Darf es ein wenig mehr Rendite sein?

Wer ohne Risiko anlegen möchte, sollte ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto eröffnen. Die Zinsen liegen hier allerdings derzeit deutlich unter 3% pro Jahr. Wem das zu wenig ist, dem sollte klar sein, dass ein Mehr an Rendite immer auch ein Mehr an Risiko bedeutet.

Die Frage ist nur, ob es gleich das volle Aktienrisiko sein muss. Oder ob es vielleicht Anlageformen gibt, die auf der einen Seite ein moderates Mehr an Rendite versprechen, dennoch aber nur geringfügig riskanter als Tagesgeld sind.

Eine Antwort hierauf sind Discountzertifikate. Man sollte nicht vergessen, sogenannte Stop-Loss-Limits zu setzen.

Wer in Aktien investiert, hofft auf schnelle Kursgewinne. Wenn er Glück hat, erzielt er auf Jahressicht 10, 20 oder 30 Prozent. Bei Discountzertifikaten hingegen muss man bescheiden sein. Hier sind die maximal erzielbaren Renditen immer beschränkt. Exorbitante Kurssteigerungen sind hier nicht zu erwarten. Vielmehr ist hier das Gewinnpotential, je nach Zertifikat, auf beispielsweise 5%, 6% oder 7% beschränkt.

Diese Rendite bekommt der Anleger dafür aber mit höherer Wahrscheinlichkeit. Sie stellt sich nämlich ein bei steigenden, stagnierenden und leicht fallenden Aktienmärkten. Und „leicht fallend“ kann beispielsweise bedeuten, dass die Aktienmärkte 20% fallen können und das Zertifikat erreicht dennoch die avisierte Zielrendite. Deswegen bin ich der Meinung, dass Discountzertifikate gerade momentan sehr attraktiv sind.

Man spricht hier von einem Risikopuffer. Bei Discountzertifikaten beschränkt man also das Gewinnpotenzial nach oben (maximale Rendite) und erhält dafür einen Risikopuffer, und damit ein Stück mehr Sicherheit.

So gab es z.B. zum Stichtag 06.04.09 ein Discountzertifikat auf den EuroStoxx 50, das bis September 2010 läuft. Der maximale Ertrag, den man mit diesem Zertifikat zu diesem Zeitpunkt erzielen konnte, lag bei 5,8% p.a. mit einem Risikopuffer von 49%. D.h. wenn der EuroStoxx 50 bis Oktober 2010 um –49% fällt, liegt das Zertifikat bei Plus/Minus Null. Fällt der EuroStoxx 50 noch weiter, so ist der Verlust im Zertifikat immer um den Risikopuffer gemindert.

Fällt der Index z.B. um –55%, so macht das Zertifikat einen Verlust von –6,0%. Fällt der Index weniger als –49% bis zum Laufzeitende, so wird das Zertifikat in der Gewinnzone sein. Fällt der EuroStoxx 50 z.B. um –10%, so wird das Discount-Zertifikat ein Gewinn von  5,8% p.a. erzielt haben. Auch bei gleichbleibendem oder steigendem EuroStoxx 50  bekommt der Anleger die maximale Rendite von 5,8%

Über die Risiken, die mit einem Discountzertifikat verbunden sind, sollte man sich freilich im Klaren sein. Zunächst ist das Emittentenrisiko zu erwähnen. Jedes Zertifikat wird von einer Bank begeben. Im obigen Beispiel war es die Deutsche Bank. Es gibt auch Discountzertifikate von der UBS, der Commerzbank, Dresdner Bank und vielen anderen Großbanken. Sollte der Emittent insolvent werden, kann das für den Zertifikate-Inhaber erhebliche Verluste bedeuten.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass ein Discountzertifikat während der Laufzeit ins Minus rutschen kann, wenn die Aktienmärkte fallen. Zwar nicht eins zu eins, aber doch tendenziell.

Sagen wie beispielsweise, dass ein Monat nach dem Kauf des oben genannten Zertifikates vergangen ist, und der EuroStoxx50 um x Prozent gefallen ist, dann wird das Zertifikat sich wie folgt entwickelt haben:

  • EuroStoxx50 fällt -5%, dann liegt das Zertifikat bei –0,4%
  • EuroStoxx50 fällt -10%, dann liegt das Zertifikat bei –1,4%
  • EuroStoxx50 fällt -20%, dann liegt das Zertifikat bei –4,2%
  • EuroStoxx50 fällt -30%, dann liegt das Zertifikat bei –8,0%

Ist seit Kauf des Zertifikates ein halbes Jahr vergangen, dann sehen die Zahlen wie folgt aus:

  • EuroStoxx50 fällt -5%, dann liegt das Zertifikat bei +3,0%
  • EuroStoxx50 fällt -10%, dann liegt das Zertifikat bei +2,1%
  • EuroStoxx50 fällt -20%, dann liegt das Zertifikat bei –0,3%
  • EuroStoxx50 fällt -30%, dann liegt das Zertifikat bei –3,8%

An diesem Beispiel sieht man gut, wie die Zeit für Discountzertifikate arbeitet.

Aufgrund der genannten Risiken, rate ich dringend dazu, bei Discountzertifikaten immer auch ein Stop-Loss-Limit festzulegen. Sofort bei Erwerb sollte man also eine Verlustschwelle festlegen, bei der man in jedem Fall aussteigt, um die Verluste zu begrenzen.

Auch hier, wie immer bei der Geldanlage, ist das Risikomanagement der Schlüssel zum Erfolg.

Weitere Verweise zum Thema:

4 Kommentare
  1. Michal Broska
    Michal Broska sagte:

    Hallo Herr Dr. Peterreins,

    wenn Sie ein uebliches 1:1 Indexzertifikat auf EuroStoxx 50 mit einem Discountzertifikat vergleichen wuerden, sprechen die Risiken eher fuer ein Discountzertifikat, da das Kursrisiko gemindert wird, nicht wahr?

    Freundliche Gruesse

    M. Broska

    Antworten
    • peterreins
      peterreins sagte:

      Ja, sehr geehrter Herr Broska, ein Discountzertifikat ist im Vergleich zu einem herkömmlichen Indexzertifikat risikoärmer. Beim Discountzertifikat gibt es eben noch einen sog. Risikopuffer. Dafür ist aber auch das Gewinnpotenzial beschränkt.
      Ich bin der Meinung, dass ein herkömmliches Indexzertifikat vor allem dann gut geeignet ist, wenn man eine langfristige Perspektive hat. Langfristig ist die Renditeerwartung bei einem Indexzertifikat höher als bei Discountzertifikaten, man hat eben auch ein höheres Risiko.

      Antworten
  2. Michal Broska
    Michal Broska sagte:

    Danke Herr Dr. Peterreins. Nun und wäre folgende Logik des Sparers langfristig klug?

    In Krisenzeiten mit EuroStoxx bswp. -30% investiert ein Sparer in Indexzertifikate und und in Konjunturzeiten in Discountzertifikate mit dem Hintergedanken, beim ersten den cost average Effekt zu maximieren und beim zweiten den kommenden Verfall zu puffern? Oder wäre dies zu aufwendig, bzw. fuer einen individuellen Sparer schwer zu managen?

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  3. peterreins
    peterreins sagte:

    Ich glaube ich verstehe Ihren Gedanken: nämlich antizyklisch zu investieren. Man sollte demnach Indexzertifikate kaufen, wenn die Kurse stark gefallen sind, mit der Absicht, bei einer kommenden Erholung voll dabei zu sein. Und wenn die Aktienmärkte über eine gewisse Zeit haussiert haben, dass man dann umsteigt auf risikoärmere Discountzertifikate, um sich die erzielten Gewinne zu sichern. Habe ich Sie richtig verstanden?

    Ja, das klingt nach einer vernüfntigen Strategie. Die einzige Schwierigkeit ist, zu erkennen, wann die Märkte ihren Tiefpunkt bzw. ihren Höhepunkt erreicht haben.
    Eine Lösung könnten einfach Quoten sein. Wenn man beispielsweise immer versucht 50% des Vermögens in Discountzertifikaten zu haben, und 50% in Indexzertifikaten, dann hat ein regelmäßiges Re-Balancing automatisch eine anti-zyklische Strategie zur Folge.

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