Viel zu viele schlechte Finanzbücher

j0090547Ich gratuliere Philipp Mattheis zu seinem hervorragenden SZ-Artikel „Warum es so viele schlechte Finanzbücher gibt„, Untertitel: „Selbst kurz vor Ausbruch der Krise behaupteten Autoren, die Immobilienblase werde nicht paltzen.“

Nachfolgend ein paar Zitate aus diesem Artikel, die ich für besonders lesenswert halte …

Philipp Mattheis schreibt in seinem SZ-Artikel:

„‚Warum es dieses Mal anders ist: Dow Jones auf 30.000 im Jahr 2008.‘ So lautet übersetzt der Titel eines Buches von Robert Zuccaro. Die zweite Auflage erschien kurz vor der Lehman-Pleite.“

Aktuell steht der Dow Jones bei 8300. Das ist eine Zielverfehlung um 72%. An dieser Stelle bemerkenswert ist, dass bereits im Jahre 1999 ein Buch mit einem ähnlichen Titel auf den Markt kam: „Dow 36.000: The New Strategy for Profiting from the Coming Rise in the Stock Market“ (zu deutsch: „Dow 36.000: Die neue Stretegie, wie Sie von der kommenden Aktienrally profitieren können“). Die Autoren damals hießen James K. Glassman und Kevin A. Hasset.

In diesem Buch stand seinerzeit: „Um 2005 könnte der Dow 36.000 Zähler erreichen, unter Umständen auch schon viel früher“. Ende 2005 stand der Dow Jones tatsächlich bei etwa 11.000.

Aus irgendwelchen, wahrscheinlich recht schlauen Gründen, meinte der Autor des neuen Buches, Robert Zuccaro, dass es diesmal ganz anders sei. Dass diesmal der Dow Jones tatsächlich explodieren müsste.

Übrigens ist Robert Zuccaro in der Branche auch ein Altbekannter. Jason Zweig schreibt in seinem Buch „Gier“ auf Seite 80:

„Im Jahr 2000 prahlte Robert Zuccaro, Manager des Grand Prix Funds: ‚In fünf bis zehn Jahren werden Sie mit Grand Prix sehr gut dastehen.‘ Immerhin hatte sein Fonds erstaunliche jährliche Gewinn von 112% im Jahr 1998 und 148% 1999 eingefahren, und im ersten Quartal 2000 bereits 33% erzielt. Also legten Investoren etwa 400 Mio USD in dem Fonds an. Allerdings stellte sich nun nicht etwa die Dreierserie ein, sonder die bittere Erfahrung, dass 1000 USD, die Anfang 2000 in Grand Prix ivnestiert wurden bis Ende 2004 auf 180 USD zusammengeschrumpft waren.“

Doch weiter im Text des SZ-Artikels:

„Noch skurriler klint de Titel des Buches von David Lereah …:’Warum die Immobilienblase nicht platzen wird – und wie Sie davon profitieren können.‘ … Es gibt Dutzende solcher Bücher, die eigentliche musealen Wert besitzen … Im Nachhinein kann man darüber schmunzeln …“

„Heute, ein knappes Jahr nach Beginn der Krise, sieht der Buchmarkt kaum anders aus als damals – nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Der Zusammenbruch ganzer Gesellschaftssysteme stehe kurz bevor, die Megakatastrophe, die Kernschmelze der Kapitalmärkte sei unausweichlich … Es wimmelt von ‚geheimem Wissen‘, ‚Komplotts‘, ‚Verschwörungen‘ und ‚Megakatastrophen‘ und  … Ratschlägen, wie man die bevorstehene Katastrophe mit vermeintlich sicheren Investments überstehen kann…“

„‚Es ist erstaunlich, wie viele reißerische wirtschaft- und Finanzbücher es gibt‘, sagt Anlegerschützer Marco Cabras … [Und Verleger Christian Jund sagt:] ‚Gier und angst – dieselben Emotionen, die Anleger auf den Märkten antreiben, veranlasen sie auch, Bücher zu kaufen mit Kursprognosen, die sich im Nachhinein als wahnsinnig erweisen‘ …“

„Bücher mit Kursprognosen sind aber aus einem einfachen Grund unseriös: ‚Es dauert Monate, bis aus einem Manuskript ein fertiges Buch geworden ist‘, sagt Christian Jund …, ‚Wenn die Prognose also schließlich veröffentlicht wird, ist sie schon wieder veraltet.‘ Auf dem Markt wimmle es von selbst ernannten Experten mit angeblich internationalem Renommee. Ständig bekommt er unaufgefordert Vorschläge eingesandt von Leuten, die ihr Depot im lezten Jahr verdoppelt haben und nun ein Buch über ihre Börsenstrategie schreiben möchten …“

An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass auch heute gefeierte Crash-Propheten sich zum Teil sehr stark mit Prognosen aus dem Fenster lehnen. Beispielsweise behauptet Max Otte, dass der Goldpreis auf 2000 USD steigen müsse (derzeit 926 USD). All solches Vorhersagen ist letztlich Kaffeesatzleserei und im Grunde unseriös.

Vielleicht ist es mir erlaubt einen (vielleicht etwas unbescheidenen) Hinweis auf mein Buch zu geben: „Grundsätze soliden Investierens„. Immerhin lautet der vierte Grundsatz:

Kapitalmarktprognosen sind wertlos, häufig sogar gefährlich.

Machen Sie keine Prognosen, hören Sie auf keine! Legen Sie Ihr Geld an, möglichst ohne von konkreten Prognosen abhängig zu sein.“

3 Kommentare
  1. Mex
    Mex sagte:

    Da haben Sie absolut recht mit Ihrem Artikel!

    Vielleicht denken welche zu Max Otte, „der ist ein Kapitalist dem es darum geht besonders viele Bücher zu verkaufen“. Seine Strategie geht auf…….mit reißerischen Überschriften und sehr guten Abverkäufen seines Buches. Ob er Recht hat muss sich noch zeigen –> Goldpreis von 2000 USD. Andere würden vielleicht sagen: Der Erfolg (Anzahl verkaufter Bücher) gibt Ihm Recht.

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  2. Robert
    Robert sagte:

    Kann man wirklich nur zustimmen. Kurz vor dem großen Absturz überschlagen sich viele Experten noch mit Prognosen wie „der Markt wird sich dieses Jahr wieder verdoppeln“. Allerdings find ich es auch nicht korrekt, dass jetzt die Leute gefeiert werden, die angeblich den Finanzcrash „vorausgesagt“ haben. Jedes Jahr kommen doch Tonnen dieser Bücher raus und irgendwann kommt ein Crash. Ist schon sehr viel Zufall involviert. Anyways: Keep up the good work!

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  3. Jungbulle
    Jungbulle sagte:

    Anmerkung zu Mex‘ Kommentar:
    In der Tat ist Gold im Sommer 2011 bis knapp vor 2000 gestiegen. Die „Megatrend“ Angst vor der Inflation und den Glauben an das unkaputtbare Gold hat er erstaunlich gut eingeschätzt. Bei aller Effekthascherei ist Otte weniger schlimm als manche anderen Katastrophenprediger und seine Anlageempfehlung ist vergleichsweise zahm, wenn auch weit weniger diversifiziert als ein ETF-Portfolio.

    Allerdings muss, wie Herr Peterreins in diesem Blog gelegentlich zu Recht darlegt, keine Hyperinflation kommen. Wenn ich auch mal im Kaffeesatz rühren darf: 2015 liegt der Goldpreis wieder unter 1000 Dollar. Vielleicht aber auch nicht.

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