Wie rentiert sich eine Kapitallebensversicherung?

CB023953Gestern suchte mich Frau X auf. Sie ist 39 Jahre alt, alleinstehend und bei einem großen Konzern angestellt. Ein Versicherungsvertreter, Herr B.,  empfahl ihr, eine klassische Kapitallebensversicherung abzuschließen. Er bewarb diese Anlageform wortreich. Ihr Versicherungsvertreter stellte vor allem drei Dingen heraus:

  1. Eine Kapitallebensversicherung ist sicher.
  2. Eine Kapitallebensversicherung bringt eine gute Rendite.
  3. Eine Kapitallebensversicherung ist steuerfrei.

Dennoch traute sie dem Ganzen nicht. Deshalb kam sie zu mir, um das Angebot noch einmal durchrechnen zu lassen …

Das Angebot

Frau X ist, wie gesagt 39 Jahre alt. Sie kann 200 Euro im Monat zur Seite legen. Ihr wurde eine Lebensversicherung vorgeschlagen, die bis zu ihrem 61. Lebensjahr läuft, also 22 Jahre lang.

Im Angebot steht eine garantierte Gesamtleistung in Höhe von 59.139 Euro. Dies kommt heraus, wenn die Versicherungsgesellschaft keinerlei Überschussbeteiligungen für sie erwirtschaften würde. Herr B. meinte, dass das sehr unwahrscheinlich sei. In der Vergangenheit wurden locker um die 5% Rendite erzielt, so Herr B.

In dem Versicherungsangebot steht auch, welchen Endbetrag Frau X erwarten darf bei einem „angenommenen Zinssatz“ von 4,76%, nämlich 79.720 Euro. Das ist ja schon einmal deutlich mehr als die garantierten 59.139 Euro. Und die Rendite von 4,76% hört sich eigentlich auch ganz gut an. Immerhin erhält man derzeit mit Tagesgeld in der Spitze 2%, und das muss man auch noch versteuern.

Ich habe mir das LV-Angebot aber natürlich sehr genau ansgesehen.

Kapitallebensversicherung werden nachbesteuert

Zunächst war es eine Halbwahrheit von Herrn B. zu sagen, dass bei der LV keine Steuer anfällt. Es ist richtig, dass während der Ansparphase keine Abgeltungsteuer anfällt. Wohl aber ist am Ende die Hälfte des sogenannten Mehrwerts zu versteuern. Siehe auch: Steuerliche Behandlung von LVen in Deutschland.

Dieser Mehrwert errechnet sich wie folgt. Frau X  zahlt über 22 Jahre 200 Euro monatlich ein. Das sind insgesamt 52.800 Euro. Wenn sie am Ende tatsächlich 79.720 Euro von der Versicherung erhält, dann hat sie hieraus einen Mehrwert in Höhe von

79.720 – 52.800 = 26.920 Euro.

Davon die Hälfte ist 13.460 Euro. Dieser Betrag ist dann mit ihrem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Nehmen wir einmal an, dass dieser Steuersatz 35% beträgt. Dann wird sie 4711 Euro an den Fiskus abgeben müssen, so dass ihr am Ende netto 75.009 Euro verbleiben.

Renditeberechnung

Es ergibt sich ein Zahlungsstrom:

  • 1.10.2009:   -200 Euro
  • 1.11.2009:   -200 Euro
  • etc.
  • 01.09.2009:   -200 Euro
  • 1.10.2031:   +75.009 Euro

Für einen solchen Zahlungsstrom kann man den sogenannten Internen Zinsfuß als Renditemaß berechnen. Das Ergebnis ist eine Rendite von 3,06%.

Dieses Ergebnis ist insofern erstaunlich, als bei dem Versicherungsangebot stand, dass der Endbetrag von 79.720 Euro (vor Steuern) herauskommt bei einem „angenommenen Zinssatz“ in Höhe von 4,76%. Die faktische Rendite für Frau X liegt ziemlich genau 1,7% darunter.

Als ich Frau X diese Zahlen zeige, ärgert sie sich. Denn ihr kommt es wie eine Verschleierungstaktik vor, mit einem „angenommenen Zinssatz“ von 4,76% zu werben, wobei für sie unterm Strich nur 3,06% herauskommt.

Geht man gar von dem garantierten Endbetrag von 59.139 Euro aus, dann liegt die Rendite unterm Strich für Frau X bei 0,85%. Auch diese niedrige Rendite findet man nirgendwo in den Unterlagen des Versicherungsvertreters.

Fazit:

Bei Angeboten von Lebens- oder Rentenversicherungen darf man die ausgewiesenen „Zinssätze“ oder „Überschussbeteiligungen“ nicht für bare Münze nehmen. Diese sind vielmehr sehr häufig sogar irreführend. Die tatsächlichen Renditen unterm Strich können für die Sparer deutlich darunter liegen.

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