Wann lohnt sich Bausparen?

Jemandn nennen wir ihn Herrn A, kam letztens zu mir mit folgender Frage:

„Ich möchte in sieben Jahren ein Haus in einem Wert von etwa 300.000 Euro erwerben. Im Moment besitze ich etwa 85.000 Euro. Ferner kann ich monatlich jährlich 1000 Euro anlegen. Welche Anlagestrategie empfehlen Sie mir?“

Nahfolgend meine Antwort …

In der Situation von A bietet sich sozusagen klassisch ein Bausparvertrag an. Ein aktuelles Angebot sieht beispielsweise so aus:

  • Vom 01.08.2010 bis 01.04.2017 werden 1000 Euro monatlich angespart mit einem Zinssatz von 1,0% p.a.
  • Im Jahre 2017 zahlt die Bausparkasse 203.000 Euro aus. Davon sind 82.480 Euro angespart und 120.520 Euro das Bauspardarlehen.
  • Vom 01.05.2017 bis zum 01.05.2027 wird das Bauspardarlehen getilgt mit einer monatlichen Annuirät von 1218 Euro. Der Darlehenszins beträgt 3,5%.
  • Die Abschlussgebühr für den Bausparvertrag beläuft sich auf 2.030 Euro.

Herrn A stehen ja derzeit insgesamt 85.000 Euro zur Verfügung. Entscheidet sich A für das Bausparen, dann müssen hiervon die Abschlussgebühr abgezogen werden, so dass ihm noch 82.970 Euro verbleiben.

Nehmen wir an, dass Herr A dieses Geld so anlegt, dass er hier über die nächsten sieben Jahre 3% Rendite pro Jahr erzielt, dann werden daraus etwa 102.000 Euro geworden sein. Zusammen mit der Auszahlung der Bausparkasse im Jahre 2017 kommt Herr A auf insgesamt 305.000 Euro. So kann er also sein Ziel realisieren, eine Immobilie im Wert von etwa 300.000 Euro zu erwerben.

Das ist ein durchaus gangbarer Weg, der vor allem einen Vorteil hat:

  • Der Zinssatz von 3,5% p.a. für das Bauspardarlehen in sieben Jahren ist jetzt bereits festgelegt.

Dennoch interessiert sich Herr A dafür, ob sich für ihn das Bausparen wirklich lohnt. Um das zu beurteilen, sollte man sich einen alternativen Weg überlegen.

Die Alternative zum Bausparen besteht in folgendem:

  • Herr A spart die 1000 Euro pro Monat in eine Sparform, die ihm durchschnittlich 3% p.a. Rendite bringt.
  • Nach sieben Jahren hat er so 86.590 Euro angespart.
  • Im Jahre 2017 nimmt Herr A dann einen herkömmlichen Immobilienkredit bei einer Bank auf.

Herr A hat ja des weiteren 85.000 Euro anzulegen. Nehmen wir an, dass er auch dieses Geld für 3% p.a. anlegen kann, dann werden daraus nach 7 Jahren: 105.925 Euro.

Auf diese Weise aht er also bis 2017 ein Vermögen von 194.075 Euro angespart. Um dann insgesamt 305.000 Euro zu haben (ähnlich wie bei der Bausparvariante) müsste er in 2017 ein Darlehen in Höhe von 110.925 Euro aufnehmen.

An dieser Stelle beginnt die Unsicherheit. Denn heute weiß kein Mensch, wie die Darlehenszinsen in sieben Jahren sein werden. Vielleicht werden sie so wie heute sein, möglicherweise aber auch höher. Derzeit kann man 10-jährige Immobiliendredite für einen Zinssatz von um die 3,50% bekommen.

Nehmen wir einmal hypothetisch an, Herr A könnte in sieben Jahren ein Darlehen mit einem Zinssatz von 4,50 % aufnehmen. In diesem Fall wäre Herr A mit einer Annuität von 1.218 Euro monatlich bereits im September 2026 schuldenfrei. Also 8 Monate früher im Vergleich zur Bauspar-Variante.

Wie gesagt, weiß heute natürlich niemand, wie die Zinsen in sieben Jahren tatsächlich sein werden. Die Frage an dieser Stelle ist, wie hoch müssten sie maximal steigen, damit diese Variante etwa gleich gut ist wie die Bauspar-Variante. Die Antwort lautet: 5,9%.

Das heißt: Unter der Annahme, dass Herr A über die nächsten 7 Jahre sein Geld wirklich für 3% anlegen bzw. ansparen kann, dann muss der Darlehenszins eines Darlehens, das er in 2017 aufnimmt, bei 5,9% oder mehr liegen, damit sich für ihn die Bausparvariante mehr lohnt.

Die Bausparvariante lohnt sich um so mehr, …

  • je geringer die Anlage-Rendite ist, die er alternativ erzielen können
  • je höher der Darlehenszins in sieben Jahren sein wird.

Beide Male handelt es sich um Größen, die man heute sehr schlecht abschätzen kann.

Wenn Herr A. also auf Nummer Sicher gehen will, ist im gewiss zur Bausspar-Variante zu raten.

Nachbemerkung: Derartige Analysen erstelle ich im Rahmen meiner Vermögenberatung.

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2 Kommentare
  1. Oliver Grau
    Oliver Grau sagte:

    Vielen Dank für die detaillierte Aufschlüsselung. Auch wenn für den Laien Fragen bleiben. Sowieso ist das ganze System ein wenig unübersichtlich und nicht wirklich transparent. Sicher ist der Bausparweg der sichere Weg, um auch nach Jahren noch einen festen/gesicherten Zinssatz zu haben. Wer risikofreudig ist, kann aber auch drauf hoffen, dass sich die Zinssätze nach oben entwickeln. Wie schnell es bergab gehen kann, hat der Zusammenbruch vor zwei Jahren allerdings gezeigt.

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  2. Thomas Eckert
    Thomas Eckert sagte:

    In dem Artikel ist eins nicht berücksichtigt worden. Gerade untere Einkommensschichten werden noch immer im Bereich des Bausparens durch Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage gefördert. Für diese lohnt sich ein Abschluss eines Bausparvertrags deutlich öfter als bei anderen…

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