Bei Lebensversicherungen sinkt der Garantiezins

Ab dem 1. Januar 2012 soll der Garantiezins für Kapitallebensversicherungen sinken. Und zwar von derzeit 2,25 % auf 1,75 %. 

Bereits jetzt ist klar, dass der eine oder andere Versicherungsvertreter diese Senkung dazu nutzen wird, Kunden noch schnell in 2011 zum Abschluss einer Lebensversicherung zu überreden. Das Argument: „Man müsse jetzt noch schnell eine Lebensversicherung abschließen, um sich den höheren Garatniezins zu sichern. Denn ab 2012 wird ja der Garantiezins gesenkt.“

Nachfolgend erkläre ich, warum man sich durch dieses Argument nicht unter Druck setzen lassen sollte …

Wichtig ist der Sparanteil

Entscheidend ist nämlich, dass sich der Garantiezins nur auf den sogenannten Sparanteil bezieht. Was ist damit gemeint?

Nehmen wir einen Sparer an, der 100 Euro monatlich in eine Kapitallebensversicherung einzahlt. Die meisten würden denken, dass der Garantiezins sich auf diese monatlich einbezahlten 100 Euro bezieht. Tatsächlich aber wird von jedem monatlichen Beitrag unter anderem folgendes abgezogen:

  • Die Prämie für den Versicherungsschutz im Todesfall.
  • Weitere Versicherungskosten.

In einem Artikel mit dem Title „Teure Blackbox“ aus dem Capital (Ausgabe 01/2007) steht (S. 89):

„Als Faustformel gild: Bei teuren Gesellschaften beträgt der Sparanteil nur 70 Prozent., kostenbewusste Versicherer kommen dagegen bei Kapitalpolicen auf deutlich mehr als 80 Proeznt.“

Wer also beispielsweise 100 Euro im Monat in seine Lebensversicherung anspart, für den werden möglicherweise nur 80 Euro tatsächlich als Sparanteil angelegt.

Werden 80 Euro für 2,25% angelegt, so dauert es 10 Jahre, bis die ursprünglich eingezahlten 100 Euro wieder erreicht werden. Zehn Jahre!!!

Die wenigsten Menschen schließen eine Kapitallebensversicherung ab, weil sie sich um einen Hinterbliebenenschutz für den Fall Ihres vorzeitigen Todes Gedanken machen (Dafür ist sowieso eine Risikolebensversicherung besser geeignet). Kapitallebensversicherungen werden vielmehr meistens deswegen abgeschlossen,  um fürs eigene Alter vorzusorgen.

Beworben werden Kapitalplicen mit den Argumenten Sicherheit und Steuerfreiheit in der Ansparphase.

Nur was nützen all diese Argumente, wenn es bis zu 10 Jahre dauert, bis man schlicht sein eingezahltes Kapital wieder drin hat? Und von den anfänglichen Abschlusskosten habe ich hier noch gar nicht gesprochen.

Ich habe mal konkret nachgerechnet. Nahmen wir an, Herr A schließt eine Kapitallebensversicherung ab, um für seine Altersvorsorge zu sparen. Er zahlt 100 Euro monatlich ein bei einer Laufzeit von 30 Jahren.

Eine Beispielrechnung

Nehmen wir an, der Sparanteil beträgt bei ihm genau 80 Euro pro Einzahlung, die sich dann mit 2,25% verzinsen. Am Ende – nach 30 Jahren –  wird er dann ein Kapital in Höhe von knapp 41.000 Euro von der Versicherung erhalten. Nehmen wir weiter an, dass Herr A. zum Zeitpunkt der Auszahlung über 60 ist, dann wird er nur die Hälfte des sogenannten Mehrwerts versteuern müssen.

Der Mehrwert berechnet sich so: Über die 30 Jahre hinweg hat Herr A. insgesamt 36.000 Euro eingezahlt (=30 x 12 x 100 Euro). Erhält er am Ende 41.000 Euro von der Versicherungsgesellschaft zurück, so hat er einen Gewinn von 5.000 Euro = 41.000 – 36.000 Euro erzielt. Dieser Gewinn wird im Versicherungsdeutsch „Mehrwert“ genannt.

Und da Herr A. älter als 60 ist, muss er nur die Hälfte dieses Mehrwerts versteuern. Wenn sein Steuersatz beispielsweise 30% ist, dann fallen noch 750 Euro an Steuern an: 750 = 0,30 x (5.000 / 2).

Unterm Strich werden Herrn A. also am Ende 40.250 Euro bleiben.(41.000 – 750 Euro).

Nehmen wir nun Herrn B. an, der sich nicht zu einer Lebensversicherung überreden lässt, sondern 100 Euro monatlich in eine Anlageform anspart, die sich mit 2,25% verzinst. Da diese Anlageform nicht steuerlich begünstigt ist, wird hier Abgeltungsteuer anfallen, so dass für ihn unterm Strich eine Rendite von 1,62% übrig bleibt ( 2,25 x (1-0,28)).

Werden 100 monatlich in eine Anlageform angespart, die netto (d.h. nach Steuern) 1,62% an Rendite bringt, so werden nach 30 Jahren 46.289 Euro angespart sein. Das sind etwa 6.000 Euro mehr im Vergleich zur Kapitallebensversicherung.

Fazit: Selbst wenn man berücksichtigt, dass Kapitalpolicen in der Ansparphase steuerbegünstigt sind, lohnen sie sich im Vergleich zu anderen Sparformen kaum.

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1 Kommentar
  1. Neumann
    Neumann sagte:

    Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen, da der Versicherungsschutz schlicht und einfach ignoriert wurde. Dieser kann beispielsweise 200.000 EUR betragen haben. Dafür fallen natürlich Kosten an, der „Ertrag“ ist im Falle eines Falles aber enorm hoch.

    Ehrlicherweise müssten reine Rentenversicherungen (ohne Schutz für die Hinterbliebenen, ohne Berufsunfähigkeitsschutz) mit anderen Sparformen verglichen werden. Dann kann man nach Steuern sinnvolle Vergleich anstellen.

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