Ich habe am Samstag einen interessanten Artikel von Herrn Volker Looman in der FAZ gelesen. Titel: „Bausparverträge für junge Leute mit Geld„. Darin rechnet Looman vor, dass sich unter bestimmten Umständen ein Bausparvertrag lohnt.

Ich habe diesen Artikel einmal zum Anlass genommen, mich ein wenig mit dem Thema Bausparen zu beschäftigen. Insbesondere denke ich, ist die Frage interessant, wann sich Bausparen tatsächlich lohnt und wann nicht….

Kleinst-Bausparverträge mit VL-Zuschüssen lohnen sich fast nie

Zunächst ist mein Eindruck,  dass viele Menschen einen Bausparvertrag abgeschlossen haben, um hier ihre Zuschüsse für die sog. Vermögenswirksamen Leistungen (VL) unterzubringen. Solche Bausparverträge werden dann abgeschlossen, niemals mit der Absicht, dann irgendwann tatsächlich ein Darlehen in Anspruch zu nehmen. Vielmehr hat das „Bausparen“ hier den Charakter eines Sparbuchs.

Ohne es an dieser Stelle genau vorzurechnen ist in diesem Fall  die Aussage ziemlich eindeutig und klar: Diese Art von Bausparen lohnt sich selbst mit den VL-Zuschüssen nicht.

Bausparen gewährt Planungssicherheit

Nehmen wir Herrn A an. Er verdient ganz gut und träumt davon, sich in 10 Jahren sich eine Eigenheim anzuschaffen. Er hat schon ein wenig Geld gespart, rechnet aber damit, in 10 Jahren noch einmal ca. 230.000 Euro für den Immobilienkauf zu benötigen.

Er lässt sich daher ein Angebot für einen Bausparvertrag mit einer Bausparsumme von 226.600 Euro machen. Hier müsste er die nächsten 10 Jahre monatlich 1000 Euro einzahlen, um dann bis zum März 2020 einen Betrag von 120.584 Euro angespart zu haben. Zu diesem Zeitpunkt wird ihm dann ein Darlehen in Höhe von 106.016 Euro ausgezahlt zu einem festen Zinssatz von 2,60% p.a. In der Ansparphase wird er Guthabenzinsen in Höhe von 0,50% erhalten.

Nachdem er das Darlehen in 2020 bekommen hat, wird er noch exakt 10 Jahre und 3 Monate 1000 Euro bezahlen müssen, bis das Darlehen vollständig getilgt ist. Bis zum Juni 2030 wird er also komplett schuldenfrei sein und insgesamt wird er 243.000 Euro in Monatsraten gezahlt haben.

Der große Reiz dieses Angebots besteht in der Planbarkeit. Herr A. weiß bereits heute exakt, welche Darlehenssumme mit welchen Zinssatz er in 10 Jahren erhalten wird. Und er weiß auch exakt, wann genau er komplett schuldenfrei sein wird. Ob zwischenzeitlich die Zinsen wieder sehr steigen werden, kann ihm mit diesem Bausparvertrag völlig egal sein.

Auf der anderen Seite sind die Guthabenzinsen während der Ansparphase mit 0,50% p.a. sehr gering.

Herr A. geht davon aus, dass er mit anderen Ansparformen ohne Weiteres 3% p.a. erzielen könnte – nach Kosten und nach Steuern.

Angenommen, Herr A. könnte über die nächsten Jahre seine 1000 Euro monatlich tatsächlich mit durchschnittlich 3,0 % p.a. ansparen, dann hätte er im März 2020 über 139.400 Euro angespart (Mit dem Bausparer wären es nur 120.548 Euro)

Somit bräuchte er jetzt nur ein Darlehen in Höhe von 87.150 Euro aufnehmen (beim Bausparer wären es 106.016 Euro). Dieses Darlehen würde er in diesem Fall als normales Annuitätendarlehen mit einer Annuität von 1000 Euro monatlich abschließen wollen.

Herr A weiß natürlich nicht, wie hoch die Darlehenszinsen in 10 Jahren sein werden. Das ist in diesem Fall die große Unbekannte. Nehmen wir aber einmal an, der Zinssatz für Immobiliendarlehen liegen in 10 Jahren bei 6%. Also deutlich über den 2,60%, die durch den Bausparvertrag festgelegt sind.

Unter dieser Annahme wäre Herr A ganze 8 Monate schneller schuldenfrei als mit dem Bausparer. Und er müsste nur insgesamt 235.000 Euro einzahlen, beim Bausparer wären es 243.000 Euro.

Der Bausparer käme unter diesen Annahmen also 8000 Euro teuerer.

Wie gesagt. die große Unbekannte sind die Darlehenszinsen in 10 Jahren. Je niedriger sie tatsächlich liegen werden, um so weniger lohnt sich der Bausparvertrag. Je höher sie liegen, um so mehr lohnt sich der Bausparvertrag.

Herr A. fragt sich, wie hoch die Zinsen für ein Annuitätendarlehen sein dürfen, damit die zweite Variante genauso gut (oder schlecht) ist wie der Bausparvertrag. Die Antwort ist: Das Annuitätendarlehen darf 7% p.a. Zinsen kosten, damit es etwa dem Bausparer entspricht. Ich nenne diesen Zinssatz „Break-Even-Zinssatz“.

Klar ist auch, dass dieser Break-Even-Zinssatz davon abhängt, mit welcher Rendite Herr A. bei seinem anfänglichen Sparplan rechnet. In diesem Beispiel hat A. bislang von einer Netto-Rendite von 3,0% p.a. ausgegangen.

  • Würde er stattdessen nur 2,0% Rendite p.a. erwirtschaften können, dann liegt der Break-Even-Zinssatz bei 5,35 % für das Annuitätendarlehen.
  • Würde er nur 4,0% Rendite p.a. erwirtschaften können, dann liegt der Break-Even-Zinssatz bei 8,97 % für das Annuitätendarlehen.
  • Würde er stattdessen nur 5,0% Rendite p.a. erwirtschaften können, dann liegt der Break-Even-Zinssatz bei 11,35 % für das Annuitätendarlehen.

Fazit

Der große Vorteil eines Bausparvertrages liegt in der Planbarkeit. Je eher man sich es zutraut in der Ansparphase mit anderen Anlageformen mehr Rendite erzielen zu können, desto weniger lohnt sich ein Bausparer.

Zu guter Letzt sollte man sich vielleicht noch eine prinzipielle Frage stellen. Mit einem Bausparvertrag zielt normalerweise alles darauf ab, dass man irgendwann einen Großteil seines Vermögens in einer Immobilie angelegt hat. Eine eigene Immobilie ist für viele Menschen eine Herzenssache. Rein rational, wirtschaftlich betrachtet widerspricht es dem elementaren Prinzip der Risikostreuung, alles auf eine einzige Karte zu setzen. Das kann gut gehen, kann aber auch ganz böse daneben gehen. Hier mehr zu diesem Thema.

3 Kommentare
  1. Florian Freyberg
    Florian Freyberg sagte:

    Sehr interessanter Beitrag! Wie verhält es sich, wenn man einen Riester-Bausparvertrag nutzt?
    Als Berufseinsteiger überlege ich derzeit, mir ein Riester-Produkt zuzulegen und und/oder die niedrigen Zinsen über einen Bausparvertrag langfristig zu sichern.

    Gruß
    Florian Freyberg

    Antworten
    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Ich muss gestehen, dass ich einen Riester-Bausparvertrag noch nie gründlich analysiert habe. Generell bei einem Bausparvertrag sollte man so vorgehen, um zu einer rationalen Entscheidung zu gelangen:

      Als erstes sollte klar sein, dass man den Kredit später wirklich einmal in Anspruch nehmen wird. Ich habe schon sehr häufig gesehen, dass Leute einen Bausparvertrag abgeschlossen haben, die niemals beabsichtigen später mal auch den günstigen Kredit zu beanspruchen. Als reines Ansparprodukt (ohne späteren Kredit) ist ein Bausparvertrag meistens nicht besonders geeignet.

      Wenn der Bausparvertrag Alternative A ist, dann sollte man den Bausparvertrag mit folgender Alternative B vergleichen: 1) In der Ansparphase wählt man einen Fondssparplan; 2) später wählt man einen normalen Bankkredit zu einem Zinssatz von x. Diesen Zinssatz weiß man heute natürlich noch nicht.

      Der Nachteil des Bausparens ist ja, dass es in der Ansparphase nur sehr geringe Zinsen gibt. Mit der Alternative B kann man erwarten, am Ende mehr Rendite erzielt zu haben und somit ein höheres Eigenkapital angespart zu haben im Vergleich zum Bausparen. Bei Alternative B wird man also voraussichtlich am Ende mehr Eigenkapital haben und damit auch einen geringeren Kreditbetrag brauchen. Das mach Alternative B attraktiver. Andererseits könnte man den Nachteil bei Alternative B haben, dass der Zinssatz x inzwischen sehr gestiegen ist.

      Nun stellt sich die Frage, wie stark der Kreditzins x im Falle B steigen muss, damit sich das Bausparen lohnt. Auf dieser Basis kann man dann vernünftig entscheiden, ob ein Bausparvertrag das geeignete Mittel ist oder doch besser ein Fondssparplan plus späteren Bankkredit.

      Antworten
  2. Manuel
    Manuel sagte:

    Hallo Petereins, ich gebe dir recht, einen Bausparvertrag als reiner Tagesgeldkonto-Ersatz ist nur selten sinnvoll. Da muss man sich wirklich tolle Angebote heraussuchen. Und das, obwohl mittlerweile sogar Online-Prämien zu den staatlichen Prämien hinzukommen. Ich betreibe eine Bauspar-Website in Österreich und kann deine Argumentation nachvollziehen. Was aber nicht vernachlässigt werden darf, ist das Bauspardarlehen. Dies hat bei uns dann einen fixen Zinssatz, denn nur, weil derzeit die Kreditzinsen so niedrig sind, heißt das nicht, dass sie es auch bleiben werden. Die können sich auch wieder „erholen“ (zum Leidwesen der Kreditnehmer). Zumindest in Österreich (die deutsche Sachlage kenne ich nicht im Detail, aber ich nehme an, dass sie ähnlich ist), ist es möglich ein solches Bauspardarlehen als Bausparer aufzunehmen, das dann bei den Zinsen nach oben hin beschränkt ist. Mittlerweile darf bei uns sogar ein solches Darlehen für Pflegekredite und Ausbildungskredite in Anspruch genommen werden. Gerade in Bezug auf das heikle Thema Pflege, gibt der Bausparer auch wieder Sicherheit, wie ich finde. Denn das sind Kosten, die urplötzlich und ohne Vorwarnung kommen können. Dann ist Planbarkeit im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Guter Artikel! LG Manuel

    Antworten

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