Antwort auf Leserfrage: Führt das Geldmengen-Wachstum notwendig in die Krise?

Der Weblog-Leser Daniel Bahrdt stellte die folgende Frage:

„Wächst die Geldmenge nun im Einklang mit dem Wirtschaftswachstum, sprich werden laufend neue Kredite aufgenommen? Womit werden die Kreditzinsen getilgt (hierfür muss doch auch Geld “erzeugt” werden)?
Wenn jegliche Geldschöpfung hauptsächlich über Kredite geschieht, dann ist doch ein Crash unvermeidlich? Crash in dem Sinne, dass keine neuen Kredite vergeben werden, da die Kreditgeber davon ausgehen, dass der Kreditnehmer denselben nicht zurückbezahlen kann.“

Nachfolgend meine Antwort hierauf …

Die Geldtheorie des Silvio Gesell

Die Stoßrichtung Ihrer Frage erinnert mich an eine Argumentationskette, die (meines Wissens) ursprünglich auf den deutschen Wirtschaftstheoretiker Silvio Gesell zurückgeht, und gerade momentan (angesichts der Finanzkrise) wieder Konjunktur hat. Ich selbst stehe seinen Thesen kritisch gegenüber, doch dazu später.

Eine gute Darstellung der Argumentationskette Silvio Gesells findet man in dem Buch „Der Nebel um das Geld“ von Bernd Senf. Ich zitiere aus diesem Buch (S. 89):

„Dem Anwachsen der Geldvermögen bzw. den daraus fließenden wachsenden Zinserträgen auf der anderen Seite muss … einen entsprechend wachsende Produktion auf der anderen Seite gegenüberstehen – besser gesagt: zugrunde liegen und im übrigen auch ein Anwachsen der dinglichen Sicherung der Kredite in Form von Realkapital. Was ist aber, wenn die Produktion nicht entsprechend mitwächst (und sie kann es auf Dauer schon deshalb nicht, weil exponentielles Wachstum der Begrenztheit der Ressourcen von Grund auf widerspricht)? Wenn sich also das Wirtschaftswachstum gegenüber den anfägnlichen Wachstumsraten abschwächt? Dann gehen die Rechnungen z.B. der Unternehmen, di sich verschuldet haben, nicht mehr auf, und sie geraten in eine Schuldenklemme: Die Schulden einschließlich der Zinsen müssen sie auf jeden Fall zurückzahlen…“

Ich versuche die Argumentationskette einmal in eigenen Worten darzustellen:

  1. Der kleine Sparer gibt sein Geld seiner Bank, um dafür Zinsen zu bekommen, sagen wir 2% p.a..
  2. Die Bank leiht dieses Geld an Unternehmen weiter, sagen wir für 5%.
  3. Die Unternehmen erhalten also von der Bank einen Kredit, um dafür in Maschinen etc. zu investieren. Ein Unternehmen muss nun mindestens 5% erwirtschaften, um die Zinsen für den Bankkredit bezahlen zu können.
  4. Wenn sich die Einlagen des privaten Sparers tatsächlich mit 2% verzinsen, dann bedeutet dies, dass sein Geldvermögen mit einer Wachstumsrate von 2% p.a. exponentiell wächst. Das ist der sog. Zinseszinseffet. D.h.: Wenn G0 das anfängliche Geldvermögen ist, dann haben die Sparer im Laufe der Jahre folgendes Geldvermögen:
    • nach einem Jahr: G1= G0 x(1,02)
    • nach 2 Jahren: G2 = G0 x (1,02) x (1,02) = G0 x (1,02) hoch 2
    • nach n Jahren: Gn = G0 x (1,02) x … x (1,02) = G0 x (1,02) hoch n
    • Das Geldvermögen wächst also exponentiell (d.h. „hoch Anzahl der Jahre“).
  5. Das Wachstum des Geldvermögens auf Seiten der Sparer muss ein entsprechendes Wachstum der Schulden auf Seiten der Unternehmen zur Folge haben.
  6. Da die Unternehmen ihre Produktion bestenfalls linear steigern können, wird das reale Wirtschaftswachstum irgendwann nicht mehr Schritt halten können mit der exponentiell ansteigenden Verschuldung.
  7. Dieses Auseinanderklaffen von realem Wirtschaftswachstum und exponentiell steigendem Geldvermögen, muss notwendigerweise – so Silvio Gesell – in einer Währungskatastrophe bzw. einer Währungsreform enden.
  8. Nach einer Währungsreform wiederholt sich dasselbe unheilvolle Spiel.

Ich hoffe, dass ich mit dieser Darstellung den Kern Ihrer Frage gut getroffen habe.

Sparer sparen nicht bis in alle Ewigkeit

So schlüssig diese Argumentationskette vielleicht auf den ersten Blick zu sein scheint, ich selbst halte sie nicht für stichhaltig. Und zwar aufgrund einer ganzen Reihe von Gründen.

Der erste Kritikpunkt fängt damit an, dass hier unzulässig verallgemeinert wird. Es ist eben nicht so, dass jeder Sparer sein Geld über Jahre hinweg mit Zins und Zinseszins einfach nur auf der Bank liegen lässt. Ich vermute sogar, dass die allermeisten Anleger entweder sich irgendwann einmal ihre Ersparnisse oder sich regelmäßig ihre Zinserträge auszahlen lassen.

Wenn man so will, gibt es einen Zyklus des Sparens. In jungen Jahren legt man Geld zur Seite. Man spart bzw. zahlt in Versorgungswerke oder Rentenversicherungen ein. Im Alter verzehrt man dann das Angesparte, indem man von den Zinsen lebt, meistens aber auch vom Kapitalverzehr. So dass, je älter man wird, der Kapitalstock wieder immer geringer wird.

Die Argumentationskette von Silvio Gesell hingegen geht davon aus, dass Sparer immer für alle Ewigkeit ihr Geld plus Zins und Zinseszinsen einfach auf ihrer Bank herumliegen lassen. Wäre das tatsächlich der Fall (was es eben nicht ist), ja dann müssten die Geldvermögen exponentiell wachsen. Hin und wieder -so mein Kritikpunkt – geben Leute aber auch ihr Erspartes aus. Ich denke davon können wir ausgehen.

Schuldner zahlen Zinsen und tilgen ihre Schulden

Der nächste Kritikpunkt betrifft die Seite der Schuldner. Die geschilderte Argumentationskette geht davon aus, dass Zinsen und Zinseszinsen immer mehr kumuliert werden. Also ein Schuldner nimmt einen Kredit auf, dann fallen die ersten Zinsen an, die er dann wieder fremdfinanziert, und so weiter, so dass sich am Ende ein riesiger Schuldenberg auftürmt Das entspricht aber normalerweise nicht der Realität. Ja, natürlich es gibt Leute oder Firmen, die sich in der Schuldenfalle befinden.  Normalerweise aber zahlen Schuldner in regelmäßigen Abständen ihre Zinsen, und sie tilgen auch in der Regel ihre Schulden. Bei einem Annuitätendarlehen, womit Deutsche normalerweise ihren Huaskauf finanzieren, wird monatlich getilgt.

Dieses angenommene exponentielle Wachstum von Unternehmensschulden kommt so in der Realität nicht vor.

Das Modell trifft nicht die aktuelle Lage

Die skizzierte Arguemntationskette verwendet solche Begriffe wie:

  • „Schuldenfalle“
  • „Vermehrung des Geldvermögens“
  • „Finanzkrise“

All das sind Begriffe, die an unsere aktuelle Lage erinnern. Und dennoch bedeuten sie in der Argumentation Gesells etwas ganz anderes als bei uns heute.

Viele Leuten machen sich heute Sorgen, insbesondere was die Schulden des Staates betrifft(„Schuldenfalle“). Bei Gesell geht es aber in erster Linie um eine Überschuldung der Unternehmen. Aktuell haben wir aber eher das gegenteilige Problem: Die Unternehmen würden gerne neue Schulden aufnehmen, es wird ihnen aber von der restrikten Vergabepolitik der Banken erschwert – Stichwort: „Kreditklemme“. Interessanterweise wird in dem oben genannten Text von Bernd Senf auch von eine „Schuldenklemme“ gesprochen, NICHT von einer Kreditklemme.

Ja, die Notenbanken pumpen gerade Geld ins System, aber gerade um ein deflationäres Absinken der Geldmenge zu verhindern. Das Problem aktuell ist also dametral entgegengesetzt zu Gesells Krisenszenario.

Auch das Wörtchen „Finanzkrise“ habe bei Gesell eine andere Bedeutung als das, was wir aktuell erleben. Da aktuelle Problem ist eben gerade nicht die Geldentwertung plus drohender Währungsreform, sondern das aktuelle Problem ist ein massiver Wertverlust von Sachwerten und deflationäre Tendenzen. Seltsamerweise glauben manche Menschen sich gegen die aktuelle Krise schützen zu können, indem sie in „Sachwerte“ investieren. Nur, was hat denn im Zuge der Krise massiv an Wert verloren?

  • US-Immobilien
  • Immobilien in Spanien, Portugal, England und vielen anderen europäischen Ländern
  • Rohstoffe  sind billiger geworden (OK, bis auf Gold)
  • Aktien haben dramatische Kursverluste hinnehmen müssen
  • Venture Capital und Private Equity haben große Verluste hinnehmen müssen.

Alles Sachwerte! Das typische Gegenteil, nämlich Staatsanleihen: genau diese Anlageform ist während der Krise wertvoller geworden.

Also: Die Begriffe, die in der oben skizzierten Argumentationskette verwendet werdne, lassen zwar an die aktuelle Finanzkrise denken. Schaut man aber genauer hin, sind sehr andere Dinge gemeint im Vergleich zu den Problemen, die wir aktuell tatsächlich haben.

21 Kommentare
  1. Daniel Bahrdt
    Daniel Bahrdt sagte:

    Hallo,
    vielen Dank für die ausführliche Antwort.
    Leider bin ich nicht ganz zufrieden damit, aber ich hoffe sie können mir da weiter helfen.
    Primär geht es mir noch um die Frage, wo das Geld her kommt, das die Firma erwirtschaftet. In Ihrem Beispiel nimmt Firma A einen Kredite zu 5% p.a. auf. Die Zinsen muss die Firma nun irgendwie erwirtschaften, sprich irgendwer kauft deren Produkte. Doch wo hat selbiger das mehr an Geld her? Als Graph modelliert, denke ich mir das so:
    Knoten seien Personen mit ihren Vermögen, Kantengewichte Ein/Auszahlungen.
    Eine Firma erhält nun einen Kredit über 1000 Euro (Kante +1000) und muss 1050 Euro zurück zahlen (Kante -1050). Hierzu muss irgendwoher eine eingehende Kante mit mind. Wert 50 existieren. Diese kommt von jemand anderem. Bei diesem das gleiche Spiel. Wenn nun kein neues Geld „entsteht“ bzw. manche Knoten Werte verlieren, dann wäre der Graph doch nicht konsistent?
    Ist meine Modellierung falsch? Sind es die Schlußfolgerungen?
    Das Modell ist ja noch relativ einfach gehalten. Wenn ich jetzt z.B. noch Bergbauunternehmen zulasse, dann erzeugen diese materiellen Wert, dem noch kein Geldwert gegenüber steht. Muss hierfür nicht auch Geld erzeugt werden? Zumindest wenn man annimmt, dass dem Geld ein gewisser materieller Wert gegenüber steht (wobei Sie diesen Punkt ja in einem früheren Beitrag bereits angesprochen hatten)

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    • peterreins
      peterreins sagte:

      Ich bin mir nicht 100%ig sicher, Sie richtig verstanden zu haben. Ich entwerfe mal ein eigenes, sehr einfaches Modell (mit der Hoffnung, Ihren Punkt zu treffen).

      Stellen wir uns einmal ein ganz einfaches System vor:
      1. Eine Zentralbank Z
      2. Eine Geschäftsbank B
      3. Ein Unternehmen A
      4. Eine einzige Privatperson C

      Nehmen wir an, die Bilanz der Zentalbank Z sieht so aus:
      Aktivseite: Währungsreserve: 1 Mio Euro + Kredit an Geschäftsbank B: 1 Mio Euro
      Passivseite: umlaufendes Bargeld in Form von Geldscheinen: 1 Mio Euro + Sichteinlage der Geschäftsbank B: 1 Mio Euro.

      Das gesamte umlaufende Bargeld hat die eine Privatperson C. Daneben hat die Zentralbank Z natürlich weitere Geldscheine in ihren Tresoren. Da sie aber nicht im Umlauf sind, werden sie nicht zur Geldmenge gerechnet. Der Kredit der Zentralbank an B soll mit 1% verzinst werden.

      Jetzt gibt die Bank B dem Unternehmen A einen kredit in Höhe von 1 Mio Euro für 5% Zinsen. Das Unternehmen will das Geld in Banknoten ausgezahlt bekommen. Daraufhin hebt die Bank B Geldnoten von der Zentralbank Z ab. die Zentralbank nimmt die Geldscheine einfach aus ihrem Tresor. Daraufhin verändert sich die Bilanz der Zentralbank wie folgt:

      Aktivseite: Währungsreserve: 1 Mio Euro + Kredit an Geschäftsbank B: 1 Mio Euro
      Passivseite: umlaufendes Bargeld in Form von Geldscheinen: 2 Mio Euro + Sichteinlage der Geschäftsbank B: 0 Euro

      Das Unternehmen nimmt das Bargeld in Höhe von 1 Mio Euro und lässt sich für dieses Geld eine Maschine bauen. Das erledigt die Privatperson C für das Unternehmen. So dass am Ende A eine Maschine hat und C ist im Beseitz von jetzt 2 Mio Euro Bargeld.

      Nehmen wir an, dass die Maschine so super ist, dass C sie nach einem Jahr wieder zurückkaufen möchte, sagen jetzt für einen Preis von 1,2 Mio Euro. C hat ja 2 Mio Euro Bargeld, kann das Unternehmen also bar bezahlen. Das Unternehmen hat jetzt also bar 1,2 Mio Euro, zahlt jetzt den Kredit plus Zinsen in Höhe von insgesamt 1,05 Mio Euro an die Bank zurück.

      Am Ende hat C die Maschine und nur noch 800.000 euro Bargeld. Das Unternehmen hat noch 150.000 Euro Bargeld. Und die Bank sitzt jetzt auf 1,05 Mio Bargeld. Wenn die Bank will, kann sie jetzt auch ihren Kredit plus 1% Zinsen der Zentralbank zurückbezahlen, so dass B am Schluss noch 40.000 Euro Bargeld hat. Und die Bilanz der Zentralbank sieht jetzt so aus:

      Aktivseite: Währungsreserve: 1 Mio Euro + Kredit an Geschäftsbank B: 0 Mio Euro
      Passivseite: Bargeld in Form von Geldscheinen: 990.000 Euro + Sichteinlage der Geschäftsbank B: 0 Mio Euro + 10.000 Euro Gewinn

      Ich sehe nicht, wie in diesem sehr, sehr einfachen Modell jetzt noch weiter von außen Geld hinzukommen muss.

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      • Daniel Bahrdt
        Daniel Bahrdt sagte:

        Hallo,
        vielen Dank für Ihre Antwort.
        In Ihrem Modell ist eine weitere Geldzufuhr in der Tat nicht notwendig. Dafür hat die Privatperson nur noch 800k Euro (wobei sie im Gegenzug eine Maschine erhalten hat).
        Leider habe ich die Rolle des Geldes und den Geldfluß wohl immer noch nicht richtig verstanden. Wie sieht der Geldfluß in der Realität aus? Wenn ich z.B. Lebensmittel hinzunehme, die kaputt(=essen) gehen.
        In vielen Veröffentlichungen der Anhänger der Freiwirtschaftslehre ist die Rede davon, dass die Geldmenge zunimmt, was ja (auch laut Bundesbank) hauptsächlich über Kredite geschieht. Sind diese Aussagen korrekt? Oder hat die durch Kredite geschöpfte Geldmenge nicht zugenommen. Was würde passieren wenn plötzlich ein jeder die Kredite zurück bezahlen würde (also wie würde die Güter und Geldverteilung aussehen)?
        Mein VWL-Wissen ist leider stark begrenzt (ich studiere Informatik), bitte verzeihen sie mir , wenn ich Fragen stelle, die evtl. trivial zu beantworten sind oder bereits beantwortet wurden. Genau jene Fragen beschäftigen jedoch auch meinen Freundeskreis (und ich denke auch einen großen Anteil der Bevölkerung)

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        • peterreins
          peterreins sagte:

          Dass die Privatperson C am Ende eine Maschine besitzt, ist für das Verstehen der Geldströme bzw. wie Geld funktioniert, völlig unwichtig. C könnte ja beispielsweise die Maschine einfach nur erwerben, weil es ihm Spaß macht, sie feierlich zu zerstören. Insofern ist es auch egal, wenn man das von mir geschilderte sehr einfache Modell um Lebensmittel oder andere vergängliche Güter oder Dienstleistungen erweitert.

          Wichtig an meinem Beispiel war, dass ohne weiteres Wirtschaftswachstum existiert OHNE dass das Geldvermögen wächst. In dem Beispiel hat es Wirtschaftswachstum gegeben, aber am Ende war die Geldmenge sogar um 10.000 Euro geringer als vorher. Damit ist auf sehr einfache Weise die These der Freiwirtschaftsnahänger widerlegt, dass Wirtschaftswachstum NOTWENDIG auch einen Anstieg der Geldmenge bzw. des Geldvermögens zur Folge hat. Das stimmt einfach nicht. Und damit bricht auch isngesamt das Lehrgebäude Silvio Gesells zusammen.

          Denn die Geldmenge muss eben NICHT exponentiell wachsen, damit unser gegenwärtiges Geld-System funtkioniert. Es ist mit dem geschilderten Modell extrem einfach zu sehen, dass das falsch ist. Richtig ist, dass es eine kluge Geldpolitik ist, wenn die Notenbanken die Geldmenge entsprechend dem Wirtschaftswachstum steigen lassen. Aber es besteht eben keine Notwendigkeit.

          Wenn die Anhänger der Freiwirtschaftslehre sagen, dass die Geldmenge wächst hauptsächlich aufgrund von Krediten, dann stimmt das. Eine leichte Weise, wie eine Notenbank die Geldmenge größer machen kann, besteht darin, Kredite an Geschäftsbanken zu geben. Eine andere Weise übrigens (die jetzt nichts mit Krediten zu tun hat) besteht darin, dass die Notenbank Wertpapiere aus dem eigenen Anlagevermögen verkauft (=Offenmarktpolitik).

          Was aber schon wieder sehr viele nicht wissen oder schlecht verstehen, ist, dass ja auch die Geschäftsbanken Geld „schaffen“ können. Und zwar, indem sie Kredite an eine Nicht-Bank (eine Prviatpersonen oder ein Unternehmen) vergeben. Und genau an dieser Stelle wird es spannend bzw. wieder sehr seltsam. Denn auf diese Weise können auch Geschäftsbanken gewissermaßen Geld aus dem Nichts erschaffen (nur beschränkt durch den sog. Mindestreservesatz, worauf ich hier aber nicht eingehen möchte).

          Z.B. hätte in dem oben genannten Beispiel die Geschäftsbank B dem Unternehmen A einen Kredit in Höhe von 2 Mio geben können. Nehmen wir aber an, dass A dieses Geld nicht in Form von Gelscheinen abgehoben hätte, sondern zunächst auf seinem Girokonto als sog.Buchgeld hätte liegen lassen. Nehmen wir weiter an, dass auch die Privatperson C ein Girokonto bei der Bank B unterhält. In diesem Falle könnte sich diesmal A svon C ZWEI Maschinen bauen lassen für die er insgesamt 2 Mio Euro bezahlt. Die Bezahlung würde aber nicht bar in Geldscheinen geschehen, sondern durch eine Buchung. Das Buchgeld in Höhe von 2 Mio Euro würde einfach vom Girokonto des Utnernehmens A abgezogen werden, und dem Girokonto von C gutgeschrieben werden.

          Nach einem Jahr, sagen wir, kauft B aus irgendwelchen Gründen beide Maschinen wieder zurück mit einem vereinbarten Preis von insgesamt 2,4 Mio Euro. 2 Mio Euro hat er ja als Buchgeld auf seinem Girokonto und die restlichen 400.000 Euro bezahlt er bar. Denn in dem Modell hat er ja insgesamt 1 Mio Euro in Banknoten.

          Dann hat C am Ende zwei Maschinen (die er vielleicht feierlich verbrennt oder sonst was damit macht) und nur noch 600.000 Euro an Geldscheinen. Das Unternehmen zahlt seine Schulden plus Zinsen an die Bank B zurück. Die Bank zahlt wiederum ihre Schulden plus Zinsen an die Zentralbank zurück.

          An diesem modifizierten Beispiel sieht erstens: Wenn es Buchgeld gibt, können Geschäftsbanken extrem leicht Geld „schaffen“. Zweitens sieht man aber auch sehr schön, wie Wirtschaftswachstum durch Kredite überhaupt erst ermöglicht wird. Im zweiten Modell kam es nämlich zu mehr „Wirtschaftswachstum“ als im ersten Modell.

          Ich weiß nicht, ob Sie jetzt besser verstehen. Der Punkt ist aber: Geldpolitik und überhaupt wie Geld geschaffen wird, vernichtet wird, die Geldmenge erhöht oder gesenkt wird – das sind sehr komplexe Zusammenhänge und nicht unbedingt leicht verständlich. Genauso wie Computer oder Software-Programme (sie sind ja Informatiker) nicht unbedingt jedem leicht verständlich sind.

          Das Seltsame aber ist: Die große Mehrheit der Bevölerkung maßt sich nicht an, über Computer klug daherzureden ohne wirklich Ahnung davon zu haben. In Fragen der Geldmenge, Inflationm, Geldpolitik etc. da fühlen sich komischweise all möglichen Leute dazu berufen, ihren Senf dazuzugeben. Da werden merkwürdige Bücher geschrieben, die Angst vor einer Hyperinflation oder einer Währungsreform verbreiten, von Leuten, die eigentlich gar nicht wissen worüber sie gerade schreiben. Und versetzen den einen oder anderen in Panikstimmung. Irgendwie – wie ich finde – eine Schande. Zumal diese Autoren ja offensichtlich vor allem aus dem blanken Eigeninteresse schreiben, mit einer Story, für die sich gerade viele interessieren, Kasse zu machen.

          Arm dran sind jene Anleger, die aufgrund einer solchen Panikmache, ihre Anlageentscheidungen treffen. Und solche Anleger gibt es derzeit zuhauf. Leider.

          Antworten
          • Daniel Bahrdt
            Daniel Bahrdt sagte:

            Hallo,
            erneut vielen Dank für Ihre Ausführungen.
            Das mit der Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken bzw. die Offenmarktpolitik der Zentralbanken war mir, zumindest soweit in Wikipedia korrekt dargestellt, bereits bekannt. Dennoch haben mich Ihre Beispiele weiter gebracht (in die richtige Richtung, wie ich hoffe).
            Ich hatte bisher Geld meist als einen Wert, dem irgend ein Sachwert gegenüber stehen muss, angesehen. Nicht jedoch als eine Vereinfachung des Tauschhandels.
            Würde die Geldverteilung in Ihrem obigen Beispiel etwa so aussehen:
            Geschäftsbank: 1M; Unternehmen: 0; Privatperson: 0
            und das Unternehmen würde einen Kredit über 1M (5%) aufnehmen:
            Geschäftsbank: 0M; Unternehmen: 1M; Privatperson: 0
            Privatperson baut:
            Geschäftsbank: 0M; Unternehmen: 0M; Privatperson: 1M
            Unternehmen stellt irgendwas her, das die Privatperson kauft:
            Geschäftsbank: 0M; Unternehmen: 1M; Privatperson: 0M
            Fehlen noch 50k. Nun wird die Bank ja nicht von einem Computer betrieben (zumindest noch nicht), sondern von Menschen die ja ebenfalls Geld verdienen. Irgendwie kommen dann die 50k Euro wieder zur Bank, z.B. indem ein Bankangestellter etwas bei dem Unternehmen kauft. Der Zins wurde z.B. in Form einer Dienstleistung erwirtschaftet. Es musste also kein neuer Kredit aufgenommen werden, um die 50k an die Bank bezahlen zu können.
            Ich hoffe, ich habe das so jetzt richtig verstanden.
            Gibt es also noch Geld als einen Wert, wenn es z.B. auf der Bank liegt. Meine Frage zielt nun auf die Erhöhung der Geldmenge durch die Notenbank ab.
            Sie schreiben:
            „Richtig ist, dass es eine kluge Geldpolitik ist, wenn die Notenbanken die Geldmenge entsprechend dem Wirtschaftswachstum steigen lassen. Aber es besteht eben keine Notwendigkeit.“
            Angenommen die Geldmenge bleibt konstant. Ein Bergbauunternehmen schürft nun Gold. Bezahlt wird mit Geld wie üblich (Tauschhandel). Es entsteht nun aber mehr Gold. Angenommen das Gold hat für die Menschen unabhängig von der Menge den gleichen „Wollen“-Wert. Wird das Geld nun mehr Wert?
            Oder anders formuliert: Warum ist es eine kluge Geldpolitik, wenn die Notenbanken die Geldmenge entsprechend dem Wirtschaftswachstum steigen lassen?

  2. Johannes
    Johannes sagte:

    Hallo,

    ich habe euren Dialog mit Interesse gelesen. Ich würde gerne noch einmal eine Frage zu der oben getroffenen Aussage: „Sparer sparen nicht bis in alle Ewigkeit und Schuldner zahlen Zinsen und tilgen ihre Schulden“ einbringen.

    Auf viele Einzelfälle mag dies ja zutreffen, aber wie sieht es in der Gesamtheit aus?

    Wenn ein Sparer sein gesamtes Erspartes verkonsumiert, so fließt das Geld an jemand anderen, welcher das Geld wiederum gewinnbringend anlegen kann. Die Menge an verzinslichem Guthaben wird ja nicht kleiner indem ein einzelner konsumiert, sonder wird nur umverteilt oder?
    Oder aber was ist mit den „Superreichen“ welche so große Vermögen haben, dass sie diese niemals verkonsumieren werden? Deren Vermögen macht doch einen Großteil des Gesamtvermögens aus…

    Genauso ist es doch auch mit den Schulden. Den größten Teil der Schulden tragen der Staat und Unternehmen. Der deutsche Mittelstand hat meist eine Fremdkapitalquote (also Schulden) von über 80%. Die einzelnen Kredite werden vielleicht zurückgezahlt, aber die nächste Investition wird dann eben über einen neuen Kredit finanziert. Die Gesamtheit der Schulden sinkt daher doch auch nicht ab.

    Antworten
    • peterreins
      peterreins sagte:

      Wenn ein Sparer sein gesamtes Erspartes verkonsumiert, dann haben Sie recht: das Geld wird an jemand anderes fließen. Nehmen wir mal an, dieser andere ist ein Unternehmen A. Und dieses Utnernehmen A zahlt mit dem Geld, das er von dem Konsumenten erhalten hat, seine Schulden zurück – nämlich an Bank B. Und nehmen wir weiter an, dass Bank B mit dem erhaltenen Geld damit wiederum ihre Schulden bei der Zentralbank zurückbezahlte. Und schwupps ist – wie man es in der Geldtheorie nennt – Geld „vernichtet“. Und tatsächlich ist die Menge an verinslichen Guthaben kleiner geworden.

      Zu den genannten „Superreichen“. In der Regel haben diese Personen ja nicht ihr gesamtes Vermögen auf Girokonten oder Fest-/Tagesgeldkonten herumliegen. Normalerweise haben solche Leute ja auch einen gewissen Prozentsatz ihres Vermögens in das angelegt, was man „Sachwerte “ nennt. (z.B. Aktien, Immobilien, Rohstoffe). Und Sachwerte geehören nicht zur Geldmenge.

      Nun noch zu den verschudeten Mittelstandsunternehmen: Fast jedes Unternehmen, bedient seine Zinsen REGELMÄßIG. Die Zinsen plus Zinseszinsen werden in der Regel nie kumuliert. Das nimmt aber die Argumentationskette von Silvio Gesell und den Freigeldtheoretikern an. Nur so kommt die exponentiell wachsende Verschuldung zustande, die dort postuliert wird. Und jeder der einmal eine Bundesanleihe erworben hat, wird auch bestätigen können, dass es hier normalerweise einmal im Jahr zu einer Zinszahlung kommt. Diese einfache Tatsache hebelt schon das Konstrukt der exponentiell anwachsenden Verschuldung aus. Das würde nur dann stimmen, wenn sich alle Welt nur mit Null-Kupon-anleihen Verschulden würde. Diese gibt es natürlich, sind aber eher die Ausnahme als die Regel.

      Antworten
      • Johannes
        Johannes sagte:

        Hallo,

        vielen Dank für Ihre Antwort. Ihre Argumentation erscheint mir durchaus logisch und wohl auch richtig. Die Idee der exponentiell anwachsenden Geldmenge durch den Zinseszins, welche in der Freiwirtschatslehre probagiert wird sehe ich auch als zu einfach gedacht an.
        Die Frage die sich mir nun stellt, inwiefern sich der Zinseszins auf das Geldmengenwachstum auswirkt, bzw. ob er überhaupt eine Auswirkung hat?
        Und sehen Sie persönlich überhaupt ein generelles Problem im Zinseszins?
        Im Zusammenhang mit der Kreditvergabe wird ja häufig aufgeführt, dass die Guthabenszinsen einen Druck auf die Banken ausüben und diese daher „gezwungen“ sind weitere Kredite zu vergeben. Dies soll ja angeblich auch ein Grund für die Subprime Krise in den USA gewesen sein, wo Kredite an eigentlich kreditunwürdige Personen vergeben wurden. Wenn man diese Aussage zugrunde legt, hätte der Zinseszins ja zumindest indirekt Einfluss auf das Geldmengenwachstum.
        Über eine erneute Erklärung würde ich mich sehr freuen.

        Antworten
        • peterreins
          peterreins sagte:

          Danke für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.

          Zunächst haben die Zinsen und Zinseszinsen gar keinen notwendigen Einfluss auf das Geldmengenwachstum. So paradox das klingen mag. Ich gebe wieder ein Beispiel.

          Nehmen wir wieder das Szenario an, dass es genau eine Zentralbank Z, eine Bank B, ein Unternehmen A und eine Privatperson C gibt. Nehmen wir weiter an (wie auch immer es dazu gekommen sein mag), dass:
          * Insgesamt 4 Mio Euro an Geldscheinen im Umlauf sind, wovon 2 Mio Euro B besitzt und jeweils 1 Mio Euro A und C besitzt.
          * B hat 1 Mio Kredit bei der Zentralbank

          Die Geldmenge nach der Geldtheorie ist definiert als
          * die Menge des im Umlauf befindlichen Bargeld (Geldscheine und Münzen)
          * Die Kredite, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank aufgenommen haben,
          * die Kredite, die Nicht-Banken (Unternehmen und Privatpersonen) bei den Geschäftsbanken haben.

          Die Geldmenge in unserer Situation ist also: 5 Mio Euro = 4 Mio Euro Bargeld + 1 Mio Kredit der Zentralbank an die Geschäftsbank.

          Jetzt braucht das Utnernehmen A neuen Kapitalbedarf in Höhe von 1 Mio Euro. Diesmal wendet sich A aber nicht an die Bank, sondern an die Privatperson C. Die Person C gibt nun seine gesamten 1 Mio Euro an Geldscheinen an A für einen Zinssatz von 5%.

          An der Geldmenge (gemäß der Geldtheorie) ändert sich gar ncihts.

          Nach einem Jahr haben sich aus dem Kredit von C an A 50.000 Euro Zinsen angesammelt. Anstatt diese Zinsen zurückzuzahlen, einigen sich A und C darauf, dass der Kredit um diesen Betrag erhöht wird. Die Schuld, die jetzt A der Privatperson C gegenüber hat, beläuft sich jetzt also nicht mehr auf 1 Mio Euro sondern auf 1,05 Mio Euro. Das Geldvermögen von C ist gewachsen (zumindest auf dem Papier), die Geldmenge hingegen bleibt vollständig unverändert.

          Nehmen wir an, dass A und C dieses Spiel 5 Jahre hintereinander so treiben. Wegen des Zinseszins-Effektes sind jetzt die Schulden, die A C gegenüber hat, auf 1,276 Mio Euro angewachsen. Genau das ist jetzt auch das Geldvermögen, das C (auf dem Papier) besitzt. Die volkswirtschaftliche Geldmenge hingegen ist komplett unverändert geblieben. Sie hat weder abgenommen noch ist sie gewachsen (Siehe obige Definition).

          Im fünften Jahr besteht aber C auf der Rückzahlung seines Kredits und der Auszahlung aller Zinsen und Zinseszinsen.

          Dieses Geld nimmt das Unternehmen von seinen im Tresor befindlichen Geldscheinen. Wir erinnern uns: A hatte ja noch vor der Kreditaufnahme im ersten Jahr 1 Mio Euro an Geldscheinen im Tresor. Durch den Kredit hat A zusätzlich 1 Mio Euro an Geldscheinen von C erhalten. Jetzt zahlt A die aufgenommenen 1 Mio Euro an Geldscheinen wieder an C zurück. Und die aufgelaufenen Zinsen plus Zinseszinsen in Höhe von 276.000 Euro begleicht A von den Geldscheinen, die A schon vorher hatte.

          Am Ende ist C zu einem Geldvermögen in Höhe von 1,276 Mio Euro in Bargeld gekommen. Das Unternehmen hat jetzt nur noch 0,824 MIo Euro an Geldscheinen (=1 Mio – 0,276 Mio Euro).

          Und die Geldmenge insgesamt ist vollständig unverändert geblieben.

          Ja, dieses Beispiel ist ein wenig konstruiert. Mir geht es aber darum, anhand eines sehr einfachen Besipiels klar zu machen, dass es keinerlei notwendigen Zusammenhang gibt zwischen Zinsen und Zinseszinsen auf der einen Seite und dem Geldmengenwachstum auf der anderen Seite.

          Zinsen führen nur dann zu einem Anstieg der Geldmenge, wenn entweder
          a) sich dadurch die Schulden erhöhen, die eine Nicht-Bank einer Geschäftsbank gegenüber hat, oder
          b) sich dadruch die Schulden erhöhen, die eine Geschäftsbank der Zentralbank gegenüber hat.

          Erhöhn Zinsen hingegen die Schulden von Banken untereinander oder von Nicht-Banken untereinander, so bleibt die Geldmenge davon unberührt.

          Antworten
  3. TÜLAI
    TÜLAI sagte:

    Lieber Herr Dr. Peterreins,

    im Ihrem Beispiel findet lediglich eine Umverteilung von Geld zwischen zwei Nicht-Banken (hier: A und C) statt, jedoch keine Wirtschaftsaktivität und kein Wohlstandszuwachs.
    Meines Erachtens macht Ihr Modell eine unterschwellige, unausgesprochene Annahme:
    Was im Modell als „Geld“ bezeichnet wird, ist (gesetzliches) Zahlungsmittel und letztlich ein Schuldschein, also ein (rechtskräftig einforderbarer) Rückzahlungsanspruch.
    Schuldner A und Gläubigerin C schließen einen privaten Geldleihvertrag. Sobald die Rückzahlungsforderung schriftlich auch bloß formlos dokumentiert wird, handelt es sich der Sache nach um einen Schuldschein. Dadurch wird die Geldmenge (hier: Zahlungsanspruch) versteckterweise doch erhöht. Die Definition von „Geldmenge“ verbirgt diesen Vorgang.
    Solange Papiergeldwährungen mit Gold bzw. Silber hinterlegt (= gedeckt) waren, waren die Geldscheine (=Noten) Auszahlungsansprüche auf eine entsprechende Gold- bzw. Silbermenge. Edelmetalle waren die nicht weiter tilgbare Basis.

    Während der fünfjährigen Leihphase könnte sich Schuldner A reicher wähnen, als er ist; denn er verfügt rechtmäßig über die Barauszahlung des ihm gewährten Kredites (1,- Mio.). Der Kredit gehört ihm.
    Gläubigerin C könnte sich ebenfalls reicher wähnen, als sie ist; denn sie hat einen schriftlichen Rückzahlungsanspruch. Eigentlich gehört ihr ja ihr entliehenes Geld (1,- Mio.).
    Die Aussage einer unveränderten Geldmenge im Modell ist schlicht durch die anfängliche Definition von „Geldmenge“ bedingt, die die Geldleihe zwischen Nicht-Banken aus der Betrachtung ausschließt.
    Erst am Tag der Rückzahlung der Forderung stürzt die Geldmenge wieder auf das ursprüngliche Niveau zurück. Nach Rückzahlung müsste der Schuldschein als eingelöst vernichtet werden.

    Im 20. Jahrhindert gab es ja eine ausgiebige Diskussion über die Unterscheidung zwischen Nominaldefinitionen und Realdefinitionen. In Ihrem Modell scheint mir, eine Nominaldefinition von „Geldmenge“ verwendet zu werden. Nominaldefinitionen gelten ja nicht als wahr bzw. falsch, sondern als adäquat (= angemessen) bzw. inadäquat.
    Wer es nicht mag, könnte einwenden, dass Ihr Modell in sich widerspruchsfrei und stimmig ist, die Wirklichkeit aber nicht angemessen beschreibt.

    Mit Ihrem Modell verfolgen Sie den eingeschränkten Zweck, die Frage der Geldmengenvermehrung zu klären. Sie haben ja ausdrücklich nicht den Anspruch, die Entstehung (= Genese) von Geld zu klären. In Ihrem Modell ist Geld einfach uranfänglich von Beginn an da. Sie gehen nicht der Frage nach, wie Geld in die Welt kommt.

    Ebenso enthalten Sie sich bezüglich des Ausdrucks „Geld“ der „Was ist ….?“-Frage Platons („Was ist Tugend?“; „Was ist Gerechtigkeit?“…). Danach wurde auch gar nicht gefragt.
    Es mag nach dem abgeschmacktesten Kalauer aus dem abgestandensten Witztopf klingen, aber man kann hinsichtlich des Wandels der Fragestellung hier tatsächlich passenderweise auf das alte Buch „Substanzbegriff und Funktionsbegriff“ von Ernst Cassirer (!!! 🙂 ) hinweisen.

    Leider kann ich meist nicht so flott antworten. Ich komme noch nicht einmal mit dem Lesen nach und muss um Geduld und Nachsicht bitten.
    Viele Grüße
    TÜLAI

    Antworten
    • peterreins
      peterreins sagte:

      Das von mir gewählte Modell ist in vielerlei Hinsicht unrealistisch. Nur: Das habe ich als Mathematiker gelernt, dass es oft hilfreich ist, sich auf eine Variable zu konzentrieren, um einen Punkt zu verstehen. Wenn man zu viele Variablen gleichzeitig behandelt, geht das Verstädnnis komplett flöten. Gerade bei komplizierten Angelegenheiten. Und Geldtheorie ist sehr schwierig zu verstehen.

      Zu der philosophischen Frage „Was ist Geld?“ möchte ich sozusagen mit dem späten Wittgenstein antworten. Nämlich: Welche Sprachspiele ist mit dem Wort „Geld“ verbunden? Und da könnten einem einige einfallen. Das muss aber noch nicht bedeuten, dass es einen einheitlichen Wesenskern des Geldes (im Platonischen Sinne) gibt. Also sozusagen eine Idee des Geldes. Wittgenstein würde sagen, dass wir uns leicht dadurch in die Irre führen lassen, dass wir immer wieder ein und dasselbe Wörtchen „Geld“ verwenden, und deswegen meinen, dass hinter diesem Begriff eine einheitliche Wesenheit stecken muss.

      Ich denke hier wie Wittgenstein. Ich würde tatsächslich anstelle der Frage „Was ist Geld?“ lieber folgende Frage beantworten: „Wie wird das Wort ‚Geld‘ verwendet?“.

      Antworten
  4. Jörn Giest
    Jörn Giest sagte:

    Lieber Herr Peterreins,

    im Blogkommentar eskartieren Sie die vom Kommentator TÜLAI gestellte Frage nach dem „Wesen des Geldes“ (noch Schumpeter z.B.) mit einem Verweis auf Wittgenstein. Ich kenne mich nicht mit Wittgenstein aus, aber soweit ich sehe, setzt Ihr Argument die Annahme sprachphilosophischer Prämissen voraus. Der vague Verweis des Kommentators auf Cassirer scheint mir eher eine funktionale Begriffsbestimmung nahezulegen, in etwa so, wie Marx es schon versucht hat – wobei Marx immerhin den Versuch bietet, die verschiedenen Geldfunktionen auch noch logisch aufeinander zu beziehen, anstatt bloß zu katalogisieren (das Problem der Geldware sei hier dahingestellt; natürlich kannte Marx die Empirie sehr genau, d.h. die verschwindende Bedeutung von materiellen Trägern gesellschaftlichen Reichtums in der Abwicklung des nationalen Zahlungsverkehrs zwischen Banken und Unternehmen – Geld in seiner Funktion als physisches Tauschmittel spielte ja bereits Mitte des 19. Jh. eine nur noch marginale Rolle. Anders im Welthandel, der bis heute eine „Leitwährung“ voraussetzt).

    Es würde mich jedenfalls freuen, falls Sie mir erklären könnten, welchen Gewinn Sie aus einem Rekurs auf Wittgenstein ziehen und wieso? Wenn ich mir anschaue, wie über Geld gesprochen wird, d.h. wie das Wort „Geld“ benutzt wird – darin liegt ja die Wittgensteinsche Pointe, Bedeutung auf einen funktionalen Stellenwert zu beschränken, ganz im Sinne des zeitgenössischen Formalismus – dann finde ich eben eine ganze Reihe von Arten und Weisen, dieses Wort zu verwenden. Der Geist der Zeit wollte dann, soweit ich sehe, die Frage nach der „richtigen“ Verwendung von Worten durch logische Formalisierung und Konsistenzprüfung beantworten, ein weithin gescheitertes Unterfangen.
    Wieso hilft mir dieser Ansatz denn nun, die Frage nach der logischen Einheit der Geldfunktionen zu beantworten (wobei ich mit Marx argumentieren möchte, daß es sich bei den Kategorien von Wertmaß, Tauschmittel, Zahlungsmittel, Wertspeicher usf. um Ausdrücke handelt nicht bloß rein-logischer Funktionen, im Sinne etwa Kantscher Verstandes“handlungen“, ein Mannigfaltiges unter die synthetische Einheit einer Regel zu bringen, sondern, wie Marx sehr schön sagt an einer Stelle, um gesellschaftliche Verhältnisse bzw. Funktionen, deren objektive Geltung sich erst durch das bewußt-unbewußte Handeln gesellschaftlicher Akteure konstitutiert. Wie sich gesellschaftliche Verhältnisse, die von den gesellschaftlichen Akteuren niemals mit Willen und Bewußtsein gesetzt wurden, sondern spontan entstanden sind, also unbewußte Formmomente enthalten, in Begriffen „ausdrücken“, steht auf einem anderen Blatt.)?

    Falls Sie hier Literatur wissen, wäre ich dankbar für Hinweise und Ratschläge.

    Vielen Dank,

    Beste Grüße

    J. Giest

    Antworten
    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Lieber Herr Giest,
      gerade momentan gibt es viele Leute, die genau zu wissen glauben, worin das Wesen des Geldes liegt. Viele Hobby-Theoretiker reden über den Goldstandard, Inflation und Geldmenge – ohne wirklich fundierte Ahnung zu haben. Jetzt behaupte ich nicht, dass ich selbst in zu diesem Punkt die Weisheit mit Löffeln gegessen habe. Mich stört aber, dass Leute ein vermeintliches Wissen verkünden, das offensichtlich kein Wissen ist. Wenn Sie wollen, nehme ich eine kritische Rolle ein.
      Nun ist es gerade auch ein Impetus der Sprachohilosophie des späten Wittgenstein, kritisch zu sein. Wittgenstein zeigt, dass viele Theorien letztlich auf Sprachverwirrungen zurückzuführen sind. Beispielhaft geht Wittgenstein auf den Begriff des „Spiels“ ein.
      Wir haben das Wort „Spiel“ in unserer Sprache, nun könnte man auch geneigt sein, so etwas wie eine Definition von Spiel geben zu wollen. Man möchte meinen: Wenn wir das Wörtchen „Spiel“ ständig verwenden und jeder irgendwie weiß, was damit gemeint ist, so muss diesem Wort doch Etwas Bestimmtes zugrundeliegen. Worin besteht also das Wesen des Spiels?

      Auf diese Weise kann man sich auf die Suche machen und Verschiedenstes ausprobieren. Schnell wird man aber merken, dass das Wesen des Spiels nicht definierbar ist. Zu vielfältig ist das, was wir alles mit dem Wörtchen „Spiel“ belegen. Es gibt Spiele, die man nur mit mehreren personen spielen kann und solche, die man nur alleine spielen kann. Es gibt Spiele, die ein netter Freizeitvertreib sind und solche die als „todernste “ Sache betrieben werden. Etc. Etc.

      Nun kann es sein, dass wir nur deswegen zu der Annahme gekommen sind, dass es ein einheitliches Wesen des Spiels gibt, weil jedesmal dasselbe Wort „Spiel“ gebraucht wird. Wir also dazu verleitet werden, hinter demselben Wort immer auch dieselbe Sache zu vermuten. Möglicherweise werden wir hier aber nur durch die Sprache verführt. Bzw. unser Denken wird durch die Sprache verwirrt. So wäre es durchaus denkbar, dass wir für Partner-Spiele immer einen anderen Begriff hätten als für Spiele, die man nur alleine spielen kann. Und schon würden wir nicht mehr nach einem gemeinsamen Wesen suchen.

      Was hilft nun am besten gegen dergleichen Sprachverwirrungen? Antwort: dass man sich einfach einmal den unterschiedlichen Gebrauch des Wortes je nach Kontext ansieht. Das heißt dann noch lange nicht, dass man selbst eine positiven Antwort gefunden hat, beispielsweise was genau ein Spiel ist, aber man kann sich -kritisch- gegen alle möglichen falschen Auffasssungen wappnen.
      Und genauso, denke ich, kann man es mit dem Wörtchen „Geld“ machen. Möglicherweise beruhen die meisten Theorien, die so übers Geld aufgestellt werden, auf schlichten Sprachverwirrungen. Den Eindruck habe ich sehr stark. Jedenfalls ist es extrem hilfreich, sich über den konkreten Gebrauch von Geld in den verschiedenen Kontexten Gedanken zu machen. Und nicht so schnell irgendeine abstrakte (und meist weltfremde) Theorie aufzustellen.

      Antworten
  5. Jörn Giest
    Jörn Giest sagte:

    Lieber Herr Peterrein,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

    Ich vermisse allerdings die kritische Note gegen Wittgenstein. Ich werde mich in das Thema einlesen – wozu studiere ich Philosophie? – und in einigen Monaten ggfs. eine differenzierte Kritik nachreichen. Bisher klingt das, als wenn man überall gar nichts mehr begreifen, sondern nur noch verschiedene Wortverwendungen disparat nebeneinander stellen darf. Was wir doch eigentlich wissen wollen, ist, wie die ökonomischen Kategorien bzw. Formen Wertmaß, Zirkulationsmittel, Zahlungsmittel, Weltgeld usf. logisch zusammenhängen. Streicht man das Wort „Geld“ aus allen diesen Ausdrücken aufgrund (berechtigter) Zweifel an möglichen identitäts- bzw. vielmehr substanzlogischen Prämissen, die damit einhergehen – was bleibt dann übrig? Eine Reihe von Unterschieden ohne jegliche logische Einheit. Empirisch muß es aber einen Zusammenhang gesellschaftlicher Verhältnisse geben: nämlich durch das tatsächliche Verhalten der Menschen untereinander. „Geld“ wäre dann nicht ein bloßes Wort, sondern als Kategorie drückt es, wie adäquat auch immer, ein reales gesellschafliches Verhältnis aus. Ich glaube, dazu hat Wittgenstein keinen Zugang? Vielleicht verstehe ich Ihren Verweis auf Wittgenstein immer noch nicht. Das hinter dem Wort „Spiel“ keine selbstgleiche, unbewegliche Substanz bzw. Sache steckt oder eine platonische Idee, unterschreibe ich gern. Es muß allerdings irgendetwas geben, ein gemeinsames Formmoment oder Strukturprinzip, das es erlaubt, etwas „Spiel“ zu nennen oder eben nicht. Denn eine Banane, einen Hut oder einen Tauschakt auf dem Markt nennt niemand „Spiel“, obwohl es sich doch bloß um ein arbiträres Zeichen zu handeln scheint. Innerhalb eines gegebenen Funktionsganzen eignet den besonderen Funktionsformen genau die gleiche Objektivität, die in der Vorkantischen Metaphysik nur Sachen bzw. Substanzen eignen sollte. Ich kann mit Cassirer an Objektivität festhalten, ohne Philosophie und Wissenschaft gleich in ein Spiel mit Worten aufzulösen und Denkverbote zu erteilen.

    Hätte z.B. Marx noch etwas über das „Wesen“ des Geldes aussagen wollen, so hätte er, die 6. Feuerbachthese abwandelnd, wohl das folgende gesagt: Aber das Wesen des Geldes ist kein einer einzelnen Geldform (z.B. Bargeld oder Giralgeld) inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der monetären Verhältnisse – also die funktionale Einheit der verschiedenen Geldformen.
    Cassirer hätte seinerseits vielleicht sein Diktum über die Einheit symbolischer Formen abgewandelt: Die verschiedenen Formen des Geldes werden nicht durch eine Identität in ihrem inneren Wesen zusammengehalten, sondern dadurch, dass sich ihnen eine gemeinsame Grundaufgabe stellt – allerdings nicht, den Menschen irgendeinen Gefallen zu tun (Allokation knapper Ressourcen zur Bedürfnisbefriedigung), sondern dem Kapital, d.h. zu seiner Selbstverwertung beizutragen.

    Antworten
    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Meines Wissens hat Wittgenstein nichts zum Thema „Geld“ gesagt. Vielleicht habe ich ihm mit meinem vorhergehenden Kommentar komplett Unrecht getan. Und natürlich kann man auch Wittgenstein gegenüber kritisch sein. Kein Problem. Es geht nur darum, sich nicht durch Sprache in die Irre führen zu lassen. Und solche Verwirrungen wittere ich sehr stark (entschuldigung), wenn Sie schreiben: „In seiner [des Geldes] Wirklichkeit ist es das ensemble der monetären Verhältnisse“ oder „Die verschiedenen Formen des Geldes werden nicht durch eine Identität in ihme inneren Wesen zusammengehalten, sondern dadruch, dass sich ihnen eine gemeinsame Grundaufgabe stellt…[um dem Kapital irgendeinen Gefallen zu tun, d.h. zu seiner Selbstverwertung]“
      Bitte versuchen Sie einmal den letzten Satz auf folgende Situation anzuwenden: „Ich kaufe mir im Supermarkt eine Tafel Schokolade und zahle dafür 99 Cent.“ oder „Ich gebe meinem Sohn ein Taschengeld in Höhe von 3 Euro.“ oder „Ich spende 50 Euro für notleinde Kinder in Afrika“. oder „Ich tausche 100 Euro in Chetons, im in einem Kasino zu spielen.“ oder „Ich spare 200 Euro monatlich für meine Altersvorsorge an.“

      Antworten
  6. Jörn Giest
    Jörn Giest sagte:

    Die von mir aufgestellten Sätze über das Wesen des Geldes lassen sich auf Ihre Sätze „(1) Ich kaufe mir im Supermarkt eine Tafel Schokolade und zahle dafür 99 Cent.“ oder (2) „Ich gebe meinem Sohn ein Taschengeld in Höhe von 3 Euro.“ oder (3) „Ich spende 50 Euro für notleinde Kinder in Afrika“. oder (4) „Ich tausche 100 Euro in Chetons, im in einem Kasino zu spielen.“ oder (5) „Ich spare 200 Euro monatlich für meine Altersvorsorge an“ sehr wohl beziehen. Das ist das Wesen des Geldes: die funktionale Einheit seiner Formen. Diese Frage läßt sich evtl. beantworten. Die Frage, ob eine Geldform sich gegenüber allen anderen als ihr „Wesen“ verhält, halte ich für metaphysisch kontaminiert, wie sie übrigens auch. Aber dazu brauche ich nicht Wittgenstein.

    (1 u. 4) heben auf Geld als Zirkulationsmittel ab
    (2 u. 3) fallen streng genommen aus jeder ökonomischen Betrachtung heraus, da es sich um Schenkungsakte handelt. Anstatt von Geldsummen ließe sich auch von Zuckerhüten sprechen. Das Geld figuriert hier nur mittelbar in ökonomischer Bestimmtheit, nämlich in seiner Funktion als Symbol gesellschaftlichen Reichtums, sei es nun materiell oder immateriell.
    (5) hebt ab auf die von dt. Ökonomen sog. „Wertaufbewahrungs“-Funktion, wobei Geld hier als, allerdings weiterhin latent auf die Zirkulation bezogenes, Symbol gesellschaftlichen Reichtums figuriert.

    Was aber haben nun Zirkulationsmittel und „Sparmittel“ gemeinsam? Das eine ist nur in und durch die Zirkulation, das andere nur außerhalb derselben. Möchte man nun wissen: ist Geld „eigentlich“ wertlose Münze oder „eigentlich“ Wertding (oder noch etwas anderes, etwa bloßes Rechengeld)? Hier kann man gerne mit Wittgenstein dazwischenspringen, wie Sie es geschildert haben. Aber wie hilft mir dieser Ansatz nun, zu begreifen, wie die verschiedenen Formen zusammenhängen? Ich bemerke, daß meine Frage doch etwas anders zentriert ist, als Ihr berechtigter Einwand gegen essentialistische Gelddefinitionen, die ich auch für müßig halte. Marx hat über die Aufgabe der ökonomischen Begriffsbildung einmal gesagt, es handelt sich nicht darum, allgemeine Definitionen aufzustellen, unter die die Dinge zu rubrizieren wären, sondern in den ökonomischen Kategorien seien Funktionen auszudrücken. Schumpeter hat sich später fast wortgleich geäußert.

    Ich denke, ich kann mit Ihrem Verweis auf Wittgenstein als Stichwortgeber für die Irritation substanzlogischer Prämissen leben, darüber brauchen wir nicht weiter diskutieren.

    Antworten
  7. TÜLAI
    TÜLAI sagte:

    Jörn Giest schrieb:
    „Falls Sie hier Literatur wissen, wäre ich dankbar für Hinweise und Ratschläge.“
    – – – – – – – – – – – –

    Ich bin hier nicht angesprochen.
    Ein wenig frische Fachliteratur könnte ich zwar nennen, allerdings geht es um einen Punkt, bei dem wirklich neue, eigene Erwägungen zu besprechen wären. Das möchte ich nur privat tun.

    Das Anklicken von http://www.weltgiest.net/ führt bei mir immer zu einer Fehlermeldung.

    Frühestens könnte ich zwischen Weihnachten und Neujahr Zeit finden, Literatur zu nennen; vielleicht erst ab Mitte Februar 2012.

    Antworten
    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Lieber TÜLAI,
      ich würde mich freuen, wenn Sie Fachliteratur zu diesem Thema heraussuchen (egal bis wann). Eben heute habe ich in der Süddeutschen Zeitung Buchbesprechnungen zum Thema Geld gelesen. Interessant scheint mir das Buch von Georg Simmel: „Philosophie des Geldes“ und das Buch von Urs Widmer: „Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück.“

      Antworten
  8. TÜLAI
    TÜLAI sagte:

    „ich würde mich freuen, wenn Sie Fachliteratur zu diesem Thema heraussuchen (egal bis wann). Eben heute habe ich in der Süddeutschen Zeitung Buchbesprechnungen zum Thema Geld gelesen. Interessant scheint mir das Buch von Georg Simmel: “Philosophie des Geldes”“

    Simmels (1858 – 1918) Buch erschien ja im Original 1900.
    – – – – – – – – – –

    Damit ich mich nicht in bloßen Ankündigungen ergehe, auf die Schnelle drei erste, unkommentierte Hinweise.
    Wir müssen ja froh sein über jede und jeden, die wir für die Thematik interessieren können:

    1.) Zusammenstellung von Textauszügen bekannter Klassiker ab Adam Smith, Marx, Polanyi bis Gegenwart:
    Readings in Economic Sociology (Blackwell Readers in Sociology) [Taschenbuch 2002]
    Nicole Woolsey Biggart (editor)

    2.) Money and Credit: A Sociological Approach von Bruce G. Carruthers und Laura Ariovich (Taschenbuch Januar 2010)

    3.)The Nature of Money [Paperback 2004]
    Geoffrey Ingham

    Fortsetzung folgt irgendwann.

    Antworten
  9. TÜLAI
    TÜLAI sagte:

    Eine vergleichende, soziologische Untersuchung zum Umgang mit Geldarten:

    The Social Meaning of Money: Pin Money, Paychecks, Poor Relief and Other Currencies [Taschenbuch 1995]
    Viviana A. Zelizer

    Antworten
  10. TÜLAI
    TÜLAI sagte:

    Meine seit langem versprochene Fortsetzung von Literaturhinweisen:
    Sie werden niemandem helfen, seine / ihre Ersparnisse rasch zu vermehren.
    In der Philosophie liest man ja Bücher nicht, um sie rezeptartig auszuführen oder gar sklavisch zu befolgen.
    Ebenso wenig lesen wir sie, um zuzustimmen.
    Mir helfen die Bücher, vieles wahrzunehmen und einzusehen, auf das ich niemals selber gekommen wäre. Das ist ein immenser Gewinn für mein Leben.

    7.) Keen, Steve: Debunking Economics: The Naked Emperor Dethroned? 2nd edition, Revised, Expand. 2011
    Bitte die erweiterte Auflage von 2011 lesen

    8.) McCarthy, Stephen / Kehl, David (eds.): Deductive Irrationality: A Commonsense Critique of Economic Rationalism; 2008

    9.) Binswanger, Hans Christoph: Geld und Magie: Eine ökonomische Deutung von Goethes Faust;

    Bitte die neueste Auflage von 2009 bzw. 2010 lesen
    (Wem unter anderem dieser Herr zum Doktorentitel verholfen hat, ist ja mittlerweile zulänglich bekannt.)
    Das Buch hat mich wirklich erstaunt. Mal wieder hatte ich zuvor nichts bemerkt.

    10.) Binswanger, Hans Christoph: Die Wachstumsspirale: Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses; 2009

    Für diejenigen, die weiterhin auf Wirtschaftswachstum zur Problemlösung hoffen und vertrauen:
    Binswanger hat u. a. ein Fachbuch publiziert, in dem er auf Seite 113 – 139 die Geldschöpfung in unserem existierenden, zweistufigen Banksystemdarstellt. Ein Wachstumsdrang eines Wirtschaftssystems gehe durch Gegebenheiten seines Geldsystems in einen Wachstumszwang über:
    Als fachfremde Person kann ich die Stichhaltigkeit seines Modells letztlich nicht beurteilen.

    11.) Die nächste Generation, die österlich aus dem Binswanger-Nest hervorkullert:
    Binswanger, Mathias: Sinnlose Wettbewerbe: Warum wir immer mehr Unsinn produzieren; 2010

    Ein bisschen oberflächlich.

    12.) Brodbeck, Karl Heinz: Die Herrschaft des Geldes: Geschichte und Systematik; 2. Aufl. September 2011

    Ein leider meiner Meinung nach, trotz aller auf über 1.100 Seiten aufgehäuften Gelehrsamkeit, nicht gelungenes Buch.
    Ich bedauere wirklich sehr, dass es nicht besser ist, da Herr Brodbeck menschenfreundliche Anliegen zu haben scheint.
    Sie sollten sich jedoch unbedingt selber ein Urteil darüber bilden. Brodbeck referiert unter anderem Aristoteles Auffassungen.

    Zumindest habe ich nicht die aller abgestandensten Publikatiönli aus dem „Miefbüdli“ hervorgekramt (kein Titel älter als von 2008!).

    Antworten

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