Welchen Nutzen bringt Vermögensberatung? – Risikomanagement

Ich halte nichts, und zwar rein gar nichts, von Kapitalmarktprognosen. Das ist mitunter die sinnloseste Tätigkeit, die es überhaupt gibt. Es gibt auch massenhaft Belege dafür, dass auch sogenannte Finanzmarkt-Experten keine höheren Trefferquoten haben – sagen wir im Vergleich zu Laien oder zum Zufall.

Sehr bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist eine Studie von Prof. Törngren aus Schweden „Worse than chance“ (zu deutsch „Schlechter als der Zufall“). In einem Experiment hatten die „Experten“ eine Trefferquote von etwas über 40 Prozent. Würde man alleine aufgrund eines Münzwurfes Anlageentscheidungen treffen, darf man (langfristig) eine Trefferquote von 50 Prozent erwarten. Die angeblichen Experten haben also deutlich schlechter abgeschnitten als der Zufall.

Wenn das wirklich so ist, dass Experten auch nicht besser in die Zukunft schauen können als wir alle, dann stellt sich natürlich die Frage: Welchen Nutzen soll es überhaupt bringen, in Finanzfragen einen Experten zu konsultieren?

Eine Antwort habe ich in meinem letzten Beitrag gegeben, nämlich Kostenminimierung. Was eine gute Vermögensberatung, meiner Meinung nach, auch noch gewährleistet, ist ein gutes Risikomanagement …

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich will nicht behaupten, dass ein gutes Risikomanagement generell und überhaupt Verluste vermeidet. Genausowenig wie die Feuerwehr jedes Feuer vermeiden kann. Aber Risikomanager wie Feuerwehrmann wissen was zu tun ist, wenn es brennt.

Meiner Erfahrung nach machen sich jedoch viel zu wenige Menschen Gedanken übers Risikomanagement. Und solche Gedanken muss man sich im Vorfeld machen, also bevor etwas Schlimmes passiert. Wenn man übers Risikomanagement anfängt nachzudenken in dem Moment, wo es bereits brennt, ist es meistens schon zu spät.

Eine schlechte Vermögensberatung zeichnet sich gerade dadurch aus, dass Risiken heruntergespielt oder sogar gar nicht erwähnt werden. Geld wird hier angelegt nach dem Prinzipe „Da wird schon nichts passieren.“

Und wenn dann doch einmal etwas passiert, dann tauchen schlechte Vermögensberater ab. So geschehen vor allem auch während des Höhepunktes der Finanzkrise im Herbst 2008. Ein Kunde von mir hat mir in dieser Zeit beispielsweise folgendes geschrieben:

„… ich bin nur Kleinanleger und werde erst kurz von Ihnen betreut, aber ich danke Ihnen sehr für Ihre Berichte und Reaktionen in den letzten Tagen. Von meiner Hausbank, bei der ich weit höhere Beträge angelegt habe, höre ich nichts, gar nichts….“

 Solche Aussagen habe ich in der turbulenten Zeit zwischen September 2008 bis März 2009 ständig gehört. Viele Anleger teilten mir ihre Unzufriedenheit mit und dass sie das Gefühl hätten, von ihren Beratern komplett alleine im Regen stehen gelassen zu werden.

Wie gesagt, zeichnet sich meiner Meinung nach eine gute Vermögensberatung gerade dadurch aus, in schwierigen Zeiten ein Handlungskonzept zu haben. Und dieses Konzept sollte mit dem Anleger vorher vereinbart sein, bevor etwas passiert. Und zwar damit dann im Falle des Falles die Dinge möglichst automatisch und ohne groß nachzudenken ablaufen. Die Feuerwehr sagt auch nicht „Hoppla, da brennt es, schaun wir mal, was wir da machen können.“ Sondern die Feuerwehr trainiert im Vorfeld jeden Handgriff, damit im Krisenfall alles möglichst gut sitzt. So paradox sich das anhöfen mag, aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, sollte das zweifelnde Nachdenken nach Möglichkeit ausgeschaltet sein.

Die Frage ist jetzt natürlich, welche Arten des Risikomanagements es gibt.

1. Gar kein Risiko eingehen

Die simpelste arte des „Risikomanagements“ besteht darin, überhaupt kein Risiko einzugehen. D.h. Tagesgeld oder kurzlaufende Festgelder. Eine gute Idee ist auch, einen Teil des Vermögens genau so sicher anzulegen. Am besten so viel, damit der Anleger genau weiß, eine so hohe Liquiditätsreserve zu haben, um davon 1-3 Jahre leben zu können.

2. Stop-Loss-Marken

Eine zweite Form des Risikomangements besteht darin, sog. Stop-Loss-Marken zu setzen. Wenn beispielsweise innerhalb einer Vermögensberatung herauskommt, dass der Anleger nur maximal einen Verlust von 5 % im Jahr hinnehmen kann, dann könnte man sich entsprechende Stop-Losses setzen. Wird also z.B. ein Wertpapier für 100 Euro erworben, dann könnte man festlegen, dass man die Position sofort wieder verkauft, wenn der Kurs unter die Marke von 95 Euro fällt.

3. Antizyklisches Invetieren

Auch das antizyklische Investieren ist eine Form des Risikomanagements. Dabei hat man das Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufgeteilt und für jede Anlageklasse Soll-Quoten festgelegt. Fallen die Investments so stark, dass eine Anlageklasse sehr ihre Soll-Quote unterschreitet, dann sollte man nachkaufen. Steigen bestimmte Investments umgekehrt so stakt, dass die Soll-Quoten überschritten werden, dass wird entsprechend verkauft.

Das sind drei Besipiele für Risikomanagement. Es kann durchaus noch weitere geben. Ich möchte an dieser Stelle nicht sagen, welche Form des Risikomanagements besser oder schlechter ist. Mir kommt es nur darauf an, die Wichtigkeit zu betonen, dass jeder Anleger für sich eine bestimmte Risikomanagement-Strategie festlegt. Leider, so jedenfalls meine Erfahrung, tun das die aller wenigsten. Und genau hier könnte eine gute, professionelle Vermögensberatung ansetzen.

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3 Kommentare
  1. Klaus
    Klaus sagte:

    Lieber Peter, vielen Dank für einen weiteren Artikel, der es auf den Punkt bringt! Was mich noch sehr interessieren würde wäre diese Studie „Worse than chance“. Kann man die irgendwo nachlesen?

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Den Artikel „Worse Than Chance? Performance and Cnfidence among Professionals and Laypeople in Stock Market“ können Sie nachlesen im Journal of Behavioral Finance 22, S. 148 – 153, 2004.

      Antworten
  2. Wasi
    Wasi sagte:

    Ein sehr schöner Artikel.
    Immer öfter hört man das Wort Risikomanagement. Und das ist auch gut so. Ein funktionierendes Risikomanagement ist überall wichtig, wo Geld fließt.
    Kürzlich habe ich in einem Artikel gelesen, dass das Bewusstsein für Gefahren in Unternehmen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. In erster Linie liegt das daran, dass private und berufliche Elemente sich zunehmend vermischen – an vielen Stellen ist das gewollt, aber das schafft natürlich auch erhebliche Risiken. [Quelle: http://www.finance-magazin.de/risiko-it/risikomanagement/gutes-it-risikomanagement-ist-eine-herkulesaufgabe/ ]
    Viel mehr müssen dieses Bewusstsein bekommen.

    Gruß,
    W.

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