Schiffsfonds hätte man klugerweise schon längst verkauft

Eine meiner Dienstleistungen ist die Vermögensstrukturberatung. Dabei zeigt mir ein Privatkunde seine Wertpapierdepots, sowie all seine Beteiliungen und Immobilien. Ich gebe dann Hinweise, wie man das Gesamtvermögen optimaler strukturieren kann.

Bei solchen Beratungen stoße ich dann immer wieder auf Schiffsfonds. Bis vor einem Jahr ist mir dabei aufgefallen, dass viele Anleger sich nicht der Risiken bewusst waren, die mit dieser Anlageform verbunden sind …

Hin und wieder sind damals Gespräch etwa so verlaufen:

Peterreins: Sie haben hier eine ganze Reihe von Schiffsbeteiligungen. Im Sinne einer Risikodiversifizierung sind das eigenlich zu viele. Ich rate Ihnen hier ein paar auf dem Zweitmarkt zu verkaufen.

Herr A: Ja, aber meine Schiffsfonds sind doch so gut gelaufen. Ich bekomme hier sehr schöne regelmäßige Ausschüttungen. Ich bin doch nicht verrückt und verkaufe ausgerechnet das, was bisher so gut war.

Peterreins: Wenn man antizyklisch denkt, ist das genau der Grund, warum Sie hier verkaufen sollten. Zumal Sie heute sehr gute Preise am Zweitmarkt erzielen können.

Solche Gespäche habe ichin etwa so bis Juni 2008 führen können. Ein paar Monate später zeigte es sich, wie wertvoll dieser Rat, Schiffsfonds am Zweitmarkt zu verkaufen, war. Denn mit der Wirtschaftskrise ging es auch mit der Auslastung der Schiffe exorbitant nach unten.

In einem Artikel aus der Financial Times Deutschland (FTD) vom 16. Oktober steht:

  • Weltweit liegen zurzeit etwa 600 Schiffe ohne Charter im Hafen oder in den Reeden.
  • Von diesen unbeschäftigten Schiffen fallen ein unverhältnis hoher Anteil auf solche Schiffe, die zu deutschen Schiffsfonds gehören, nämlich 21 % oder 130 Schiffe.
  • Da in den nächsten 12 Monaten weitere Charterverträge auslaufen, gehen Experten davon aus, dass die Anzahl der unbeschäftigten Schiffe noch steigen wird.
  • eine Markterholung ist realistischerweise erst am 2011 zu erwarten.
  • Einige Schiffsfonds brauchen inzwischen dringend frisches Geld von ihren Anlegern, da für die Übrbrückung der Krise liquide Mittel benötigt werden.
  • Bis zum 16.10.09 sind inzwischen schon 16 Schiffsfonds pleite. Das ist der Totalverlust für die Inhaber dieser Fonds.

Ich konnte diese Entwicklung natürlich nicht ahnen. Aber es gab eine Reihe von Gründen, die mich sehr, sehr vorsichtig bei Schiffsfonds sein ließ. Anlegern habe ich durchweg immer von dieser Anlageform abgeraten.

Wer auf mich gehört hat, das muss ich natürlich zugeben, hatte vorher auch nicht an dem Boom im Charter-Markt profitiert.

Eine meiner Schlüsselerkenntnisse ist, dass man langfristig am besten fährt, wenn man antizyklisch investiert. Das fällt aber den meisten sehr, sehr schwer. Das geht sozusagen gegen die menschliche Psyche. Das links liegen zu lassen, von dem gerade alle schwärmen. Und das zu erwerben, was gerade alle belächeln. Man schwimmt immer gegen den Strom.

Aktuell halte ich z.B. US-Baulandprojekt für extrem interessant. Wenn ich das aber jemanden erzähle, dann meinen viele, dass das eine schlechte Idee ist. Wäre Photovoltaik nicht besser? Oder ein anderes Modethema?

Aber eines scheint mir ziemlich klar: Wenn es eine gute Gelegenheit für den Einstieg in US-Bauland gibt, dann jetzt, wo die Preise am Boden liegen. Und warum liegen sie am Boden? Weil sich kaum einer traut. Das ist die Zeit, in der Mutige viel Geld verdienen können. Bei Modethemen hingegen habe ich meine starken Zweifel…

1 Kommentar
  1. Bernd
    Bernd sagte:

    Ich habe mich selber noch nie mit Schiffsfonds beschäftigt, ich fand nur die Gewinnversprechungen teilweise extrem überhöht. Angebote mit einer Rendite von 20 Prozent kann ich nicht ernst nehmen.
    Danke für die Aufklärung über das Thema!

    Antworten

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