Riester-Fondssparen kann eine Nullrendite bedeuten

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In den Medien ist in jüngster Zeit immer wieder das Riester-Fondssparen ein Thema. Zur Erinnerung: Es gibt drei Arten des Riester-Sparens:

  1. die Riester-Rentenversicherung (die es a. in der klassischen Variante und b. als  als  fondsgebundene Rentenversicherung gibt).
  2. das Riester-Fondssparen
  3. Riester-Banksparpläne.

Riester-Banksparpläne sind für sehr sicherheitsorientierte Anleger. Riester-Rentenversicherungen sind in der Regel zu teuer. Und bei Riester-Fondssparplänen muss man wissen, dass sie wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Kapitalgarantie ein anderes Risiko-Rendite-Profil als herkömmliche Fondssparpläne haben. Im folgenden mehr dazu.

In meiner beruflichen Praxis werden mir immer wieder Riester-Rentenversicherungsverträge zur Analyse vorgelegt. Ich habe bisher noch nicht einen Vertrag gesehen, der sich für den Sparer unterm Strich lohnen würde. Die Kosten sind hier in der Regel viel zu hoch. Der Sparer ist dann besser beraten ist, das Geld einfach auf einem Tagesgeld-Konto anzusparen. Die Zinsen muss er da zwar versteuern und staatliche Zulagen bekommt er auch nicht. Und dennoch wird er hier am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr habe als mit einer Riester-Rentenversicherung, die erstens steuerlich begünstigt ist und zweitens mit Zulagen gefördert wird.

Weitere Infos zum Thema Riester-Rentenversicherung findet man z.B. bei der Stiftung Warentest (allerdings vielleicht ein etwas veralteter Artikel).

In der Printausgabe des Finanztests vom Dezember 2005 war ein Artikel zum Thema Riester-Rentenversicherung mit der vielsagenden Überschrift „Teurer Liebling der Sparer“. Darin steht unter anderem:

„Die Kosten sind bei Rentenversicherungen hoch und schwer zu durchschauen. Ziehen die Anbieter Abschluss- und Vertriebskosten im Laufe der ersten zehn oder gar fünf Jahren ab, schmerzen sie besonders beim raschen Wechsel. Manche Versicherer kassieren zusätzlich mehr, je mehr angespart ist …“

Und in der Süddeutschen Zeitung stand am 6. Juni 2008 ein Artikel mit der Überschrift „Gebühr frisst Zulage auf – Bei manchen Riester-Angeboten sind die Kosten so hoch, dass von der staatlichen Förderung nichts bleibt.“

Aus diesem Grund rate ich Anlegern entweder zu Riester-Banksparplänen oder zu Riester-Fondssparplänen. Natürlich muss man auch hier auf die Kosten achten. Das ist, wie immer das entscheidende Kriterium.

Hier ein Beispiel:

Frau P. ist Arbeitnehmerin, hat ein kleines Kind und verdient 30.000 Euro im Jahr. Davon 4% sind 1200 Euro. Dieser Betrag ist unter der Grenze von 2100 Euro im Jahr. Daher genügt es, wenn sie 1200 Euro im Jahr anspart, um folgende staatliche Förderung zu erhalten:

  • 154 Euro Grundzulage
  • 185 Euro Kinderzulage.

Das ergibt zusammen eine Förderung von 339 Euro im Jahr. Bezogen auf den jährlichen Sparbetrag von 1200 Euro sind das 28%. Dem gegenüber stehen grob gerechnet folgende Kosten:

  • Ausgabeaufschlag (maximal 5%)
  • laufende Fondsverwaltungskosten (maximal 2%).

Einer Förderung von 28% stehen also Kosten von (sagen wir) 7% gegenüber. Dann verbleibt für die Sparerin immer noch ein Plus von 21%. Bei welcher Geldanlage bekommt man schon aus dem Stand heraus eine Rendite von 21%? Ich finde das sehr gut. Oder anders formuliert: Frau P. zahlt selbst 1200 Euro ein, hat aber faktisch, d.h. nach Gebühren, etwa. 1450 Euro in ihrem Spartopf.

Das Problem ist natürlich, wenn es eine Crash-Situation gibt wie beispielsweise in 2008. Hat man einen Riester-Fondssparplan mit Schwergewicht auf Aktienfonds gewählt, dann kann es hier zu herben Verlusten kommen.

Beim Riester-Fondssparen wirken die staatlichen Zulagen wie ein Risikopuffer. In dem Beispiel von Frau P. könnte der Spartopf von 1450 Euro auf 1200 Euro fallen, so dass Frau P. bei plus/minus Null ist. Das entspricht einer negativen Performance von 17%. Sind die Fonds noch mehr gefallen, dann mindert sich der Verlust immer um diese 17%. War das Minus in den Fonds beispielsweise –30%, dann hat Frau P. unterm Strich 13% verloren.

Ein weiteres Problem beim Riester-Fondssparen in Crash-Situationen besteht darin, dass die Anbieter eine Kapitalgarantie sicherstellen müssen. Das hat der Gesetzgeber so verlangt. Daher auch das aufwendige Verfahren, dass ein Riester-Produkt staatlich zertifiziert werden muss.

Das war natürlich gut gemeint. Der Sparer soll die Sicherheit haben, dass er in jedem Fall zumindest das zurück erhält, was er eingezahlt hat. In schwierigen Börsenzeiten muss das aber dazu führen, dass die Anbieter die Aktienquote deutlich zurückfahren. Denn ansonsten wird hier das Risiko zu hoch, am Ende nicht mehr die Kapitalgarantie gewährleisten zu können.

Vom Grundgedanke kann man sich das so vorstellen. Nehmen wir an, Frau P. hat bisher insgesamt 5000 Euro in ihren Riester-Vertrag eingezahlt. Und sie hat noch 25 Jahre Zeit bis zu ihrem Rentenalter. Die Frage ist auf welchen Betrag X ihr Fonds-Spartopf abfallen darf, damit die Fondsgesellschaft noch eine Chance hat, alleine mit ganz sicheren Geldanlagen nach 25 Jahren wieder auf 5000 Euro zu kommen.

Nimmt man eine Verzinsung von ganz sicheren Geldanlagen von 2% p.a. an, dann darf Frau P.’s Spartopf auf 3050 Euro fallen, damit daraus nach 25 Jahren bei einer Verzinsung von 2% p.a. wieder 5000 Euro geworden sind. (3050 * (1,02^25) = 5003 Euro).

Und damit aus 5000 Euro 3050 Euro werden „genügt“ ein Verlust von 39%. Und diesen Verlust hat in 2008 so mancher Aktienfonds hinnehmen müssen.

Die staatliche Forderung einer Kapitalgarantie zum Laufzeitende zwingt also die Anbieter von Riester-Fondssparplänen in schlechten Zeiten in ganz sichere Geldanlagen umzuschichten. Was dann am Ende für den Anleger herauskommt, ist dann tatsächlich im Prinzip eine Nullrendite. So auch beschrieben in einem Artikel aus dem Münchner Merkur: Link dorthin.

Hier zeigt sich ein Dilemma, in dem man immer als Anleger steckt: nämlich das Dilemma von Rendite und Sicherheit. Man kann nie beides gleichzeitig in vollem Umfang haben. Wenn man hohe Renditen will, muss man Abstriche bei der Sicherheit machen. Und wenn man viel wert Sicherheit legt, muss man Abstriche bei der Rendite machen.

Da der Gesetzgeber beim Riester-Sparen Sicherheit ganz groß geschrieben hat, muss sich der Riester-Sparer unter Umständen mit einer geringeren Rendite zufrieden geben. Diese Umstände sind letztes Jahr wohl größtenteils eingetreten. Schade natürlich. Aber man kann eben nicht beides haben: eine Kapitalgarantie zum Laufzeitende UND dieselbe Renditeerwartung wie bei ungesicherten Aktienengagements.

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