Bankenkrisen gab es auch schon früher
Ich lese gerade das Buch „Der Schwarze Schwan“ von Nassim Taleb, das im Jahr 2007 veröffentlicht wurde. Also noch bevor die aktuelle Bankenkrise eskalierte. Angesichts dieser Krise finde ich zwei Passagen daraus bemerkenswert (S. 64/65): …
„Im Sommer 1982 verloren große US-amerikanische Banken nahezu ihre gesamten früheren Erträge …, so ziemlich alles, was sie in der Geschichte des amerikanischen Bankwesens erwirtschaftet hatten – alles! Sie hatten Kredite an süd- und mittelamerikanische Länder vergeben, die ihren Zahlungsverpflichtungen alle zur gleichen Zeit nicht mehr nachkamen …
„… Ein Jahrzehnt später wiederholte die ganze Sache sich sogar – die ‚risikobewussten‘ Großbanken gerieten erneut unter finanziellen Druck, viele von ihnen sogar an den Rand des Bankrotts, als in den frühen 1990er Jahren der Immobilienmarkt zusammenbrach und die Branche nur dank einer Finanzspritze von über einer halben Billion Dollar … überlebte.“
Diese Zeilen finde ich aus verschiedenen Gründen sehr interessant. Zunächst einmal ist man entsetzt, dass die Banken aus schon einmal begangen Fehlern nichts zu lernen scheinen. Und besonders interessant finde ich, dass diese Fehler gar nicht so weit zurück liegen. Die 1980er Jahre liegen etwa 30 Jahre zurück und die 1990er Jahr nicht einmal 20 Jahre zurück.
Interessant finde ich aber auch folgenden Punkt: Das, was wir derzeit erleben, ist in seiner Dimension sicherlich eine der gefährlichsten Krisen seit sehr langer Zeit. Tatsache aber ist, dass es schwere Bankenkrisen, auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder gegeben hat. Samt der zugehörigen staatlichen Rettungsprogramme. Insofern ist es schlicht falsch, wenn manche Leute die aktuelle Krise als eine „noch nie dagewesene Katastrophe“ bezeichnen. Ähnliche Verwerfungen hatten wir bereits nicht einmal vor 20 und 30 Jahren. Vielleicht wie gesagt nicht ganz so schlimm wie die heutige. Aber ich wette, dass die damals Betroffenen ihre jeweilige Krise auch als „die schlimmst Kirse seit vielen, vielen Jahren“ empfanden und bezeichneten.
Und die früheren schweren Bankenkrisen wurden überwunden. So sehr überwunden, dass die große Masse der Bevölkerung an sie nicht einmal mehr erinnert, selbst viele Finanzprofis können sich nicht erinnern. Ist unsere kollektive Erinnerung tatsächlich so kurz oder so selektiv? Immerhin sind im Zuge der Bankenkrise in den 1980er Jahren über 1500 Banken pleite gegangen. Nicht gerade ein kleines Ereignis.
Kann uns das Hoffnung machen? Dass wir vielleicht auch in 20 Jahren die aktuelle Krise vergessen haben werden? Und wir im Nachhinein sagen werden: „Ach damals 2008 war doch alles gar nicht so schlimm“? – Ich weiß es nicht. Angesichts der Ausmaße der aktuellen Krise halte ich das sogar für unwahrscheinlich.
Aber in einem Punkt bin ich mir doch ziemlich sicher (sagen wir zu 98%): Irgendwann wird die aktuelle Krise vorbei sein. Irgendwann wird es wieder nach oben gehen. Irgendwann wird es wieder so etwas wie Börseneuphorie geben. Zeiten, in denen man Anleger wieder bremsen muss, nicht zu riskant anzulegen, und man dann zu hören bekommen wird, dass schon nichts schiefgehen wird. Und die Begründung wird sein, dass ja auch die letzten Monate die Börse nur nach oben gegangen ist. Der Mensch ist ein Herdentier.
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