Gold-Silber-Ratio in der historischen Entwicklung
Aktienmärkte gibt es ja noch nicht so lange. US-Amerikanische Aktien etwa seit 210 Jahren und deutsche Aktien etwa seit 160 Jahren. Manche meinen, diese Zeitreihen bereits statistisch auswerten zu können, um daraus allgemein gültige Erkenntnisse zu gewinnen.
Eigentlich sind diese Zeiträume aber noch viel zu kurz. Möglicherweise hatten wir die letzten 200 Jahre spezielle Umstände, die es nicht gegeben hätte, wenn wir Aktienmärkte, sagen wir, über 2000 Jahre hinweg auswerten könnten.
Insofern ist es sehr interessant, sich einmal die Gold-Silber-Ratio anzusehen. Denn diese Ratio ist bereits seit 5.000 Jahren dokumentiert…
Historiker haben fetgestellt, dass man im alten Ägytpen des Jahres 3000 v.Chr. für drei Einheiten Silber eine Einheit Gold bekam. Die Gold-Silber-Ratio war also 3 zu 1.
Im Mittelalter und am Anfang der Neutzeit war die Gold-Silber-Ratio über viele Jahrhunderte hinweg ziemlich konstant bei 12 zu 1. Hätten Finanztheoretiker damals ihre Theorien aufgestellt, dann hätte sie gesagt: Der Mittelwert über 500 Jahre hinweg lag immer etwa bei 12 zu 1. Das ist ein sehr, sehr langer Zeitraum. Also wird die Gold-Silber-Ratio wohl auch in Zukunft bei etwa 12 zu 1 liegen.
Nicht viel anders argumentieren Leute heute, wenn sie davon reden, dass die durchschnittliche Rendite an den Aktienmärkten über die letzten 200 Jahre in etwa bei 8,1% lag. Siehe hierzu beispielsweise das sehr lesenswerte Buch von Jeremy Siegel: Stocks for the Long Run, 4th Edition: The Definitive Guide to Financial Market Returns and Long-term Investment Strategies Seite 11.
Das mag ja alles sein. Nur: Ist es wirklich statthaft, von diesen in der Vergangenheit erzielten Renditen auf künftige Renditen zu schließen?
Ich glaube: Nein. Die Unsicherheit ist einfach zu groß. Möglicherweise sind die künftigen (langfristigen) Aktienmarktrenditen höher, möglicherweise aber auch niedriger. Man kann es heute einfach nicht wissen. Auch nicht wenn wir eine Datenlage über 500 Jahre hinweg hätten.
Denn, wie gesagt, im europäischen Mittelalter und Anfang der Neuzeit war beispielsweise die Gold-Silber-Ratio ziemlich konstant bei 12 zu 1.
Im 18. Jahrhundert aber veränderte sich irgendetwas, so dass die Gold-Silber-Ratio auf znchst 15,5 zu 1 stieg. Silber verlor relativ zum Gold immer mehr an Wert. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten besipielsweise rund 40 Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlt werden.
Über etwa 200 Jahre hinweg ist also Silber im Verhältnis zu Gold kontinuierlich gesunken. Ein Finantheoretiker um 1918 herum hätte zu dem Schluss kommen können: „Die Datenlage ist eindeutig, Silber verliert über die letzten 200 Jahre im Durchschitt x Prozent bezüglich Gold. Also wird es auch in Zukunft so weitergehen.“
Und tatsächlich beschleunigte sich sogar in den 1930er Jahren die Abwertung des Silbers bis auf eine Gold-Silber-Ratio von 100 zu 1.
Dann kam aber der Zweite Weltkrieg und die 1950er Jahre, in denen Silber zunehmend industriell genutzt wurde. Wieder änderte sich also irgendetwas, so dass das Gold-Silber-Verhältnis sogar wieder bis auf 15 zu 1 sank. Das währte aber nur kurz. Denn bis zum Sommer 2010 stieg das Gold-Ratio-Verhältnis wieder auf bis zu 61 zu 1.
Aber auch diesen Anstieg konnte man nicht verallgemeinern. Inzwischen ist das Gold-Silber-Verhältnis wieder auf etwa 45 zu 1 gefallen.
Wer will aber sagen, wie hier die Reise weitergeht? Wird Silber wieder relativ zum Gold an Wert verlieren? Oder vielleicht haben wir in 100 Jahren wieder alt-ägyptische Verhältnisse und eine Unze Gold wird wieder für 3 Unzen Silber zu haben sein? Wer kann das heute wissen?
Jedenfalls kann uns die Vergangenheit keinerlei Hinweis auf die künftige Entwicklung der Gold-Silber-Ratio geben. Gar keine.
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