Was macht gute Anlageberatung aus? (Teil 3)

Ein Bekannter sprach mich letztens an, dass er von einem hervorragenden Anlageberater, Herrn X, betreut wird und dass ich ihn unbedingt einmal kennenlernen sollte. Bevor ich das aber tat, fragte ich ihn genau aus, weshalb er Herrn X so gut fand und was er genau tat…

Mein Bekannter lobte Herrn X, dass er so nett sei und dass er sich insgesamt gut bei ihm aufgehoben fühlt. Ich fragte genauer nach: Was genau hat denn Herr X gemacht?

Ohne weiteres erzählte mir der Bekannte, dass er zuvor ganz auf der sicheren Seite war mit Sparbüchern und einer Lebensversicherung. Er fand es gut, dass Herr X ihm dazu geraten hat, mehr in Sachwerte zu gehen, immerhin seien die ja vor der Inflation geschützt. Herr X riet ihm also dazu, seine LV zu kündigen und das frei gewordene Geld in einen geschlossenen Fonds zu investieren, der vor allem in Immobilien anlegt.

Das machte mich hellhörig. Eine LV zu kündigen bedeutet immer, dass ein erheblicher Verlust realisiert wird. Deswegen rate ich selbst fast immer nur zur Beitragsfreistellung. Aber noch hellhöriger wurde ich mit dem geschlossenen Fonds. Ich bat meinen Bekannten, mir den Verkaufsprospekt zuzusenden.

Als ich den Verkaufsprospekt hatte, analysierte ich zunächst die Kostenbelastung des Fonds. Neben anfänglichen Weichkosten in Höhe von ca. 27% hatte er noch erhebliche laufende Kosten. Eine grobe Überschlagsrechnung ergab, dass die Anlageobjekte mindestens 3% p.a. Rendite bringen müssten, damit ein Investor mit plus/minus Null aus der Sache kommt.

Oder anders formuliert: Nehmen wir an, die Anlageobjekte des Fonds bringen vor Kosten 6% (was viel ist), dann werden für meinen Bekannten 3% oder weniger übrig bleiben.

Und bei dieser Rechnung ist eines noch gar nicht berücksichtigt. Dass nämlich laut Verkaufsprospekt festgelegt ist, dass die laufenden Gebühren jedes Jahr um 3% steigen. Jedes Jahr 3%, das ist langfristige ein exponentieller Anstieg der Kosten.

Dieser Fonds jedenfalls entpuppte sich mir jedenfalls als ein wahres Feuerwerk an Kosten und Gebühren. Dass hier irgendwann für einen Anleger eine positive Rendite herauskommen wird, erscheint mir als außerordentlich unwahrscheinlich.

Aus meiner Sicht hat Herr X also alles andere als gut beraten. Klar war, dass er diesen Fonds nur empfohlen hat, weil er neben dem Agio in Höhe von 5% auch noch eine Innenprovision von 13% einstrich. Bei einem Anlagebetrag von 40.000 Euro sind das immerhin 6.800 Euro Provisionen für Herrn X.

Fazit: Ein Anlageberater ist nicht nur deswegen gut, weil man bei ihm „ein gutes Gefühl“ hat. Das kann vielmehr sehr häufig sehr gefährlich sein. Mit das Beste einzelne Kriterium, um beurteilen zu können, ob man gut beraten wird oder nicht, besteht darin, ganz einfach die Kosten zu analysieren.

Man sollte als Anleger nicht dem schönen Schein vertrauen, sondern gründlich nachrechnen. Und wenn man das selbst nicht kann: durch einen kompetenten Honorarberater nachrechnen lassen.

Eine vielleicht bestürzende Tatsache zum Schluss: Ende 2008 veröffentlichte das Verbraucherschutzministerium eine Studie, in der erhebliche Missstände in der Finanzberatung beschrieben werden. Demnach liegt der jährliche Schaden in Deutschland zwischen 20 und 30 Mrd. Euro. Allein für ihren Versicherungsschutz geben die Deutschen rund 20 Mrd. Euro zu viel aus.

Und glauben Sie mir: Die meisten Anleger schlittern in ihr finanzielles Desaster mit dem guten Gefühl, von ihrem sogenannten „Berater“ vertrauensvoll betreut zu werden. Das gute Gefühl kann also kein Kriterium sein. Wohl aber ein scharfer Blich auf die Kosten.

Hier die Links zu Teil1 und Teil2.

4 Kommentare
  1. Handundstein
    Handundstein sagte:

    Ich bin immer wieder baff, wenn ich die Kostenbelastung geschlossener Beteiligungen sehe. Das sind aber natürlich immer nur Einzelfälle, und ich habe keinen guten Überblick über das Angebot.

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    • peterreins
      peterreins sagte:

      Ja, da kann man immer wieder staunen. Nicht selten werden die Kosten auch durch verschachtelte Gesellschaftsstrukturen verschleiert. So hatte ich letztens ein Angebot vorliegen bei dem ich mich zunächst darüber wunderte, dass die Kosten so niedrig sind. Ich brauchte 2 Tage, um zu verstehen, dass es da zunächst eine (kostengünstige) Fonds-Verwaltungsgesellschaft gab, die sich an einer „Objekt-Verwaltungsgesellschaft“ beteiligte. Letztere war dann über die Maßen teuer. Die Kosten waren also über ein mehrstufiges Modell gut versteckt. Das ist für mich übrigens auch wieder ein Beispiel, bei dem ich meine, dass es meine These bestätigt, dass man als Laie durchaus einen kompetenten Fachmann braucht. Ein Laie hat kaum eine Chance, solche Strukturen zu erkennen und richtig zu bewerten.
      Ja, ich verdiene mein Geld, indem ich meine Dienstleistung als solch ein Fachmann gegen Honorar anbeite. Insofern ist die obige These natürlich auch nicht wirklich neutral. Das ist etwa so, wie wenn ein Zahnarzt behauptet, dass es wichtig ist, regelmäßig (auch wenn man keine Schmerzen hat) seine Zähne überprüfen zu lassen. Interessant ist, dass man es bei Zahnärzten in der Regel glaubt. Wenn ich als Finanzberater so etwas sage, dann stoße ich immer wieder auf Skepsis. Warum eigentlich? Sind die eigenen Vermögensangelegenheiten nicht mindestens so wichtig wie die eigenen Zähne? Warum sollte man für das eine einen kompetenten Fachmann brauchen, für das andere aber nicht?

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  2. Handundstein
    Handundstein sagte:

    Sie haben natürlich Recht. Ich denke nur, es ist für viele sehr schwierig, einen guten von einem schlechten Anlageberater zu unterscheiden (ganz ähnlich übrigens wie bei Zahnärzten). Wie kann jemand, der kein Wissen über Geldanlage hat, herausfinden, welcher Berater der richtige ist? Schließlich gibt es deutlich mehr Desinformation als seriöse Information, wenn es um Geldanlage geht. Und für einen absoluten Laien scheint es sehr schwer zu sein, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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    • peterreins
      peterreins sagte:

      Ja, das trifft exakt den Kern des Problems: Wie kann man erkennen, ob ein Finanzberater gut oder schlecht ist? Für den Laien extrem schwer zu beurteilen. Vielleicht mal ein paar Blog-Beiträge wert …? (aber die Themen überschlagen sich gerade). Die Sache ist vor allem deswegen so schwierig, weil es so viele schlechte Anlageberater gibt. Meine persönliche Schätzung ist, dass 90% der Berater schlecht sind, vielleicht sogar 95%. (Das ist einer der Unterschiede zu Zahnärzten und vielen anderen Berufen, weil hier die Mangelhaft-Quote sicherlich bei weitem nicht so hoch ist).

      Und da stimmt es natürlich: Besser sich alleine um seine Finanzen kümmern, als in den Fängen eines schlechten Beraters zu sein. Daran besteht kein Zweifel. Noch besser ist es allerdings, wenn man einen guten, kompetenten Vermögensberater hat. Hier beißt sich natürlich die Katze in den Schwanz und wir sind wieder bei der Frage: Wie erkennt man einen guten Anlageberater?

      Dazu habe ich natürlich meine Meinung. Ich habe auch schon einmal einen kurzen Beitrag in der SZ darüber geschrieben (11-05-09). Und in dem aktuellen Buchprojekt „Knigge für Finanzberater“, bei dem ich Co-Autor bin, schreibe ich auch einiges darüber. Aber wie gesagt: vielleicht auch einmal ein interessantes Thema für andere Blogger. Ich selbst werde es sicherlich irgendwann einmal aufgreifen.

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