Der Leser „Frank“  bezog sich in seinem Kommentar vom 13. April 2010 auf meinen Artikel „Viele absurde Theorien zum Gold“ und gab zu bedenken: „wer 2007 1.000, 10.000 oder 100.000 € im Aktienmarkt angelegt hatte, hatte die grosse Chance besaß, 50%, 75% oder alles zu verlieren.“

Ich gebe Frank Recht, was einzelne Aktien betrifft. Ja, hier ist es durchaus möglich mit einzelnen Aktien einen Totalverlust zu erleiden.  Ich gebe ihm aber nicht Recht, wenn man beispielsweise in ETFs eines breit gestreuten Aktienindex investiert. Vielmehr entspricht hier das Risiko von Gold in etwa dem des DAX oder des EuroStoxx50…

Ich habe den Leser „Frank“ so verstanden, dass er meinte, Gold sei eine weniger riskante Anlageform als Aktien. Jetzt gibt es verschiedene Definitionen von „Risiko“.

Gold ist eine „volatile“ Analgeform

Eine gängige Maßgröße, um Risiken von Anlageprodukten zu bestimmen, ist die Volatilität. Die Volatilität misst die Schwankungsbreite einer Finanzgröße. Mathematisch gesprochen ist sie die „annualisierte Standardabweichung“. D.h. sie gibt an, wie stark die Renditen einer Anlageform von einen Mittelwert abweicht.

 Je höher diese Zahl, umso riskanter. Hier ein paar Beispiele für Volatilitäten (Quelle: Marktdaten-Lieferant Tai-Pan):

  • Bundesanleihe: ca. 3%
  • USD/EURO: ca. 10%
  • Corporate-Bond-Index: ca. 16%
  • Gold: 17 %
  • DAX: 21%
  • EuroStoxx50: 21%

Was also die Risikogröße Volatilität angeht, muss man bei Gold von einer durchaus volatilen und somit riskanten Geldanlage sprechen. Gold rangiert hier in dem Bereich herkömmlicher Aktienindizes.

Jetzt könnte man vielleicht einwenden, dass Gold weniger Verlustpotenzial als Aktien hat.  Aber auch das ist definitiv falsch, wenn man sich die historische Entwicklung des Goldpreises ansieht.

Historisch gesehen konnte man mit Gold bis zu 50% Verlust machen

Nehmen wir beispielsweise einen Anleger an, der im August 1980 Gold gekauft hat. Damals musste er dafür etwa 640 USD für die Feinunze bezahlen (ohne Gebühren und Spread).

Nehmen wir weiter an, dass dieser Anleger nach einer Dekade darüber nachdenkt, sein Gold wieder zu verkaufen. Mit Entsetzen wird er im August 1990 festgestellt haben, dass er jetzt nur noch 380 USD für die Feinunze bekommt. Das entspricht einem Verlsut von über 40 Prozent.

Für diese Preis will er aber nicht verkaufen. Er wartet also noch eine Dekade und wartet bis August 2000. Wo stand zu diesem Zeitpunkt der Goldpreis? Jetzt kann sich unser Anleger aber richtig ärgern, denn inzwischen steht er bei etwa 270 USD pro Feinunze. Das ist ein Verlust von über 57 Prozent!

Ich wiederhole: Wer im August 1980 Gold gekauft hat, hat, wenn er genau 20 Jahre später das Gold wieder verkauft hat, einen Verlust von sage und schreibe 57 Prozent hinnehmen müssen. Und eigentlich kommen ja Gebühren noch hinzu (Kauf-/Verkaufgebühren, Spread plus Lagerkosten).

Inflationsbereinigt sieht dieser Verlust noch schlimmer aus.

Nehmen wir aber an, unser Anleger hat im Jahr 2000 immer noch nicht verkauft, sondern hat sein Gold bis heute behalten. Ja, dann durfte er sich in den letzten Jahren wirklich freuen, denn der Goldpreis ist rasant angestiegen. Heute steht er bei 1.158 USD pro Feinunze.

„Juhu“, so jubiliert unser Anleger, „das ist eine Rendite von 80,9%! Es hat sich also doch gelohnt, in Gold invetiert zu haben.“

Naja, ich möchte diesem Anleger ja nicht den Tag vermiesen. Aber was bedeuten 80,9% in sagen wir 29 Jahren? Antwort: Gerade einmal eine annualisierte Rendite von etwa 2% pro Jahr. Inflationsbereinigt wird man hier etwas bei plus/minus Null liegen. Fast alle anderen Anlageformen, egal ob Aktien, Anleihen oder Immobilien, haben in diesem Zeitraum eine deutlich höhere Rendite erzielt.

Gold scheint sicher zu sein, ist es aber nicht

Der Goldpreis schwankt stark. Ferner ist es historisch unstrittig, dass man mit Gold ohne Weiteres Verluste von über 50% erleiden kann. Ist jedenfalls schon einmal da gewesen.

Bei Gold also von einer „sicheren Anlageform“ zu sprechen, ist wirklich nicht statthaft. Es stimmt einfach nicht. Gold ist eine durchaus risikobehaftete Anlageform und bewegt sich vom Risikograd im Bereich herkömmlicher Aktienindizes.

Jetzt wird es aber gefährlich. Denn: Viele Menschen glauben, Gold sei sicher. Wie immer sie zu diesem Glauben gekommen sein mögen. Faktisch ist Gold aber nicht sicher. Und nichts ist gefährlicher als ein unteschätztes Risiko.

Wer beispielsweise Motorrad fährt und das für so sicher hält wie Zugfahren, der wird schneller als er schauen kann eine böse Überraschung erleben. Nur wer Risiken eingeht und weiß, worauf er sich einlässt, wird für ein entsprechendes Risikomanagement sorgen. Wer aber Risiken eingeht und sich einbildet, gar keine Risiken zu haben, der hat ein wirkliches Problem.

Und dieses Problem haben derzeit viele, viele Anleger, die Gold als vermeintlich sicheren Geldanlage-Hafen wähnen.

Man soll mich hier nicht falsch verstehen. Ich behaupte NICHT, dass der Goldpreis wieder fallen wird. Das kann ich nicht sagen, weil ich es schlicht nicht weiß (genauso wenig wie ich weiß, ob beim nächsten Würfelwurf ein Sechs gewürfelt wird). Möglicherweise, wird Gold noch weiter an Wert gewinnen. Möglicherweise aber auch nicht. Ich rede nur von diesem Vielleicht. Und diese Möglichkeit, dass Gold möglicherweise auch wieder dramatisch an Wert verlieren wird, besteht. Und zwar sehr massiv.

Leider sind sich viele Anleger dieses Vielleichts nur ungenügend bewusst. Viele sehen die letzten, sagen wir 10 Jahre, und meinen nun: „Gold war schon immer eine lohnende und sichere Geldanlage.“ Hier reicht das Gedächtnis eben gerade 10 Jahre zurück, aber nicht weiter. Denn schon wenn man solche Zeiträume nimmt wie von 1980 bis 1990, oder von 1990 bis 2000, dann sieht Gold sehr, sehr schlecht aus.

Bei der Geldanlage gibt es Modethemen

Aber so wird ja fast immer bei der Geldanlage gedacht: Eine bestimmte Anlageform läuft ein paar Jahre gut, dann meint plötzlich kommt diese Anlageform „in Mode“. Die große Mehrheit meint mit einme Male, dass es mit dieser Anlageform immer nur nach oben geht.  Das wiederholt sich in so regelmäßigen Abständen, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Und momentan ist eben gerade Gold an der Reihe.

Nehmen wir doch als Beispiel US-Immobilien. Von 1996 bis 2006 hat man mit US-Immobilien jedes Jahr eine Wertsteigerung von ca. 10% erzielen können. In 2006 rannten dann die Leute herum und meinten: „US-Immobilien können nur an Wert gewinnen, Verluste gibt es hier nicht.“ Und bumm war sie da die subprime-Krise.

Oder Schiffsbeteiligungen. Lange Zeit lief diese Analgeform sehr gut. Ich habe sogar einen Vermögensverwalter-Kollegen sagen hören, er verwende Schiffstbeteiligungen als „Geldmarkt-Ersatz“. Wenn ich vor dem Herbst 2008 Leuten riet, schnellstmöglich ihre Schiffsbeteiligungen am Zweitmarkt zu verkaufen, dann erntete ich immer vollkommen verständnislose Blicke. Mancher sagte auch: „Herr Peterreins, ich bin doch nicht verrückt und verkaufe das, was gerade am besten läuft.“

Dieselben Personen rufen mich heute an und sagen, jetzt würden sie gernde verkaufen wollen. Dann muss ich leider antworten: Tut mir leid, jetzt gibt es im Prnzip keinen Zweitmarkt mehr und Sie können, wenn überhaupt, nur noch mit großen Verlusten verkaufen.

Oder früher mit dem Neuen Markt … Und so weiter, und so weiter. Es ist wirklich jedes Mal dasselbe. Eine Anlageform hat ein paar gute Jahre gehabt, dann kommt sie in Mode und viele springen darauf. Wenn man dann warnt, dann wird auf die guten Vergangenheitsdaten verwiesen. Mit der Annahme, dass es so wie die letzten Jahren auch in Zukunft weitergehen wird.

Und wenn ich sage, dass es ein prinzipielles Problem und unstatthaft ist, in Geldangelegenheiten von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schljeßen, dann glauben mir -leider- nur die wenigsten. Wie gesagt: ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

Thema Währungsreform

Manch einer argumentiert: Ja aber wenn die Währungsreform kommt, dann stehe ich mit Gold gut da. Ja, das stimmt. Man steht dann aber mit JEDEM Sachwert gut da. Und zu Sachwerten gehören neben Rohstoffen:

  • Immobilien,
  • Unternehmensbeteiligungn,
  • Aktien.

Ja, auch Aktien werden einen selbstverständlich über eine etwaige Währungsreform retten können. Genau so ist es ja bei der letzten Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen.

Wer also Angst vor einer Währungsreform hat, muss aus diesem Grunde nicht all sein Geld in Gold stecken. Das ist vollkommen unnötig und widerspricht dem Prinzip der Risiko-Diversifikation. Mein Rat ist, so als Daumenregel: Man sollte niemals mehr als 10 Prozent seines Vermögens in Gold anlegen.

1 Kommentar
  1. Julio
    Julio sagte:

    Ein aus meiner Sicht sehr treffender Artikel, der fundiert beschreibt, was viele Meinungsführer der Goldfreunde häufig verschweigen. Gold ist hochriskant, weil volatil und keine wirksame Waffe gegen Inflation & Co. Mein Dank für diesen guten Artikel.

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