Risikoklassifizierung ist unsinnig

Jeder kennt es, der sich schon einmal von einem Bankberater in Anlagefragen hat beraten lassen: Man muss angeben, welcher Risikoklasse man sich zugehörig fühlt. Gehört man nun in die Schublade A, B, C, D oder E?

Tja, da kann man lange grübeln. Manche schlauen Leute haben deshalb Tests entwickelt. Da muss man einfach ein paar Fragen beantworten. Am Ende wird das dann ausgewertet und man weiß dann: „Aha, ich bin Risikoklasse B!“

Wie unsinnig dieses ganze Utnerfangen ist, sieht man, wenn man sich ein wenig mit der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema beschäftigt…

Hier ein Zitat aus dem Buch „Gier“ des Amerikaners Jason Zweig (S. 144):

„Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei beliebige Fragebögen für dieselbe Person dasselbe Risikoprofil ermitteln, ist kaum besser als der Wurf einer Münze. Ihre vermeintliche Risikotoleranz mag weniger von Ihrer Persönlichkeit abhängen als viemlehr davon, wessen Fragebogen Sie zufälligerweise ausfüllen.

Aber hier besteht ein fundamentales Problem. Hat denn überhaupt ein Mensch eine immer gleich ‚Risikotoleranz‘, die ebenso genau gemessen werden kann wie seine Schuhgröße? …

In erstaunlichem Maße hängt die Höhe des Risikos, die Sie bewältigen können, von Ihrer momentanen Stimmung ab. In fünf Minuten … kan sich Ihre Stimmung ändern und mit ihr die Bereitschaft, Risiken einzugehen…“

Im Jahre 2004 wurde die Studie mit dem Titel „Do Pretty Women Inspire Men to Discount the Future?“ von Margo Wilson und Martin Daly veröffentlicht. Darin stellten die Forscher folgendes fest: Zeigt man Männern erotische Bilder, dann neigen sie dazu höhere Risiken einzugehen.

Eine andere Studie kam zu folgendem Ergebnis: Jemand, der sich eben blamiert hat, neigt zu höheren Risiken. Wahrscheinlich um sein schlechtes Gefühl zu kompensieren.

In einer weiteren Studie wurden Probanten aufgefordert sich vorzustellen, dass ihr Arzt sie zu sich gebeten hätte, um ein dringendes medinzinisches Problem zu besprechen. Solche Probanten neigten dazu weniger Risiken einzugehen als normal. Etc. Etc.

Es gibt als kaum einen Zweifel, dass Risikoklassifizierungen ein relativ sinnloses Unterfangen darstellen. Leider fordert es der Gesetzgeber. Ist halt so.

Viel vernünftiger wäre es, sich folgende Frage zu stellen:

  • Wie plant man sich zu verhalten, wenn die eingegangenen Investments schlechter laufen als erwartet?

Und diese Frage läuft auf die Definition einer Risikomanagement-Strategie hinaus. Ich persönlich wundere mich darüber, dass fast nie irgendwelche Bankberater oder Vermögensverwalter diese Frage theamtisieren. Denn das ist die wirklich wichtige Frage, wenn man denn Geld anlegen möchte.

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