Die Preismodelle der Quirin Bank im Vergleich

Ich habe mir am 16.09.2010 das Preismodell 1 der Vermögensverwaltung durch die Quirin Bank genauer angesehen (Link dorthin). Wird mit diesem Preismodell ein Betrag in Höhe von 100.000 Euro so angelegt, dass vor Steuern und Kosten 7% herauskommen, so bleibt für den Anleger unterm Strich (nur) 3,13% übrig.

Mir hat auf diesen Beitrag sehr ausführlich Herr Stefan Heine von der Quirin Bank in einem Weblog-Kommentar geantwortet. Wir hatten auch ein sehr freundliches Telefonat. Und so muss ich Herrn Heine bzw. die Quirin Bank sehr loben, was ihre Reaktion auf meinen Blog-Beitrag vom 16. September betrifft. Man kann ja durchaus Themen kontrovers diskutieren, sofern Höflichkeit und gegenseitiger Respekt gewahrt bleiben.

Betonen möchte ich auch, dass ich das Streben der Quirin Bank nach Transparenz für durchaus gut halte. Auf der anderen Seite macht den Anleger Transparenz alleine noch nicht glücklich. Stefan Heine schreibt:

„…Die quirin bank argumentiert nicht damit, besonders ‚billig‘ zu sein. Es geht um KOSTENTRANSPARENZ, BERATUNGSQUALITÄT UND VERMEIDUNG VON INTERESSENKONFLIKTEN.“

Ich bin hingegen der Meinung, dass – egal ob transparent oder nicht – es für den Anleger letztlich auf die Kostenbelastung unterm Strich ankommt. Was nützt einem Anleger eine Kostentransparenz, wenn sie ihm – sagen wir – 0,5% an Rendite kostet?

Ein geringfügiges Mehr an Kosten kann langfristig richtig teuer werden

Der Anleger mag sich freuen, dass er genau weiß, wieviel er für die Beratung bzw. Vermögensverwaltung bezahlen muss.  Erhält er aber für diese Transparenz langfristig weniger Rendite, dann ist mir der Nutzen der Transparenz nicht ganz klar.

Nehmen wir beispielsweise an, jemand hat 100.000 Euro anzulegen. Ihm stehen zwei Optionen zur Auswahl:

  1. Option: Die Kostenbelastung ist nicht transparent, unterm Strich kommen aber 5% p.a. an Rendite heraus.
  2. Option: Die Kostenbelastung ist transparent, aber um 0,5% höher als bei der ersten Option, so dass langfristig 4,5% p.a. erzielt werden.

Nach 10 Jahren hat der Anleger bei der ersten Option etwa 7.500 Euro mehr, nach 15 Jahren etwa 14.000 Euro mehr und nach 20 Jahren hat der Anleger gar 24.000 Euro mehr.

Beträgt die Differenz in den Kosten „nur“ 0,2% p.a., dann macht diese Differenz etwa 3.000 Euro aus, nach 15 Jahren etwa 5.800 Euro und nach 20 Jahren etwa 9.900 Euro.

Warum sollte bei einer Honorarberatung mehr Rendite herauskommen?

Wahrscheinlich argumentieren Vertreter der Quirin Bank, dass durch eine transparente Honorarberatung auch bessere Ergebnisse erzielt werden. Herr Heine beispielsweise hat behauptet, dass die Qurin Bank in 2008 für ihre Kunden eine Rendite in Höhe von 6% erzielt hat, was in diesem Katastrophenjahr fast niemand erreicht hat.

Ich nehme einmal an, dass das richtig ist. Dennoch wird wohl niemand ein einziges gutes Jahr als Beweis dafür anführen können, dass die Quirin Bank immer besser ist. Jeder im Anlagegeschäft hat einmal bessere und einmal schlechtere Jahre. Das wird wohl auch für die Quirin Bank gelten.

Ich jedenfalls sehe keinen Grund für die Annahme, dass herkömmliche Fondsmanager prinzipiell schlechter arbeiten als die Vermögensverwaltung der Qurin Bank.

Transparente Honorarberatung wird steuerlich schlechter gestellt

Der gravierende Nachteil einer Honorarberatung in der Form, wie sie sie die Quirin Bank anbietet, besteht darin, dass sie steuerlich schlechter gestellt ist als das herkömmliche Provisionsmodell.  Provisionen schmälern direkt den steuerpflichtigen Kapitalertrag. Bei den Modellen der Quirin Bank gehen aber erst die Steuern vom gesamten Kapitalertrag weg, und dann vom versteuerten Ertrag noch einmal die Gebühren. Das benachteiligt das Modell der Quirin Bank steuerlich sehr.

Herr Stefan Heine von der Quirin Bank schreibt hingegen:

„Sie behaupten weiterhin, dass die Kosten der quirin bank nicht steuerlich absetzbar sind. Dazu möchte ich anmerken, dass hier im Detail noch keine endgültige Regelung vorliegt. Wir gehen nach aktueller Rechtsauffassung davon aus, dass die Gebühren im Modell 2 (Pauschalgebühr) zu 50% absetzbar sind, weil sie durch Transaktionskosten verursacht werden.“

Ich halte diese Auffassung für sehr gewagt. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Qurin Bank mit dieser Auffassung durchkommen wird. Aber ich will einmal großzügig sein und annehmen, dass Herr Heine bis zum obersten Gerichtshof klagt und am Ende Recht bekommt, dass die Hälfte der Quirin- im VV-Preismodell 2  steuerlich absetzbar sind.

Beispielrechnung

Herr Heine von der Quirin Bank bemängelte an meinem Blog-Beitrag ferner, dass bei einem Anlagebetrag von 100.000 Euro normalerweise nicht das Preismodell 1 zur Anwendung kommt, sondern das Preismodell 2. Aus diesem Grunde habe ich nachfolgend einmal das Preismodell 2 durchgerechnet.

Nehmen wir einmal einen Herrn C. an, der 100.000 Euro anzulegen hat. Er geht zur Quirin Bank, die  für ihn nach einem Jahr (sagen wir) eine Rendite in Höhe von 7% erzielt, vor Kosten und vor Steuern. Herr C. hat sich für das Preismodell 2 der Quirin-Vermögensverwaltung entschieden. Laut Homepage der Quirin Bank sieht dieses Preismodell 2 so aus:

  • 1,65% p.a. vom betreuten Gesamtvolumen, mindestens jedoch 900 Euro im Jahr.

Herr C. erhält also eine Rechnung von der Quirin Bank in Höhe von 1,65% x 100.000 Euro = 1.650 Euro.

Nach der Auffassung des Steuerrechts, so wie es Herr Heine versteht, geht die Rechnung so weiter:

Herr C. hat einen Gewinn in Höhe von 7% x 100.000 Euro = 7.000 Euro erzielt. Davon kann die Hälfte der angefallenen VV-Gebühren abgezogen werden, also die Hälfte von 1.650 Euro = 825 Euro. Nach der Auffassung von Herrn Stefan Heine wären somit 6.175 Euro zu versteuern (meiner Auffassung nach sogar 7.000 Euro).

Ich nehme nun an, dass Herr C. noch in der Kirche ist. Der Steuersatz für die Abgeltungsteuer samt Solidaritätszuchlag und Kirchensteuer beläuft sich damit auf etwa 28%. Werden 6175 Euro mit einem Steuersatz von 28% versteuert, dann verbleiben noch 4.446 Euro. Davon muss dann noch die zweite Hälfte der Quirin Bank-Gebühren abgezogen werden (die Hälfte der Gebühren, die nicht von der Steuer abgesetzt werden kann), so dass am Ende nach Steuern und Kosten für den Anleger 3.621 Euro übrig bleiben.

Also: Von einem erwirtschafteten Kapitalertrag von 7.000 Euro bleiben für den Anleger am Ende 3.621 Euro. Anders formuliert: Wenn 7% vor Kosten und Steuern erzielt werden, dann bleiben dem Kunden der Quirin-Vermögensverwaltung unterm Strich 3,62%. Und das auch nur, wenn sich tatsächlich Herrn Heines Auffassung zum Steuerrecht durchsetzen lässt.

Lässt sich diese Auffassung nicht durchsetzen, so bleibt Herrn C. sogar nur 3.390 Euro oder 3,39%.

Vergleich mit dem herkömmlichen Provisions-Modell

Die Quirin Bank wirbt damit, dass ihr Modell sehr transparent und fair sei. Die herkömmlichen Provisionsmodelle werden hingegen als intransparent und unfair dargestellt. Trotzdem sollte man einmal genau hinsehen, welches der beiden Modelle rein von der Kostenbelastung unterm Strich her günstiger ist.

Nehmen wir einmal an, Herr C. überlegt sich alternativ zur Quirin Bank, zu einem herkömmlichen Fondsvermittler zu gehen.  Typische Investmentfonds kosten pro Jahr zwischen 1,5% und 1,8% an laufender (versteckter) Gebühr. Davon erhält der Vermittler pro Jahr zwischen 0,3% und 0,5% an sogenannter Bestandsprovision. Ich rede hier nicht von Ausgabeaufschlägen, sondern von Kosten, die bei Investmentfonds laufend anfallen.

Ich nehme ferner an, dass der Vermittler keinen Ausgabeaufschlag verlangt, was heute bei sehr vielen Fondsberatern der Fall ist. Und dass keine weiteren Kosten für Depotfürhung etc. anfallen, was heute auch sehr häufig der Fall ist.

Wir erinnern uns: Die laufenden Gebühren bei der Quirin Bank betragen 1,65%. Nehmen wir einmal an, die inneren Gebühren beim Fondsvermittler betragen 1,8%. Man kann tatsächlich argumentieren, dass das Gebührenmodell der Quirin Bank deutlich transparenter ist. Der Kunde weiß exakt, was er zahlen muss. Beim Fondsvermittler ist die Gebührenstruktur in der Regel nicht so transparent. Es spricht aber auch nichts dagegen, dass der Fondsvermittler genau über die inneren Fondskosten aufklärt als auch was er genau daran verdient.

Interessant ist aber, was letztlich unterm Strich herauskommt. Und hier ist der entscheidende Unterschied, dass die beim Vermittler anfallenden Fondskosten komplett von der Steuer absetzbar sind, die Quirin-Kosten aber nicht (oder nur zum Teil, wie Herr Heine meint).

Nehmen wir also an, der Fonds schafft es, vor Kosten und Steuern 7% zu erwirtschaften, also 7.000 Euro. Nach Kosten verbleiben 5.200 Euro. Dieser Ertrag ist nun steuerpflichtig. Und bei einem Steuersatz von 28% bleiben nach Steuern noch 3.744 Euro für den Anleger. In Prozent ausgedrückt sind das 3,74%.

Zum Vergleich: Bei der Quirin Bank bleiben unterm Strich 3.621 Euro oder 3,62% nach der Steuerauffassung von Herrn Heine. Bzw. nach meiner Auffassung sogar nur 3.390 Euro oder 3,39%.

Obwohl also tatsächlich bei dem Fondsvermittler in dem gewählten Beispiel höhere Gebühren anfallen, steht der Anleger hier dennoch zwischen 0,10% und 0,35% besser da als bei der Qurin Bank. Und das bei einer relativ hohen inneren Kostenbelastung des Fonds. Es gibt ja auch Fonds, deren Kostenbelastung bei 1,5% p.a. und darunter liegen.

Man kann also sagen: Die Transparenz bei der Quirin Bank kostet dem Anleger Geld.

Dieser Unterschied von 0,1-0,35% mag marginal erscheinen, kostet dem Anleger aber, wie ich oben ausgeführt habe,  auf lange Sicht richtig  Geld.

Vergleichstabellen

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die Preismodelle der Quirin Bank systematisch mti dem herkömlichen Provisionsmodell zu vergleichen. Und zwar in Abhängigkeit vom Anlagebetrag und der erzielten Rendite vor Steuern und Kosten.

Legt jemand beispielsweise 200.000 Euro an, die nach einem Jahr 4% Rendite vor Steuern und Kosten gebracht hat, dann verbleiben ihm nach dem bisherigen Provisionsmodell bei einem Fonds, der 1,50% innere Kosten hat, unterm Strich eine Rendite von 1,80% . Beim Preismodell 2 für die Depotberatung durch die Quirin Bank, verbleiben ihm aber nur 1,35% (also 0,45% weniger):

Interessant ist hier auch, dass sich in diesem Fall keines der Gebührenmodelle der Quirin Bank lohnt, wenn es sich um einen Anlagebetrag von nur 10.000 Euro handelt.

Wird eine Rendite von 7% vor Steuern und Kosten erreicht, dann verbleiben folgende Renditen unterm Strich nach Kosten und Steuern:

Ergebnis Quirin Bank 7 Prozent

Wird gar eine Rendite von 10% erreicht, dann sieht die Tabelle so aus:

Ergebnis Quirin Bank 1 0Prozent

An diesen Vergleichstabellen sieht man:

  • Nur in sehr wenigen Fällen sind einzelne Preismodelle der Quirin Bank günstiger als die herkömmlichen Provisionsmodelle.
  • Die einzelnen Preismodelle führen unter unterschiedlichen Voraussetzungen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.  Werden beispielsweise 100.000 Euro angelegt und 10% erzielt, dann wäre das beste Modell das Preismodell 1 der Quirin Depotberatung. Wird aber eine Rendite von 4% erzielt, so ist das beste Modell das Preismodell 2 der Quirin Vermögensverwaltung (sofern Herr Heine Recht hat mit seiner Steuerauffassung). Das halte ich für einen normalen Anleger für außerordentlich verwirrend. Das herkömmliche Provisionsmodell liefert hingegen immer dieselben Ergebnisse.
  • Bei der Quirin Bank werden Anleger mit viel Vermögen deutlich besser gestellt als weniger reiche Kunden.

Warum die Kosten so wichtig sind

Zum Abschluss möchte ich Jason Zweig zitieren. Jason Zweig schreibt in seinem Buch „Gier„:

„Anlageberater haben kürzlich die Kosten als den 8-wichtigsten Faktor bei der Analyse eines Investmentfonds eingestuft, nach anderen Faktoren wie Performance, Risiko, Alter des Fonds und Dienstalter des aktuellen Fondsmanagers. Leider kann keiner dieser Faktoren diesen sogenannten Experten dabei helfen, diejenigen Fonds zu erkennen, die künftig Toprenditen erzielen werden. Jahrzehnte rigider Forschung haben gezeigt, dass der wichtigste einzelne Faktor für die zukünftige Performance eines Investmentfonds diese kleine, relativ statische Zahl ist: die Gebühren und Kosten.“

Die Gebührenbelastung unterm Strich macht das Kraut fett. Dass transparente Honorarmodelle auch zu besseren Anlageergebnissen führen, ist eine These, die sich erst noch beweisen muss, und die ich persönlich stark anzweifle. Denn wir alle kochen nur mit Wasser (wie man so sagt). Am Ende kommt es darauf an, wo ist die Kostenbelastung höher oder niedriger. Und da überzeugt mich das Modell der Quirin Bank – leider – nicht.

3 Kommentare
  1. Gabor Schmitt
    Gabor Schmitt sagte:

    Das Argument mit den 6% in 2008 kenne ich von der Quirin-Bank auch. Ich meine mich aber zu erinnern, dass es seinerzeit noch mehrere „Musterdepots“ gab, was man mir auf Nachbohren auch bestätigte. Wie die anderen gelaufen sind und um welches Risiko-Rendite-Profil es sich handelte, blieb offen. Fakt ist: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – ob die Quirin-Bank langfrisitg mehr überzeugen kann als ihre Mitbewerber bleibt offen.

    Antworten
  2. willySadran
    willySadran sagte:

    Ich empfinde ihre Schreiben über das Preismodell der Quirin Bank als äußerst Einseitig.

    Darf ich fragen, ob sie als Anlageberater auf Provisionsbasis arbeiten? Dann wäre dieses gesamte Schreiben nicht verwunderlich.

    Schönen Gruß:
    willySadran

    Antworten
    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      In einem Erstgespräch berate ich auf Stundenhonorarbasis. 125 Euro die Stunde. Bei dem Erstgespräch steht folgendes im Vordergrund:
      1. Klärung und Ausarbeitung des persönlichen Anlageziels (das vorher fast nie wirklich klar ist)
      2. Dann mache ich einen Anlagevorschlag, der kostenminimiert, risikominimiert und geeignet ist, das erarbeitet Anlageziel zu erreichen. Außerdem mache ich immer einen solchen Anlagevorschlag, den, wenn der Kunde will, alleine ohne mich umsetzen kann. Ich erkläre dem Kunden dann detailliert, wie er – alleine – die vorgeschlagene Anlagestategie realisieren kann. In dem Zusammenhang mache ich dann auch Vorschläge, welche Depotbanken ich empfehlenswert finde.

      Nach dem Erstgespräch kann der Kunde dann, wie gesagt wenn er will, komplett seine eigenen Wege gehen. Wenn er aber will, dass ich für ihn die vorgeschlagene Anlagestrategie umsetzen soll (weil er sich das selbst nicht zutraut oder weil er keine Lust dazu hat oder weshalb auch immer) dann biete ich zwei Alternativen an.
      a) Der Einsatz meines Investmentfonds. Hier verdiene ich 0,70 % p.a., die die Fondsgesellschaft an mich zahlt. Also kein Honorarmodell.
      b) eine Vermögensverwaltung, bei der ich 0,70 % p.a. Vermögensverwaltungshonorar verdiene. Also Honorarmodell.
      Mir ist es also gleichgültig, ob sich ein Kunde für die Vermögensverwaltung oder meinen von mir gemanagten Fonds entscheidet.

      Ich verstehe nicht, warum das Thema Provisionen so dogmatisch oder ideologisch behandelt wird. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile. Es kommt doch darauf an, wie der Kunde am Ende dasteht. Und wenn ein Honorar von 1,65 % p.a. verlangt wird, dann ist das mehr als so mancher Investmentfonds insgesamt pro Jahr kostet.

      Antworten

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