Paul Volcker im Capital-Interview über Inflation
Ende der 1970er Jahre durchschritten die westlichen Industrienationen eine Phase sehr hoher Inflation. Damals gab es Inflationsraten von bis zu 10%.
Schließlich wurde die Inflations Anfang der 1980er Jahre gezähmt. In Amerika war dafür in erster Linie der damalige US-Notenbankchef Paul Volcker verantwortlich. Seit dieser Zeit gilt er als Experte in Fragen Inflation.
Im Capital (Ausgabe 03/2011) habe ich ein interessantes aktuelles Interview mit Paul Volcker gelesen …
Hier ein paar Ausschnitte (S. 43 ff.):
„Herr Volcker, Sie haben in den 80er-Jahren die große Inflation besiegt. Heute fürchten viele eine neue Welle der Geldentwertung. Droht das Comeback der Inflation?
Paul Volcker: Inflation muss man immer fürchten. Derzeit haben wir ein Problem mit den Nahrungsmittelpreisen, das sind aber besondere Umstände. Dei eigentliche Gefahr lauert in ein paar Jahren. Ob daraus Infaltion wird, hängt von der Politik ab. Können wir das bewältigen? Ja. WErden wir es bewältigen? Abwarten.
Ihre Prognose?
Volcker: Ich glaube, die Politik werd das Problem lösen. Aber ich verstehe, wenn Leute beginnen, sich Sorgen zu machen.
Die Notenbanken haben seit der Finanzkrise alle Schleusen weit geöffnet. Zu weit?
Volcker: Hier ist Kritik fehl am Platz. Als das Finanzsystem abstürzte, entschied die Politik, die Märkte und die Wirtschaft retten zu müssen. Das ist im Großen und Ganzen gelungen. Für sich genommen erzeugen diese Maßnahmen keine Inflation, sie wirkten nur deflationären Kräften entgegen. Das schwierige Problem heute heißt: Wann schaltet man wieder auf Restriktion um?
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Manche Ökonomen halten es für den eifnachsten Weg, hohe Staatsschulden wieder einmal wegzuinflationieren. D’accord?
Volcker: Wir sind noch nicht ein einer soclhen Lage. Weder in den USA nch in Deutschland. Einige Leute halten dies für ein taugliches Mittel, um den Krisenländern der europäischen Peripherie zu helfen. Aber solange diese Staaten Teil der Währungsunion sind, haben sie gar nicht die Möglichkeit, Inflation herbeizuführen. Und für große Länder ist dieser Weg weder unvermeidlich noch hilfreich.
…“
Es steht zu befürchten, dass nicht Inflation sonder eher die Deflation uns zu schaffen machen wird. Bei Deflation geht das Preisniveau zurück… wenn die Güter und Dienstleistung in einer Woche günstiger sind, dann warte ich eben ab. Diese Konsumzurückhaltung führt abermal zu sinkenden Preisen. Unternehmen machen immer weniger Gewinn, müssen unter Umständen Arbeitskräfte entlassen, die wiederum selbst immer weniger konsumieren können, die Deflationsspirale beginnt von vorn. Experten sagen, dass Deflation (siehe Japan der letzten 20 Jahre) schlimmer einzustufen ist als Inflatio. Einer dieser Experten ist Ben Bernanke, ein ausgemachter Kenner der großen Depression von 1929. Diese Angst hat uns zwei Quantitative Easing Pakete bescheert, im Volksmund ließe sich dazu Gelddrucken sagen. Doch leider scheinen diese Pakete nicht gänzlich anzuschlagen. Im Juni 2011 läuft das zweite Paket aus… Auch der hohe Ölpreis könnte, so verwunderlich es auf den ersten Blick klingen mag, zu Deflation führen. Schaffen es die Unternehmen nicht, die gestiegenen Preise an die Verbraucher weiterzugeben, was aufgrund der globalen Konkurrenz durchaus schwierig ist, dann könnten auch hier die Gewinne schrittweise schmelzen. Die Inflation würde sich in der Folge umkehren. Die Nachfrage nach Öl würde fallen und damit auch der Ölpreis. Im Zuge der unmenschlichen Katastrophe in Japan dürften auch die weltweiten Folgen deutlich höher ausfallen als es viele Experten bislang vorausgesagt haben. Japan stellt teils hochspezialisierte Güter wie Mikrochips für Autos her. Durch die Radioaktivität ist längst noch kein Alltag in die japanische Produktion eingekehrt, Produktionsausfälle sind nach wie vor gegeben. Zudem kommen erst nach und nach die verstrahlten Schiffe aus Japan und müssen u.U. zurückgeschickt werden. Nehmen wir das Beispiel Deutschland: Zwar mag hier der Handel mit Japan volumenmäßig eher gering sein, dennoch hoch spezialisiert. Zwar mag ein Autochip aus Japan nicht so viel kosten, dieser ist allerdings bei der Autoproduktion unverzichtbar. Ohne diesen kleinen Chip kann nicht das „große“ Auto gebaut werden… Die Autokonzerne müssten ebenfalls Produktionsausfälle hinnehmen, die Gewinne sinken, Arbeitskräfte müssen entlassen werden, usw. Es bleit abzuwarten, ob sich die Deflation breit macht. Das viele gedruckte Geld könnte sogar eine Art Brandbeschleuniger darstellen, dann nämlich, wenn panisch verkauft werden muss und sich die Geldmenge durch Schuldnerausfälle und folgenden Abschreibungen von sich selbst gibt.