Geldanlage und Erkenntnisse aus der Gehirnforschung

Heute (17.10.09) steht ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung (S. 34) mit dem Titel „Wie ein Fisch an Land“ und dem Untertitel: „Menschen sind seit Urzeiten zur Spekulation berist, sagen Hirnforscher. Das bringe Fortschrtitt für alle, auch wenn der Einzelne verliere.“

Wenn man einen Fisch an Land wirft, dann beginnt er wild mit der Hinterflosse an zu zappeln, was ihm jetzt kaum weiterhilft. Er unternimmt dieses nutzlose Unterfangen, weil es ihm in seiner angestammten Umgeben, dem Wasser, sehr wohl hilft.

Ähnlich geht es uns Menschen bei der Geldanlage. Wir haben über Jahrmillionen bestimmte Verhaltensmuster gelernt, die uns beim Überleben geholfen haben. Beschäftigen wir uns nun mit der Geldanlage, so sind wir mit einem Mal in einer ganz anderen Umgebung, ähnlich einem Fisch an Land.

Und natürlich versuchen wir es mit den angestammten, altbewährten Verhaltensmustern. Diese nutzen uns aber in dieser neuen Umgebung nichts, schaden vielleicht sogar.

Nachfolgend die interessanten Konsequenzen, die die Forscher ziehen …

Zunächst zitiert die SZ die Forschungsergebnisse der Frankfurter Wirtschaftsprofessors Hackethal:

„… Nämlich, dass Sparer auch von Profis wenig Hilfe zu erwarten haben. ‚Wenn der Kunde zum Bankberater kommt und Geld anlegen will oder der Berater zuahuse anruft, dann bringt das erfahrungsgemäß meist nichts‘, sagt der Professor. Das hätten Vergleiche von Kundendepots gezeigt, zwischen Depots, bei denen die Anleger beraten wurden, und solchen, über deren Zusammensetzung sie allein entschieden haben. ‚Beide Depots schneiden ähnlich schlecht ab.‘ Ein vernichtendes Urteil.“

In dem SZ-Artikel heißt es weiter:

„Das sind keine guten Nachrichten, für jene, die ihr mühsam verdientes Geld möglichst profitabel anlegen wollen. Doch was sollen sie tun? Sind die Tipps der Anlageprofis allesamt nicht das Papier wert, auf dem sie stehen? Können die Kunden ihren Bankberatern noch vertrauen? Beide Seiten sollten ihr Verhalten überdenken, sagt der Frankfurter Wirtschaftsprofessor Hackethal, der regelrecht in Rage geraten kann, wenn er an die Beratungsmisere an deutschen Bankschaltern denkt. ‚Kunden und Berater machen sich etwas vor‘, klagt er. Der Kunde frage häufig, welche Aktien steigen. Der Berater gebe eine Antwort. ‚Dabei weiß niemand, welche Aktien steigen. Der Berater sollte aufhören, solche Prognosen abzugeben, und der Kunde sollte aufhören, die Berater danach zu fragen‘, fordert Hackethal. Vielmehr müssten sich die Finanzinstitute endlich auf das besinnen, was Beratung eigentlich sein soll: Sorgfältige Bestandsanalyse, Aufzeigen der Möglichkeiten und Bewertung der Risiken.“

Die SZ zitiert Wirtschaftsprofessor Hackethal weiter:

„Der Finanzberater muss drei Fragen beantworten … Wie viel Risiko will ich al Kunde, welches Risiko trage ich gerade, und verdiene ich genug Rendite angesichts meines Risikos?“

Am Ende des SZ-Artikels wird eine sehr wichtige Konsequenz gezogen:

„Das Risikomanagement müsse deshalb aufgewertet werden“

In meinen Beiträgen argumentiere ich immer genau in diese Richtung. Hier eine Zusammenfassung meiner Thesen, die ich durch den SZ-Artikel bestätigt sehe:

  • Privatanleger wie Anlageprofis sind gleich schlecht, wenn es um Kapitalmarktprognosen geht. Bei beiden darf man eine Trefferquote von etwa 50 % erwarten.
  • Sowohl Privatanleger als auch Anlageprofis überschätzen regelmäßig ihre Fähigkeit bei Kapitalmarktprognosen hohe Trefferquoten erzielen zu können.
  • Diese Selbstüberschätzung führt zu einseitig strukturierten und insgesamt zu riskanten Depots.
  • Insbesondere unterschätzen Anleger regelmäßig die eingegangenen Risiken, auch weil sie sich zu sicher mit ihren Anlageentscheidungen fühlen. Andererseits natürlich auch, weil sie schlecht beraten und schlecht informiert werden.
  • Deswegen endet für die meisten Anleger das Abenteuer Geldanlage mit herben Verlusten.

Die große Frage ist natürlich, was dann überhaupt noch ein guter Anlageberater leisten kann. Meine Antwort:

  • Das aller, aller Wichtigste, was ein professioneller Anlageberater oder Vermögensverwalter bieten kann ist: professionelles Risikomanagement. Punkt. (auch ein Profi wird keine besseren Prognosen liefern)
  • Gute Aufklärung über Chancen und Risiken von Anlageprodukten
  • Gute Aufklärung darüber, was es überhaupt an Anlagemöglichkeiten gibt.
  • Unterstützung bei der Minimierung der Kosten (Alleine hat hier ein Privatanleger nämlich kaum eine Chance)
  • Hinweise für eine vernünftige Risikodiversifikation. 
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