… und wer zu viel bremst, wenn er’s eilig hat, wird sein Ziel nicht erreichen (Teil2)…

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CB017630Wie in meinem vorhergehenden Beitrag, ist die nachfolgende Geschichte frei erfunden, um eine typische Situation darzustellen.

Frau B. ist 35 Jahre alt, alleinstehend und hat angesichts der Finanzmarktkrise all ihr Geld auf ein Tagesgeldkonto geparkt. Sie hat in letzter Zeit immer wieder davon gehört, dass Gold geeignet sei, um Vermögen zu sichern. Auf ihrem Tagesgeldkonto befinden sich 60.000 Euro, außerdem spart sie 200 Euro im Monat in eine Lebensversicherung an, in die sie bereits 5 Jahre angespart hat.

Zunächst einmal erkläre ich Frau B., dass es sich bei Gold um ein reines Spekulationsgeschäft handelt und mit erheblichen Wertschwankungen verbunden ist, also für einen sicherheitsorientierten Anleger eigentlich ungeeignet ist.

Dann kommt aber die wichtige Frage, wie nämlich ihre Vermögenssituation zu optimieren ist…

Zunächst interessiere ich mich für die Lebensversicherung. In den Vertragsunterlagen wird Frau B. eine Summe von 180.000 Euro in Aussicht gestellt, wenn sie ihr 65. Lebensjahr erreicht hat. Garantiert sind allerdings nur 112.000 Euro.

Ich mache Frau B. darauf aufmerksam, dass sie damit neben der erwünschten Altersvorsorge auch einen Hinterbliebenenschutz hat. Ich frage sie also, ob sie im Falle ihres Ablebens Hinterbliebene hat, die dann in eine finanzielle Notsituation kämen. Da sie weder verheiratet ist, noch Kinder hat, verneint sie diese Frage. Frau B. hat also eine Versicherung abgeschlossen für ein Risiko, das sie gar nicht hat. Das ist etwa so, als würde man eine KFZ-Versicherung für ein Auto abschließen, das man nicht besitzt.

Ich gebe ihr ferner einen Artikel aus dem CAPITAL (Ausgabe Dezember 2006) mit dem Titel „Teure Blackbox“. Darin steht:
„Als Faustformel gilt: Bei teuren Gesellschaften beträgt der Sparanteil nur 70 Prozent, kostenbewusste Versicherer kommen dagegen bei Kapitalpolicen auf deutlich mehr als 80 Prozent…“
Man kann also grob davon ausgehen, dass bei dem LV-Vertrag, den Frau B. abgeschlossen hat, von den monatlichen 200 Euro nur etwa 160 Euro tatsächlich für sie in den Spartopf landen. Außerdem fallen natürlich in den ersten Jahren Abschlussgebühren noch zusätzlich an.

Danach frage ich Frau B. nach ihren Anlagezielen. Schnell kommen wir gemeinsam auf eine Rentenlücke für sie von 2000 Euro, sobald sie 65 Jahre alt ist. Weil sie eine Kapitalverzehr in Ordnung findet, benötigt sie dazu 560.000 Euro.

Die Frage ist, wie sie dieses Ziel: 560.000 Euro in 30 Jahren, mit dem, was ihr zur Verfügung steht erreichen kann.

Wir erinnern uns: Ihre LV verspricht ihr im besten Falle 180.000 Euro. Lässt sie ihre 60.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto bei einer angenommenen Verzinsung von 2%, dann können daraus nach 30 Jahren schätzungsweise 110.000 Euro werden. Das macht zusammen 290.000 Euro. Und damit verfehlt sie ihr Ziel um 270.000 Euro.

An dieser Stelle hat Frau B. zwei Möglichkeiten. Entweder korrigiert sie ihr Anlageziel deutlich nach unten (nimmt also bereits heute eine spätere Altersarmut in Kauf) oder sie otpimiert ihre Vermögenssituation.

Da sie ja einen sehr langen Anlagehorizont hat, spricht nichts dagegen, ein klein wenig riskanter anzulegen. Wenn man es beispielsweise hinbekommt, ihre 60.000 Euro so anzulegen, dass auf lange Sicht 5% p.a. herauskommen, dann werden daraus nach 30 Jahren 259.300 Euro werden.

Dann fehlen aber immer noch 301.000 Euro, um auf ihre Zielsumme von 560.000 Euro zu kommen. Dies könnte sie allerdings schaffen, wenn sie einen Sparplan findet, der eine Rendite von 5% p.a. verspricht, und wenn sie ihren bisherigen monatlichen Sparbetrag von 200 Euro auf 370 Euro erhöht. Das, meint Frau B., könne sie gerade noch aufbringen.

Mit welchen Anlageformen diese 5% p.a. zu erreichen sind, will ich an dieser Stelle nicht weiter erörtern. Klar ist aber, dass Frau B. ihr Anlageziel nur erreichen kann, wenn sie ein wenig mehr ins Risiko geht. Nur dann hat sie überhaupt eine Chance, ihr Ziel zu erreichen. Sollte sie weiter so sicherheitsorientiert anlegen wie bisher, dann ist eines 100%ig sicher: dass sie nämlich ihr Anlageziel verfehlen wird.

Ich habe in meinem letzten Beitrag über die Beratung von Herrn S. die Geldanlage mit dem Autofahren verglichen. Der Fall von Frau B. ist so als hätte es jemand eilig, um seinen Termin in einer fremden Stadt zu erreichen. Aber statt aufs Gaspedal zu steigen, fährt man „wie eine Schnecke“ und bremst bei jeder Gelegenheit. Man wird so wahrscheinlich ankommen, den Termin wird man aber sicher verpassen. Manchmal ist es vernünftig, ein überschaubares Risiko einzugehen, um überhaupt die Chance zu haben, sein Ziel zu erreichen.

j0286794

(wird fortgesetzt)

Quelle der in diesem Beitrag verwendeten Bilder: http://office.microsoft.com/de-de/clipart

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