Wie man sich als Anleger auf ein Beratungsgespräch vorbereitet

Ich habe eben einen Artikel aus dem Handelsblatt gelesen „Lassen Sie sich von Ihrer Bank nicht über den Tisch ziehen!“ Darin wird Bezug genommen auf die jüngsten Finanztest-Ergebnisse. Ich habe darüber berichtet, dass in einem Test Bankberater grandios schlecht abgeschnitten haben (Link dorthin).

Der Handelsblatt-Artikel gibt ein paar Hinweise, wie man sich auf ein Beratungsgespräch am beten vorbereitet …

Hier eien Auswahl der Vorschläge des Handelsblatt-Aritkels, wie man sich am besten auf ein Anlageberatungsgespräch vorbereitet:

  1. Anlageziele: Was will man mit der Geldanlage erreichen? Altersvorsorge? Eigene Imobilie? oder sonst ein Anlageziel?
  2. Risikoneigung: Hat man ggf. die Nerven, auch Verluste durchzustehen?
  3. Seien Sie realistisch mit den Zielrenditen!
  4. Achten Sie auf Diversifikation!
  5. Lassen Sie das Beratungsgespräch protokollieren!

Viele diese Punkte halte ich für durchaus berechtigt. An einen Punkt glaube ich hingegen nicht,  nämlich den Punkt mit der Risikoneigung.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben belegt, dass die persönliche Risikoneigung keine Konstante ist, sondern sich zum Teil wöchentlich ändert.

Boomen beispielsweise die Aktien und sind seit ein paar Wochen gestiegen, gibt es nicht wenige, die sich plötzlich mutig und risikofreudig fühlen. Durchleben wir hingegen eine Crash-Phase, dann erinnern sich plötzlich alle daran, dass sie eigentlich so sicher wie möglich ihr Geld angelegt haben möchten.

Hier ein Zitat aus dem Buch „Gier“ des Amerikaners Jason Zweig (S. 142):

„… diea althergebrachte Weisheit, jeder Anleger habe eine bestimmte ‚Risikotoleranz‘, ist wenig mehr als eine Lüge. Tatsächlich ändert sich die Wahrnehmung von Investmentrisiken ständig; sie hängt von Ihren Erinnerungen an frühere Erfahrungen ab und wird davon beeinflusst, ob Sie alleine oder in einer Gruppe sind, wie vertraut oder beherrschbar Ihnen das Risiko erscheint … Wenn Sie blind auf Ihre intuitve Wahrnehmung von Risiken vertrauen, werden Sie ständig Wetten eingehen, die Sie ausschlagen sollten, und vor Wetten zurückschrecken, die Sie eingehen sollten. [meine Hervorhebung]“

Jason Zweig führt danach einige erstaunliche Studien an, die nachweisen, dass die persönliche Risikoneigung von Menschen sich zum Teil stündlich ändert. Daher sind die Risikoklassen, in die man bei einer Bankberatung hineinklassifiziert wird, schlichter Unsinn.

Stattdessen ist es wichtig, so etwas wie eine Anlagestrategie zu entwickeln. Eine solche Strategie ist typischerweise eine Risikmanagement-Strategie. Das heißt es geht um folgende essenzielle Frage:

  • Was tut man, wenn es schlechter läuft als erwartet? Insbesondere, wenn sich Verluste einstellen?

Eine Antwort könnte lauten: „OK, dann kaufe ich eben nach.“ Das ist das sogenannte antizyklische Investieren. Man kauft gerade dann, wenn alles am Boden zu liegen scheint. Dazu braucht man aber vor allem einen langen Anlagehorizont, um die Verluste aussitzen zu können.

Eine alternative Antwort ist: „Wenn es zu Verlusten kommt, lege ich eine Toleranzgrenze fest, bis zu der für mich Verluste akzeptabel sind. Wird diese Grenze überschritten, verkauft ich bedingungslos.“ Diese Strategie ist das Setzen von Stop-Loss-Limits.

Das sind meiner Meinung nach die richtigen Fragen, die man einem Anlageberater stellen sollte: Was schlagen Sie vor, sollten wir tun, wenn es schlechter läuft als erwartet?

In der Regel, wird der Kunde auf eine solche Frage hin blankes Unverständnis ernten. Der Bankberater wird vielleicht sagen: „Nein, nein, da passiert garantiert nichts. Der Fonds wird von so guten Mangern betreut. Da passiert bestimmt nichts.“ Oder dergleichen.

Solche Antworten des Beraters sind ein sehr gutes Indiz dafür, die Qualität der Beratung zu testen. Die eigene Risikoklassifzizierung ist ein lustiger und komplett unnötiger Spaß (wenn er nicht leider gesetzlich vorgeschrieben wäre).

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