrachten, gerade in einer Zeit, in der wieder von einer Bankenkrise die Rede ist.
    Andererseits könnte man sich denken, je höher der Zins ist, den man sich sichert, desto besser ist es.

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Es ist mir nicht klar, warum das Emittentenrisiko in jüngster Zeit gar so wichtig genommen wird. Viele Banken (nicht alle!) sind in einer zweifachen Einlagensicherung. Erstens durch ein privatwirtschaftliches Absicherungssystem, beispielsweise das der Privatbanken oder das der Genossenschaftsbanken, Zweitens gibt es aber noch eine staatliche Absicherung.Die staatliche Einlagensicherung geht seit Januar 2011 bis 100.000 Euro, die anderen Sicherungssysteme meistens deutllich darüber hinaus.
      Wer also weniger als 100.000 Euro anlegt, für den spielt das Emittentenrisiko so gut wie keine Rolle.
      Wenn man sich aber zu lange bindet, dann spielen die anderen von mir genannten Risiken durchaus eine Rolle. Und die sind aus doppelter Hinsicht besonders gefährlich. Erstens, weil sich die wenigsten dieser Risiken bewusst sind (unterschätzte Risiken sind immer die gefährlichsten) und zweitens gibt es hier eben keinerlei Sicherungsmechanismen.

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  3. Florian Freyberg
    Florian Freyberg sagte:

    Sehr geehrter Herr Dr. Peterreins,

    Sie schreiben, dass viele Menschen schneller liquide Mittel benötigen als vermutet. Leider ist es ja bei Aktien, Fonds u.ä. so, dass das Geld im Notfall evtl. nur mit Abschlägen zur Verfügung steht.
    Können Sie einen Richtwert nennen, was man z.B. auf dem Tagesgeld halten sollte? Je nach einkommenssituation habe ich von 1-6 Monats-Netto-Gehältern gehört, die als der klassische Notgroschen bereit stehen sollten.
    Zu dem Thema Festgeld habe ich in der Finanztest 10/2012 auf S. 31 einen Interessanten Artikel Gelsen, insbesondere würde mich Ihre Meinung zur Aussage im „Zinsbaukasten“ interessieren. Dort wird ein vierjähriges Festgeld mit 3,6% mit kürzen Festgeldern verglichen und dann die nötige Zinssteigerung genannt, um nach 4 Jahren auf die besagten 3,6% zu kommen. So benötigt man nach einer zweijährigen Anlage zu 3% im Anschluss eine Zweijährige Anlage mit 4,2%.

    MfG
    Florian Freyberg

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